Solidarität und soziales Bewusstsein

Wolfgang Haas VIG © Thomas Pitterle

Die Vienna Insurance Group ist ein internationaler Versicherungskonzern mit Sitz in Wien. Die VIG hat sich nach der Ostöffnung im Jahr 1989 sehr rasch von einem rein österreichischen zu einem internationalen Konzern entwickelt. Mittlerweile sind mehr als 25.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in rund 50 Versicherungsgesellschaften und 25 Ländern für den Konzern tätig. Die soziale und gesellschaftliche Verantwortung wird dabei sehr ernst genommen. Im Interview erklärt Konzernpressesprecher Wolfgang Haas, wie nachhaltiges Wirtschaften funktioniert.

Access Guide Magazin: Welche CSR-Aktivitäten gibt es bei der Vienna Insurance Group?

Wolfgang Haas: Als Versicherungsunternehmen geben wir Kundinnen und Kunden ein Versprechen über eine Leistung, die in der Zukunft erbracht wird. Im Bereich Lebensversicherung liegen zwischen der Zusage und der Leistung oft mehrere Jahrzehnte. Eine derart langfristige Perspektive verlangt per se nachhaltiges Handeln. In Generationen zu denken und ein hohes Verantwortungsbewusstsein ist sozusagen unser Kerngeschäft. Verantwortung gehört daher neben Vielfalt und Kundennähe zu unseren drei Kernwerten die wir definiert haben. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, unsere wirtschaftlichen Ziele auch künftig auf soziale und ökologische Interessen auszurichten. Die VIG hat auch eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert die folgende Aspekte beinhaltet: vorausschauendes Wirtschaften für langfristiges Wachstum und Sicherung der finanziellen Stabilität des Konzerns, Einbeziehen von sozialen, ökologischen und führungsbezogenen Faktoren in unsere allgemeine Geschäfts- und Risikostrategie, Integrieren von Umweltinteressen, sozialen Interessen und Menschenrechten in unseren Investmentprozess und Einhalten aller gesetzlichen und behördlichen Auflagen sowie selbst auferlegter interner Standards (z. B. Code of Business Ethics, Prävention von Korruption und Bestechung).

Die soziale und gesellschaftliche Verantwortung sehen wir als Teil der DNA des Konzerns. Die Tradition des sozialen Engagements des Konzerns reicht bis ins Gründungsjahr der ersten Gesellschaft im Jahr 1824 zurück. An der Gründung der ersten Vorläufergesellschaft der Gruppe waren Persönlichkeiten aus Adel, Industrie und Klerus beteiligt. Unter den Gründern befanden sich unter anderem der Fürsterzbischof von Wien sowie der Administrator des Erzbistums Salzburg. Damit waren die Wurzeln der heute noch bestehenden guten Beziehungen zwischen der Vienna Insurance Group und der katholischen Kirche gelegt. Ein Abt eines österreichischen Klosters hat bis heute einen fixen Sitz im Aufsichtsrat der Versicherung und auch heute noch sind viele österreichische Klöster bei der Wiener Städtischen versichert. Aus dieser Historie heraus hat soziales Engagement einen besonders hohen Stellenwert bei uns. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie zuletzt während der Finanzkrise 2008 und 2009 wurde die Unterstützung der sozialen Projekte in Österreich und Osteuropa fortgesetzt. Keine der wesentlichen Kooperationen im Sozialbereich wurde gekündigt.

Access Guide Magazin: Wie sieht das soziale Engagement konkret aus?

 Wolfgang Haas: Da gibt es ein sehr umfangreiches Potpourri, wenn ich es schwerpunktmäßig auf das soziale Engagement fokussiere, ist uns bei den Aktivitäten eine nachhaltige Wirkung wichtig. Wir versuchen daher auch längerfristige Partnerschaften einzugehen. Wir engagieren uns sozial mit eigenen Programmen und unterstützen Organisationen, die benachteiligten Menschen helfen. Besonders im Fokus stehen bei unseren Aktivitäten Kinder und Jugendliche. Die Finanzierung vieler Aktivitäten im Bereich der sozialen Verantwortung übernimmt zum Großteil unser Hauptaktionär, der Wiener Städtische Versicherungsverein.

Zu den wichtigsten Aktivitäten zählen: Social Active Day: Seit 2011 wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Konzerns ein Arbeitstag pro Jahr zur Verfügung gestellt, um sich in einer Hilfsorganisation ehrenamtlich zu engagieren. Die Bandbreite der Aktivitäten ist hier sehr groß. Sie reicht von der Hilfe bei Renovierungsarbeiten in Hilfs- und Pflegeeinrichtungen über das Sammeln von Lebensmitteln, die Suppenausgabe, die Mithilfe im Sozialmarkt, die Arbeit mit sozial schwachen oder bedürftigen Menschen bis hin zur Begleitung älterer Personen bei Ausflügen. Die Resonanz in den einzelnen Versicherungsgesellschaften ist enorm und selbstverständlich nimmt auch das Topmanagement an der Initiative teil. Die Bilanz des Social Active Days ist aus unserer Sicht sehr beeindruckend: Wir haben rund 50 Konzerngesellschaften in 25 Ländern. 2018 haben über 5.000 KonzernmitarbeiterInnen aus 37 Konzerngesellschaften und 21 Ländern über 41.000 Stunden für soziales Engagement investiert.

Anerkennungspreis für ehrenamtliches Engagement: Um MitarbeitInnen des Konzerns zu würdigen, die sich in ihrer Freizeit in besonderer Weise ehrenamtlich für andere einsetzen, vergibt der Hauptaktionär der Vienna Insurance Group seit 2013 den „Anerkennungspreis für ehrenamtliches Engagement“. Die Nominierungen für diesen Preis erfolgen durch Kollegen und eine Jury wählt schließlich aus den zahlreichen Einsendungen die Gewinner aus. Die Mitarbeiter setzen sich für ihre Mitmenschen in unterschiedlicher Weise ehrenamtlich ein: vom Assistenzdienst für benachteiligte Menschen, Sanitätsdienst beim Roten Kreuz, Unterstützung sozial schwacher Familien oder Freizeitgestaltung für Waisenkinder – um nur einige der Projekte zu nennen. Der Wiener Städtische Versicherungsverein sieht den Preis als Signal, um auf die Bedeutung von sozialem Zusammenhalt und Solidarität in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.

Günter Geyer Preis für soziales Bewusstsein: Soziales Engagement auf Unternehmensebene holt seit 2012 der „Günter Geyer Preis für soziales Bewusstsein“ vor den Vorhang. Diese nach dem Vorstandsvorsitzenden des Wiener Städtischen Versicherungsvereins Dr. Günter Geyer benannte Auszeichnung wird jährlich an drei Konzerngesellschaften verliehen, die durch ihre und/oder die Aktivitäten ihrer MitarbeiterInnen Außerordentliches im sozialen Bereich leisten. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 100.000 Euro ist zweckgewidmet und wird von den prämierten Gesellschaften wieder für soziale Projekte verwendet.

VIG Kids Camp: Das VIG Kids Camp wird auf Initiative des Wiener Städtische Versicherungsvereins jährlich veranstaltet. 500 Kinder von MitarbeiterInnen der VIG- Konzerngesellschaften werden für zwei Wochen nach Österreich eingeladen. Dabei wird neben Internationalität und Diversität bei den gemeinsamen Aktivitäten auch großer Wert auf generationenübergreifende Begegnungen und soziales Engagement gelegt. 2018 fand das VIG Kids Camp bereits zum neunten Mal statt. Kinder aus 23 Nationen waren dabei. Ziel ist es, Werte, die im VIG-Konzern tagtäglich gelebt werden – gegenseitiges Verständnis, Solidarität und soziales Bewusstsein –, auch den Jüngsten spielerisch zu vermitteln. Neben Wanderungen, Sightseeing, Entdeckungsreisen, ausgiebigem Spiel- und Badevergnügen besuchten die Kinder im Rahmen ihres Aufenthalts auch Einrichtungen für SeniorInnen. Für diese generationenübergreifende Begegnung studierten die Kinder gemeinsam mit ihren BetreuerInnen Tanz- und Gesangseinlagen ein.

Es gibt darüber hinaus weitere zahlreiche Aktivitäten wie die Partnerschaft mit der Caritas, der Partnerschaft der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Kampagne „Armut tut weh“ der Volkshilfe, die unter der Schirmherrschaft von Margit Fischer steht, sowie die mobilen Pflegedienste von Caritas, Volkshilfe, Rotem Kreuz und Hilfswerk. Neu ist 2018 die Schiffspatenschaft der VIG an der Mirno More Friedensflotte, das weltweit größte Friedens-Segelprojekt für sozial und wirtschaftlich benachteiligte Kinder und Jugendliche. Die Schiffspatenschaft beinhaltet die Finanzierung eines Schiffes, einschließlich aller Nebenkosten, wie Anreise und Verpflegung der Kinder, Liegeplatzgebühren sowie Vorbereitungs- und Wiedersehenstreffen in Wien. VIG hat im Vorjahr auch den CSR-Tag von RespACT unterstützt. RespACT ist eine Unternehmensplattform für verantwortungsvolles Wirtschaften. Sie informiert, vernetzt und forciert CSR in Österreich. Die VIG unterstützt auch das Gustav Mahler Jugendorchester. Es gilt als Talentschmiede für europäische Orchestermusiker. Es fördert das gemeinsame Musizieren junger österreichischer Musiker mit Kollegen aus ganz Europa, darunter traditionell viele Musiker aus Zentral- und Osteuropa. Das Orchester bietet hochbegabten Musikern bis zu ihrem 26. Lebensjahr die Chance, mit großen Dirigenten und Solisten unserer Zeit zusammenzuarbeiten.

Access Guide Magazin: Wie werden die Themen Diversität und Inklusion bei der Vienna Insurance Group umgesetzt?

Wolfgang Haas: Diversität ist wie bereits erwähnt unser Kernwert und wir sehen diesen auch in besonderer Art und Weise von uns täglich gelebt. Für uns ist Diversität eines jener Attribute, die wir als Teil unseres Erfolgs sehen. Wir haben daher ein Diversitätsmanagement und eine eigene Diversitätsbeauftrage in der VIG. Wir haben über 25.000 MitarbeiterInnen in 25 Ländern, rund 50 Gesellschaften die unter lokalen Marken agieren (Mehrmarkenstrategie, die uns auch von den meisten internationalen Versicherungskonzernen unterscheidet, die meist nur eine einzige Marke repräsentieren). In der Holding in Wien arbeiten MitarbeiterInnen aus 19 verschiedenen Nationen. Wir haben als einziges börsennotiertes Unternehmen in Österreich nicht nur einen weiblichen CEO, sondern sogar eine Geschlechterparität im Vorstand –  50 % der Vorstandsmitglieder sind bei uns Frauen. Im Aufsichtsrat haben wir eine Quote von 40 % Frauen und gruppenweit beträgt der Frauenanteil in der zweiten Führungsebene knapp 48 %. In der VIG bedeutet Diversitätsmanagement, dass wir Diversität respektieren, ihr mit einer offenen Haltung begegnen und uns ganz bewusst darum bemühen, sie für unseren Erfolg zu nutzen.

Im Vorjahr wurden im Rahmen des Diversitätsmanagements neue Initiativen gesetzt. Beispielsweise ein gruppenweiter Videowettbewerb zum Thema Diversität, bei dem die einzelnen Konzerngesellschaften filmisch-kreativ darstellen konnten, wie Diversität in ihrem Arbeitsalltag konkret gelebt wird. Der Wettbewerb sorgte nicht nur intern für vielfältige Resultate, sondern erweckte auch international Aufmerksamkeit beim European Diversity Award wurde die VIG in zwei Kategorien in die Shortlist gewählt und beim HR Excellence Award schaffte man es sogar in die Top 3 der Kategorie „Diversity Management“.

Die VIG beteiligte sich an der österreichweiten Aktionswoche zum Thema Vielfalt „DIVÖRSITY“. Zielgerichtetes Diversitätsmanagement hat sehr viel damit zu tun, das Bewusstsein für Vielfalt zu schärfen. Intern geschieht dies etwa mit einer neuen Broschüre und Weiterbildungsangeboten zum Thema. Doch auch nach außen ist die VIG aktiv: Sie unterstützte 2018 die Studie „Kulturelle Vielfalt in Unternehmen“ und konnte somit die Wichtigkeit vom wertschätzenden Umgang mit Vielfalt weiter betonen. Die Vienna Insurance Group konnte auch den zweiten Platz im von der Boston Consulting Group durchgeführten BCG Gender Diversity Index Österreich 2018 erreichen, der das Diversitätsverhältnis in Österreichs 50 größten börsennotierten Unternehmen analysiert.

Access Guide Magazin: Welche Rolle spielen Ihre MitarbeiterInnen bei der Umsetzung ihrer sozialverantwortlichen Unternehmensstrategie und welche Chancen bieten Sie Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen?

Wolfgang Haas: Eine enorm wichtige Rolle, das können sie an den bereits zahlreich erwähnten Initiativen, egal ob es um CSR oder Diversität geht, sehen. Die Mitarbeiter sind nicht nur stark involviert, es dreht sich auch vieles um sie in diesen Engagements bzw. um deren Einbindung und Identifikation mit dem Unternehmen, das ist extrem wichtig für die Unternehmenskultur. Nicht nur im Rahmen unseres Diversitätskonzepts auch im Business Code of Ethics ist jegliche Diskriminierung ausgeschlossen. So heißt es unter anderem im Business Code of Ethics: “Wir tolerieren keinerlei Diskriminierung. Wir bekennen uns zur Chancengleichheit bei der Aufnahme und Förderung von MitarbeiterInnen ungeachtet deren Glaube, Religion, Geschlecht, Weltanschauung, ethnischer Zugehörigkeit, Nationalität, sexueller Orientierung, Alter, Hautfarbe, Behinderung oder Familienstand. Wir dulden weder sexuelle Belästigung noch Mobbing und sind stets um ein wertschätzendes und positives Miteinander bemüht”. Bewerbungen werden daher auch von Menschen mit besonderen Bedürfnissen gleichwertig behandelt. Wir beschäftigen auch im Konzern Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wenn die Anforderungen für die Stelle erfüllt werden.

Access Guide Magazin: Welche CSR-Aktivitäten sind für die Zukunft geplant?

Wolfgang Haas: Da wir ein international tätiger Konzern sind und den Fokus auf die Region CEE legen, werden sich die sozialen Aktivitäten noch stärker auf jene Länder Zentral- und Osteuropas ausweiten, in denen unsere Konzerngesellschaften tätig sind. Wir haben im Fokus interkulturelle Vielfalt und Verbindungen zu fördern, die interkulturelle Kompetenz fördern.

Ein wichtiges Thema wird auch der Umweltschutz sein, der einer der fünf Kernbereiche der Corporate Responsibility-Strategie der VIG. Sprich mit Klimawandel und Klimarisiken auseinandersetzen, umweltschonender Umgang mit Ressourcen (Energie, Wasser, Papier), Minimierung der Treibhausgasemissionen und der Luftverschmutzung durch unsere Betriebe, insbesondere unserer Bürogebäude und den Transport von Mitarbeitern, Einsatz moderner Technologien in der Geschäftskommunikation als Ersatz für Geschäftsreisen. Gerade Klimarisiken – und die damit zunehmende Gefahr von Naturkatastrophen – haben einen großen Einfluss darauf, ob und in welchem Umfang Versicherungsschutz für die Gesellschaft verfügbar und leistbar ist. Im Rahmen dessen hat die VIG ihr Expertenwissen im Bereich der Modellierung von Naturkatastrophen umfassend weiterentwickelt. Dieses Wissen fließt bei der Produkt- und Preisgestaltung ein und hilft, das Risikobewusstsein der Kunden zu verbessern. Die VIG wird sich auch in Zukunft mit den Klimarisiken und ihren Auswirkungen beschäftigen und entsprechende bewusstseinsbildende Initiativen entwickeln und verbreiten. Wir haben jetzt erst zum Beispiel beschlossen eine klare Investment- und Underwriting-Strategie zu implementieren, um umweltfreundliche Investitionen und eine kohlenstoffarme Zukunft zu unterstützen.

Access Guide Magazin: Danke für das Gespräch.