Straßen, Plätze und Parks werden im neuen Stadtteil in der Donaustadt fast ausschließlich nach Frauen benannt. 54 Namenspatroninnen gibt es in Aspern inzwischen. Die Promenade am Seepark ruft Rock-Ikone Janis Joplin ins Gedächtnis. Der renommierten Psychiaterin Lydia Sicher wurde eine Gasse gewidmet, der ersten afrikanischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai ein Platz. Quer durch das künftige Quartier „Am Seebogen“ erstreckt sich die Barbara-Prammer-Allee – die nach der ersten österreichischen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (1954-2014) benannt ist. Eine Straße weiter erinnert die Ilse-Buck-Straße an die legendäre Radiomoderatorin und „Vorturnerin der Nation“. Nach der berühmten Architektin Zaha Hadid ist ein Platz am Nordufer des Sees benannt. Die Käthe-Recheis-Gasse ehrt die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin, der Trude-Mally-Weg die Wiener Volksliedsängerin. Astrid Lindgrens Heldin Pippi Langstrumpf ist Namensgeberin eines Parks.
Starke Frauen sichtbar machen
„Die Straßennamen in der Seestadt erinnern an starke Frauen und ihre herausragenden Leistungen. Damit holen wir Frauen vor den Vorhang“, so Frauen- und Wohnbaustadträtin Gaal. „Ich freue mich besonders, dass die Barbara-Prammer-Allee das künftige Quartier ,Am Seebogen‘ erschließt. Als erste Frau an der Spitze des Parlaments hat Barbara Prammer Herausragendes geleistet. Als Frauenpolitikerin hat sie sich für Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern eingesetzt. Barbara Prammer war eine echte Pionierin“, so Stadträtin Kathrin Gaal.
Einblick in Leben und Werk der 54 großen Frauen gibt die Broschüre „Die Seestadt ist weiblich“, die von der Wien 3420 nun neu aufgelegt wurde. In der Broschüre finden sich auch Porträts der Seestadt-Pionierinnen, die von Milu Löff-Löffko und Claudia Kozak gestaltet wurden. Die Biografien in der interaktiven Online-Version führen zudem direkt zum jeweiligen Ort auf der Seestadt-Karte.
Insgesamt gibt es aktuell, laut der zuständigen Kulturabteilung der Stadt (MA 7), 6.768 Verkehrsflächen in Wien. Davon sind 492 Straßen, Gassen und Plätze nach großen Frauen benannt. 4.002 Verkehrsflächen erinnern an bekannte Männer. Das restliche Drittel ist geschlechterneutral betitelt, wie etwa der Burggarten oder der Graben. „Wir freuen uns, dass die Wien 3420 AG als Entwicklungsgesellschaft dieses Zeichen setzt und die weibliche Seestadt vielfältig sichtbar macht“, betonen Doris Moser, Bezirksrätin in der Donaustadt und Vorsitzende der Kulturkommission, und Bezirksvorsteher-Stellvertreter Karl Gasta. Seit dem Entschluss der Stadt Wien und der Bezirksvertretung Donaustadt, die Straßen in der Seestadt vorwiegend nach Frauen zu benennen, konnte der Anteil weiblicher Straßennamen in ganz Wien von 5 auf 7 Prozent gesteigert werden.
Frauenpower in der Seestadt
Nicht nur auf Straßenschildern sind starke Frauen im neuen Stadtteil präsent. Powerfrauen prägen mit ihrem Einsatz Tag für Tag die Seestadt. Eine von ihnen ist Caroline Palfy, Projektleiterin des HoHo Wien, dem mit 24 Geschoßen und 84 Metern Bauhöhe zurzeit höchsten Holzhochaus der Welt. 2014 hatte die Baumeisterin die Idee, in der Seestadt einen hölzernen Hotel- und Büroturm zu errichten. Im Herbst 2016 erfolgte der Spatenstich im Seeparkquartier für das multifunktionale Leuchtturmprojekt in Holz-Hybrid-Bauweise. „Das HoHo Wien ist ein Pionierprojekt in vielerlei Hinsicht. Dass es an der Janis-Joplin-Promenade steht, einer Pionierin auf ihrem Gebiet, passt gut ins Bild“, so HoHo Wien-Projektleiterin Palfy.
Eine weitere Seestadt-Pionierin ist Apotheken-Mitinhaberin Sylvia Schlagintweit. Die Seestadt-Unternehmerin machte sich aber auch als Initiatorin des „Denkraums Donaustadt“, einer Institution für Kultur- und Wissensvermittlung, einen Namen im Bezirk. Außerdem rief sie den „Club der kleinen Löwen“ ins Leben – und damit ein Angebot an Eltern, deren Kinder während des Einkaufens in der Seestadt Apotheke betreut werden können. Die als „Science Buster“ bekannt gewordene Verhaltensforscherin Elisabeth Oberzaucher kümmert sich als neues Mitglied im aspern Beirat um die Qualitätssicherung bei der Entwicklung des Stadtteils. „Die Frauenpower in der Seestadt ist unübersehbar und als Entwickler des Stadtteils sind wir überzeugt, dass darin auch eine besondere Qualität liegt. Umso wichtiger ist uns, dass das Netzwerk engagierter, tatkräftiger Frauen ständig wächst“, so Gerhard Schuster, CEO der Wien 3420 AG.
Die Seestadt wächst
Mit Beginn 2019 war bereits über ein Viertel der Gesamtfläche der Seestadt bebaut. Mehr als 7.000 Menschen leben heute in den bisher über 3.000 bereits übergebenen Wohnungen bzw. in drei Studierendenwohnheimen mit 700 BewohnerInnen. Mehr als 2.000 Menschen (exklusive der auf den Baustellen Beschäftigten) haben ihren Arbeitsplatz in der Seestadt. Bis 2021 entstehen im Seeparkquartier 14 innovative Projekte auf einer Bruttogrundfläche von 230.000 m² – darunter das HoHo Wien als eines der weltweit höchsten Holzhybridgebäude. Noch teilweise in Bau im Business-Zentrum des Stadtteils sind 700 frei finanzierte Eigentumswohnungen, Büro- und Gewerbeflächen für mehr als 1.500 Arbeitsplätze, Coworking Spaces, 140 Wohnungen für GastprofessorInnen der Universitäten Wien, Baugruppen, Heimplätze für Studierende und 900 PKW-Stellplätze in Sammelgaragen.
Seit Ende 2018 bis 2023 wächst die Seestadt ausgehend von der U-Bahnstation „Seestadt“ in Richtung Norden. Mit dem künftigen Quartier „Am Seebogen“ entsteht ein funktional stark durchmischtes Wohnquartier, das auch ein zentraler Hotspot der IBA_Wien 2022. Es besticht durch neue Kombinationen von Wohnen und Arbeiten mit Microbüros, Arbeitsateliers, zumietbaren Arbeitsräumen usw. Ein Virtual-Reality-Rundgang zeigt die Zukunft der Seestadt im Seeparkquartier und „Am Seebogen“.