Zugegeben, der Titel ist vom Musiker Otto Lechner geklaut – aber er ist viel zu gut, um es nicht zu tun. Und er passt hervorragend zum Thema Vielfalt, mit dem sich die Redaktion des Access Guide Magazins während der österreichischen Tage der Diversität vergangene Woche beschäftigt hat.
Die Erfahrung, der Ausgrenzung machte Christopher schon als Kind. „Während in Wien jeder Straßenbahnwagen Menschen mit mehr verschiedenen Hintergründen transportiert als es Sitzplätze gibt, vermisst man diese Form der Diversität im Großteil der Bundesländer. So hat die Abweichung vom traditionellen Familienbild das Leben meiner Mutter in die Welt der sozialen Ausgrenzung geführt”, erzählt der gebürtige Kärntner.
Als weltoffene alleinerziehende Atheistin umgeben von Nachbarn die sich jede Woche in der Kirche trafen, war seine Mutter nicht gerne auf Flohmärkten gesehen. „Osterfeuer konnte ich als Kind nur vom Fenster aus bewundern, den Hügel zum Schlitten fahren durfte ich nur besuchen, wenn die anderen um Punkt 12 Mittagessen waren. Die Frau die jedem Touristen gerne den Weg wies, konnte ihre Nachbarin nicht um eine Tasse Mehl bitten. Wären wir noch im Mittelalter hätten die Dorfbewohner meine Mutter wohl auf den Scheiterhaufen gestellt. An einem Ort wo jeder jeden kennt wird selbst einkaufen gehen zum Spießrutenlauf. Als kleiner Junge habe ich nicht verstanden warum wir die Straßenseite wechseln mussten, wenn andere uns entgegengekommen sind. Am ersten Tag der Schule flüsterten die anderen Mütter Ihren Kindern zu, sie sollen sich von mir fernhalten. „ein Kind vom Teufel“ mit dem man nicht spielen darf”, erinnert sich Christoph, für den Diskriminierung in vielen Formen daher kommen kann. „Meine Mutter hatte dieselbe Hautfarbe wie die Menschen um sie herum, doch weil sie sich weigerte an Fremdenfeindlichkeit unter dem Banner des „Patriotismus“ Teil zu haben, wurde aus der tolerantesten Frau des Ortes diejenige, die nicht toleriert wurde”, so Christoph.
Wissen nimmt die Angst
Stephan glaubt, dass Diversität und Inklusion zwar in all ihren Aspekten getrennt zu betrachten sind, sich aber trotzdem vielfach überschneiden: „ Ich sehe bei vielen Problematiken die Angst der Menschen als größtes Hindernis. Da ist die Angst als Einwanderer keinen Anschluss zu finden und sich deshalb in die eigene ethnische Gruppe zu flüchten. Und da ist die Angst vor den Einwanderern, weil es sich um fremde und neue Leute handelt mit deren Werten und Lebenswegen man sich nicht identifizieren will. Es gibt auch die generelle Angst vor Neuem und damit die Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der jungen Generation. Oder die Angst vor den veralteten Ansichten der Elterngeneration und der Verständnislosigkeit gegenüber den Problemen und Wegen der Alten. Viele Menschen haben Angst vor Dingen die sie nicht verstehen und entwickeln dadurch oft eine innere Resistenz gegenüber der Auseinandersetzung mit den – oft unbegründeten – Quellen der Angst. Für mich wäre es ein wichtiger Schritt, Menschen zwingend mit neuen Dingen zu konfrontieren um ihnen die Möglichkeit zu geben sich in die Leben Anderer hineinzuversetzen“.
Diversität erleben
Carina ist davon überzeugt, dass man Vielfalt erleben muss, um sie zu verstehen und zu akzeptieren. „Diese Erfahrung konnte ich zum Glück machen. In der Unterstufe war ich in einer bilingualen Schule, die Unterrichtssprache war Englisch. In meiner Klasse gab es Philippiner, Inder, Afroamerikaner und einige wenige Österreicher. Es gab keine Unterschiede, wir waren alle Menschen. Wenn wir jemand nicht mochten, dann nicht wegen seiner Herkunft, sondern wegen seines Verhaltens. Ich hab sehr von dieser Erfahrung profitiert, am Anfang haben wir untereinander nur Englisch gesprochen, weil einige dabei waren, die wenig Deutsch konnten. Später wurde mein Englisch besser und auch das Deutsch der anderen“, erzählt Carina, deren Mutter eine gebürtige Russin ist. Auch Victoria kommt aus einer mulitkulturellen Familie: „Mein Vater ist Syrer, meine Mutter Österreicherin, mein Stiefvater ist Ägypter und mein Mann ist Britte mit einem italienischen Vater. Ich bin mit katholischen und islamischen Feiertagen aufgewachsen und habe das immer als absolute Bereicherung empfunden. Schließlich kann es nicht genug Anlässe zum Feiern geben“.