August Walla (1936–2001) ist eine der interessantesten Gugginger Künstlerpersönlichkeiten. Wallas Ausgangspunkt ist ein selbsterschaffenes privatmythologisches Universum mit einer vielgestaltigen Götterwelt, einer eigens entwickelten Kunstsprache, Emblemen und Symboliken. Wallas weitläufigem Schaffen entspricht auch die Vielzahl der Medien, deren er sich bediente: Neben Malereien und Zeichnungen fertigte er unzählige Werke aus Textilien, Fotografien und Schriften.
Der Gugginger Künstler wuchs bei seiner Mutter Aloisia und seiner Großmutter Rosina Walla auf, zu seinem Vater Augustin Gutmayer gab es so gut wie keinen Kontakt. Ein folgenschweres und einschneidendes Ereignis sollte für Walla der Tod seiner Großmutter sein, die starb, als Walla sechs Jahre alt war. Der Tod der Großmutter markiert die Anfänge von August Wallas Privatmythologie, deren zentrales Thema die Überwindung des Todes ist. August Walla besuchte Kindergarten und Volksschule in Klosterneuburg. Aufgrund von Auffälligkeiten verbrachte er in frühem Alter sein siebtes bis neuntes Lebensjahr in Anstalten – auch in der berüchtigten Jugendfürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“ auf der Baumgartnerhöhe in Wien, die wegen Euthanasieverbrechen in die Geschichte einging. Walla entsprach dort beim Intelligenztest nach Binet seiner Altersstufe, was ihm vermutlich das Leben rettete. Es finden sich zu dieser Zeit schon Notizen in Krankengeschichten, die im weitesten Sinne von kreativen Zeichnungen des jungen August Walla sprechen. Am 12. Februar 1945 kam Walla wieder zu seiner Mutter nach Klosterneuburg, wo er 1951 seine Schulausbildung beendete.
In der damaligen „Heil-und Pflegeanstalt Gugging“ hielt er sich zwischen den Jahren 1952 und 1975 insgesamt sechs Mal über unterschiedlich lange Zeiträume auf. Anerkennung als Künstler erfuhr Walla erst, als Leo Navratil, Psychiater der Gugginger Anstalt, im Jahr 1970 sein künstlerisches Talent entdeckte. So fiel Navratil Wallas große, stilisierte Schrift auf, und er forderte ihn auf, eine Zeichnung zu machen, deren Inhalt ihn überraschen sollte: August Walla kam nicht nur der Aufforderung nach, einen Menschen zu zeichnen, er offenbarte ihm vielmehr seine gesamte Philosophie in all seinen künstlerischen Ausdrucksmitteln. Bis 1983 lebten August Walla und seine Mutter in verschiedenen Wohnungen in Klosterneuburg, die ihm auch als Fläche für seinen künstlerischen Ausdruck dienten. Er gestaltete sein Umfeld, indem er seine Philosophie sowie sein gesamtes künstlerisches Spektrum nach außen trug. Das zeigte sich auch im Schrebergarten im Augebiet der Donau, wo die Wallas die Sommermonate verbrachten. Walla übersäte den Garten mit seinen Inschriften, Emblemen und Symbolen. Im November 1983 zogen August Walla und seine Mutter in das jetzige Haus der Künstler in Maria Gugging, 1984 wechselte die Mutter aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit in die geriatrische Abteilung der Anstalt. Wie bereits in Klosterneuburg gestaltete August Walla auch im Haus der Künstler seine Umgebung. Sofort überzog Walla seinen Raum von den Wänden bis zur Decke mit Symbolen, Göttern und Schriften. Von 1987 bis 1988 entstand ein „zweites“ Zimmer dadurch, dass Walla vor den Zimmerwänden aufgestellte Leinwände bemalte, die anschließend an verschiedenen Ausstellungsorten als „Zimmer“ präsentiert wurden.
1984 malte Walla das Bildnis „TEUFEL.GOTT.!“ an die Fassade des Hauses der Künstler. Im selben Jahr entstand eine über einen Meter lange Keramikwand mit dem Titel „Paradies“ beim Eingang des Geländes der „Heil-und Pflegeanstalt Gugging“, welche sich heute vor dem museum gugging befindet. 1986 bemalte Walla für André Hellers Kunstprojekt „Luna Luna“ einen Zirkuswagen. An diesem Projekt wirkten unter anderem auch Keith Haring, Georg Baselitz, Jean-Michel Basquiat und Salvador Dalí mit. 1990 erhielt Walla zusammen mit den Künstlern aus Guggingden Oskar-Kokoschka-Preis für Verdienste um die zeitgenössische Kunst. Nach dem Tod der 97-jährigen Mutter 1993 wandelte sich August Wallas künstlerisches Schaffen. Die Themen und Inhalte änderten sich, es verschwanden die mythologischen Themen, und er ging zu Inhalten des täglichen Lebens über wie zum Beispiel dem Essen. Diese Periode dauerte bis zu seinem Tod am 7. Juli 2001. Die aktuelle Ausstellung ist eine Einladung in das unglaublich spannende und vielfältige Werk des Universalkünstlers August Walla. Eine Einladung in Wallas Weltallende und zu seinen Göttern und Teufeln, Symboliken, Sprachen und Schriften. Zu sehen ist die Ausstellung bis 1. September 2019 im museum gugging