Momentan arbeitet die Redaktion des Access Guide Magazins vom Home Office aus. Im Projekt „Logbuch C“ schreiben wir gegen die Krise an und berichten einmal wöchentlich aus unserem Alltag daheim. Im dritten Teil der Serie erzählt Sebastian vom Leben im Lockdown-Modus: „Als depressiver Mensch ist es mir eigentlich egal, ob ich zu Hause bleiben muss oder nicht. Ich halte mich schon lange am liebsten daheim auf. Es macht also keinen Unterschied. Sozialkontakte habe ich wenig und neue brauche ich momentan nicht. Es ist auch nicht relevant, ob ich irgendwo körperlich anwesend bin oder nicht. Ich möchte auch keinem Menschen nahe kommen. Geld für Pläsier war auch vorher nicht übrig.
Meine Sorge gilt hauptsächlich den anderen Bewohnern dieser Erde, die kaum Zugang zu Wasser zum Trinken, geschweige denn zum Händewaschen haben. Welch ein Hohn in solchen Zeiten. Sie leben auf dichtem Raum und können der Situation eigentlich nicht entkommen. Wir, die in der sogenannten ersten oder zweiten Welt Geborenen haben da mehr Glück. So sind Disziplin und Respekt vor der Macht des Virus’ einige der wenigen Möglichkeiten, diese Pandämie einzudämmen.
Jetzt merken viele, wie leer das Leben geworden ist. Aber auch dass, wenn die Familie endlich Zeit füreinander hätte, die Aggressionen steigen. Alle Träume nur Schäume? Man stelle sich jetzt einen Stromausfall vor … Kein Internet oder Telefon, so wie früher. Für die jüngere Generation undenkbar.
Die Frage, wann es wieder normal wird, hängt von uns ab und von unserer Disziplin. Der Staat, der Staat kümmert sich schon, aber sind nicht wir der Staat? Beunruhigend ist die Überheblichkeit der westlichen Staaten. Sogar innerhalb der sogenannten Ersten Welt gibt es Probleme, man sehe nach Italien oder Spanien.
Was sollen die Afrikaner machen? Oder die Südamerikaner oder die Inder? Dort gibt es kaum Wasser zum Trinken geschweige denn zum Händewaschen. Die Menschen leben auf dichtem Raum. Es gibt dort wenig bis kaum Nahrung. Es gibt auch wenig Geld dafür. Wie sollen dann Masken oder Schutzkleidung bezahlt werden?
Firmen, die Teile für die medizinische Versorgung oder Schutzkleidung orientieren sich in ihrer Preisgestaltung an der Nachfrage. Laut Medien ist derzeit ein Preisanstieg von 3000% zu sehen. Das ist unfassbar.
Ich habe mir eingebildet, von Corona-Viren befallen zu sein. Kurzatmigkeit und Heiserkeit.
Muss man immer Geld ausgeben und konsumieren, um zu spüren, dass man noch lebt?
Endlich Zeit für die Dinge, die man schon seit langem tun möchte. Lesen, Putzen, Ausmalen, etwas tun, was etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Habe geträumt, an Corona erkrankt zu sein.
Es gibt so viele Möglichkeiten, das Corona-Virus einzufangen. Im Aufzug dieselbe Atem-Luft einzuschnaufen, die ein Infizierter zuvor eingeschnauft hatte. Oder im Supermarkt, trotz der großen Sicherheitsabstände zu anderen Kunden. Es muss nicht immer nur per Kontakt geschehen. Vorbildlich finde ich die Ideen, selbst Masken und Kittel zu nähen.
Es gibt immer noch viele Menschen, die dennoch arbeiten müssen, die durch das Dankeschön-Raster fallen. Bauarbeiter zum Beispiel. Unerhört finde ich die Leute, die sich über die Verbote hinwegsetzen und die durch die Polizei zur Ordnung ermahnt werden müssen. Sie setzen die Gesundheit und auch das Leben dieser Polizisten aufs Spiel.
Hanebüchen sind die jungen Leute, die denken aufgrund ihres geringen Alters und aufgrund von nicht vorhandenen Vorbelastungen vor dem Virus gefeit zu sein. Sie besuchen und umarmen einander, trinken aus dem selben Glas. Man kennt sich ja und man würde ja sehen, ob jemand erkrankt sei. Irgendwo kenn eh jeder jeden. Großartig.
Mir kam zu Ohren, dass die Inkubationszeit mittlerweile bis zu 24 Tagen beträgt. Viele waren so überheblich, als sie dachen, das Corona-Virus käme nicht zu uns. Es hat den Weg von China in alle Welt genommen. Warum sollte es bei uns eine Ausnahme machen?
Prima finde ich die Fünf-Liter-Wasserflaschen in Asien, die sich die Menschen über den Kopf stülpen und unten herum abdichten und sich zusätzlich Masken tragen. Und mit Ganzkörper-Anzug aus Folie außer Haus gehen, um die allernötigsten Dinge zu erledigen.
Klasse sind die Beatmungsgeräte, die Studenten gebaut haben. Sie ersetzen die klinischen Beatmungsgeräte nach der Erstversorgung, so dass wiederum akute Patienten diese speziellen Beatmungsgeräte während der kritischen Zeit in Anspruch nehmen können. Ein Ballon wird maschinell im Atemrhythmus gepresst, so dass der Patient beatmet wird.
Die Höhe der Fallzahlen ist abhängig von der Anzahl der Tests, die durchgeführt werden. Je nachdem, wie viele Test zur Verfügung stehen und wie viele Leute überhaupt getestet wurden. Je mehr Tests durchgeführt werden, desto höher ist auch die Zahl der Infizierten, die man erwischt. Ob 1000 Test oder ob 6000 Tests pro Tag in einem Land durchgeführt werden, macht also einen Unterschied. Schlimm muss auch die Dunkelziffer sein …
Habe ich das Virus auch schon?
Toll finde ich die ganzen Apps, die momentan erfunden werden, damit die Menschen sinnvoll ihre Zeit verbringen können. Endlich geben sie zu, dass auch dünne oder gar selbstgemachte Masken Schutz bieten. Vor dem Aerosol zumindest. Und immer denke ich daran, wie gefährlich es sein könnte, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten, wo jeder mal die Luft durch seine Lungen atmet, die ein anderer ebenfalls durch seine kontaminierte Lunge geatmet hat. Es sterben aber nicht alle momentan wegen Corona, es gibt noch andere Krankheiten.
Manche Leute handeln immer noch grob fahrlässig, was die Kontaktbeschränkungen angeht. Und immer noch machen sich die Leute lustig, über andere, die das Risiko einer Ansteckung ernst nehmen, sich vermummen und schauen, dass sie schnell wieder das Weite suchen können“ .