Banken spielen bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit eine große Rolle, da sie Einfluss darauf haben, wohin Geldströme gelenkt werden. Die Raiffeisen Bank International (RBI) – als Mitglied der österreichischen Raiffeisen Bankengruppe – ist sich ihrer Verantwortung dabei bewusst. Andrea Sihn-Weber, Head of Group Sustainability Management der RBI erklärt im Interview, wie die Bank umfassende Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ihre Geschäftstätigkeit integriert.
Access Guide Magazin: Welche Relevanz hat CSR für Ihr Unternehmen?
Andrea Sihn-Weber: Unser Engagement in diesem Bereich geht auf die Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zurück. Für ihn waren gesellschaftliche Solidarität, Selbsthilfe und Nachhaltigkeit Leitlinien für das wirtschaftliche Handeln. Mit ihrem aktiven Nachhaltigkeitsengagement verfolgt die RBI zugleich eine umfassende Wertschöpfung. Die Relevanz von Nachhaltigkeit in der Geschäftstätigkeit kommt auch durch die seit 2010 bestehende Mitgliedschaft beim United Nations Global Compact, der weltweit größten Initiative für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit, zum Ausdruck.
Access Guide Magazin: Wie wird das Thema Nachhaltigkeit bei der RBI umgesetzt?
Andrea Sihn-Weber: Durch das Verbinden von wirtschaftlichem Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung sind unsere Managementstrukturen und -prozesse gemäß nachhaltigen Kriterien ausgerichtet. In unserem – bereits 2013 publizierten – Nachhaltigkeitsleitbild „Wir schaffen nachhaltigen Wert“ haben wir unsere diesbezügliche Strategie festgelegt. Darin sind die drei strategischen Handlungsfelder „Verantwortungsvoller Banker“, „Fairer Partner“ und „Engagierter Bürger“ definiert. Aus ihnen lassen sich neun zentrale Handlungsschwerpunkte ableiten, die regelmäßig mithilfe einer mehrstufigen Wesentlichkeitsanalyse priorisiert werden. Sämtliche Initiativen und Maßnahmen aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen – aber unser aktueller Nachhaltigkeitsbericht 2018 bietet einen guten Überblick. Die darin angeführten Aktivitäten reichen von der ersten Benchmark-Emission eines Green Bond einer österreichischen Bank über die Berechnung des „ökonomischen Fußabdrucks®“ und vielfältige Initiativen im Rahmen des Diversitätsmanagements bis hin zu Projekten zur Unterstützung in jenen Ländern, in denen die RBI tätig ist.
Access Guide Magazin: Wie sieht Ihr Engagement im Bereich Diversität und Inklusion aus?
Andrea Sihn-Weber: 2016 hat die RBI in Österreich ihre Diversitätsinitiative „Vielfalt 2020“ gestartet. Ziel ist es, die Vielfalt aus Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten noch stärker zu nützen, um daraus einen nachhaltigen Mehrwert für das Unternehmen, die Mitarbeitenden, aber letztlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft zu generieren. In unseren Werten ist Diversität fest verankert und unsere Diversity-Vision, -Mission sowie -Leitsätze unterstützen bei der täglichen Umsetzung. Zur operativen Realisierung wurde eine Diversity-Beauftragte eingesetzt, ein interner Diversity-Ausschuss eingerichtet und verschiedene Maßnahmen-Schwerpunkte entwickelt. Der reflektierte Umgang mit unbewussten Vorurteilen ist von großer Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung von Diversitätsmaßnahmen. Dazu wird den Mitarbeitenden und Führungskräften der RBI ein spezielles E-Learning-Programm angeboten. Unsere weiteren aktuellen Schwerpunkte sind das Empowerment von Frauen, um den Anteil an Frauen im Top-Management zu erhöhen, die Inklusion von Menschen mit Behinderung sowie die Dimension der sexuellen Orientierung.
Access Guide Magazin: Welche Rolle spielen Ihre MitarbeiterInnen bei der Umsetzung ihrer sozialverantwortlichen Unternehmensstrategie?
Andrea Sihn-Weber: Ohne die Einbindung der Mitarbeitenden kann die Umsetzung nicht gelingen. Daher sind Mitarbeitende zu unserem jährlichen Stakeholder Council, bilateralen Fokusgruppen und Online-Befragungen eingeladen. Die in unserem Code of Conduct und in der Diversity-Vision, -Mission und den -Leitsätzen enthaltenen Werte und Regeln müssen gelebt werden. Weiters wirken Mitarbeitende in unterschiedlichen bereichsübergreifenden Arbeitsgruppen mit. Zur Forcierung von Diversität wurden beispielsweise aus allen Vorstandsbereichen Diversity-Ambassadors ernannt, die als Multiplikatoren fungieren und sich aktiv in die Maßnahmengestaltung und -umsetzung einbringen. Darüber hinaus hat die RBI in Österreich 2015 ein Corporate-Volunteering-Programm etabliert, in dessen Rahmen sich die Mitarbeitenden an bis zu zwei Sonderurlaubstagen pro Jahr in verschiedenen Projekten sozial engagieren können.
Access Guide Magazin: Welche Chancen bieten Sie Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen?
Andrea Sihn-Weber: Wir haben in unseren Diversity-Leitsätzen klar festgehalten, dass wir Personalentscheidungen objektiv treffen, d. h. basierend auf den Fähigkeiten, Leistungen und dem Potenzial der Personen. Dies gilt natürlich auch für jene Menschen, die bereits bei uns tätig sind und eine Behinderung haben oder eine solche erwerben. Darüber hinaus setzen wir Maßnahmen, um Menschen mit Behinderung zu rekrutieren. Bereits zum zweiten Mal in Folge nehmen wir am DisAbility Talent Programm für Studierende von myAbility teil, einer Unternehmensberatung, die auf das Potenzial von Menschen mit Behinderung aufmerksam macht. Seit 2018 arbeiten wir mit dem auf Arbeitende mit Autismus fokussierten Verein Specialisterne zusammen und beschäftigen seit 2019 mehrere Personen aus dem Autismusspektrum in unserem Unternehmen.
Access Guide Magazin: Wo werden in Zukunft die Schwerpunkte Ihrer CSR-Aktivitäten liegen?
Andrea Sihn-Weber: Generell werden wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie samt der definierten Schwerpunkte weiterhin konsequent verfolgen. Ein Fokus liegt auf der Thematik „Sustainable Finance“ – wo auch zahlreiche Aktivitäten auf EU-Ebene laufen. Und im Bereich Diversity werden wir uns verstärkt dem Thema Generationenmanagement widmen.