Seit Mitte März dürfen aufgrund der Corona-Krise in Österreich keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Das trifft die heimische Kulturszene besonders hart, allen voran Musikerinnen und Musiker. Isabella Krapf ist eine davon.
Die Mundharmonika-Virtuosin spielt in verschiedenen Formationen wie dem Duo Krapf/Berki gemeinsam mit dem ungarischen Gitarristen Károly Berki oder in größerer Besetzung wie der Gipsy Swing Company. Darüber hinaus lehrt sie im Harmonikazentrum Graz, der Gea Akademie in Schrems und gibt privaten Unterricht. In der „neuen Normalität“ hat die ansonsten viel beschäftigte Musikerin allerdings nichts zu tun: „Wir waren für 2020 sehr gut gebucht. Im Juni wollten wir auf eine Konzertreise nach Brasilien fliegen und mit dort heimischen Musikern eine CD aufnehmen. Das alles ist jetzt abgesagt“, beschreibt Isabella Krapf die Situation. Ein Ausweichen auf Online-Kanäle, wie es viele ihrer Kolleginnen und Kollegen machen, sei zwar eine schöne Abwechslung, bringe aber kein Geld. Zwar gebe es Unterstützung aus dem Härtefallfonds, aber „das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich fürchte, dass sich die heimische Musikindustrie nach dieser Krise jahrelang nicht erholen wird“, meint Krapf.
Um sich mit anderen Musikerinnen und Musikern auszutauschen, hat Isabella Krapf am 27. März 2020 die Radioreihe „Wie das Leben so spielt“ gestartet. Darin interviewt sie Kolleginnen und Kollegen und fragt nach ihren Rezepten gegen die Krise. Deren Einschätzungen sind unterschiedlich. Aber obwohl die Stimmung eher durchwachsen ist, gibt es auch optimistische Perspektiven.
Die heimische Musikerlegende Bernhard Rabitsch (Drahdiwaberl, Falco) meinte etwa: „Jetzt ist das neue Biedermeier ausgebrochen. Man muss sich zu Hause beschäftigen: Brot backen und Fenster putzen oder eben Studioprojekte planen.“ Für Rabitsch sind bis September alle Konzerte abgesagt. „Das ist ein irrer, finanzieller Verlust und eine enorme Belastung. Besonders für uns Live-Musiker ist das ein Disaster. Ich wünsche mir, dass bald wieder echte Konzerte gespielt werden können und das dadurch auch die Wertschätzung für uns Musiker steigt“, sagt Rabitsch. Die gesamte Sendung mit ihm gibt es hier.
Der Sängerin Agnes Palmisano geht ihr Publikum furchtbar ab: „Mir fehlt die Kommunikation bei einem Konzert. Das Internet ist da keine Alternative. Das ist so wie Porno schauen statt wirklich Liebe machen“, meint die Musikerin, die vor allem als Interpretin von Wiener Liedern bekannt ist. Für Palmisano zeige es sich jetzt, dass „Kunst und Kultur eben kein Konsumgut ist, dass man sich virtuell reinziehen kann“.
Mitte März hätte die Sängerin noch einen Auftritt im Wiener Stadtsaal im Rahmen des Akkordeonfestivals gehabt. Und dann „Auftrittsverbot. Das war schon ein Schock. Ich hätte nie gedacht, dass jemals ein Tag kommt, an dem ich nicht arbeiten kann“, so Palmisano. Das gesamte Interview gibt es hier.
Der Opernsänger Max Sahlinger kann der Krise – trotz finanzieller Einbußen – auch etwas Positives abgewinnen: „jetzt habe ich endlich Zeit zu lesen und Gitarre zu spielen“. Als freier Musiker sei er es auch gewohnt, in einer prekären Situation zu leben. Deshalb ist er zuversichtlich und gewillt durchzuhalten. Das ganze Interview gibt es hier.
Die Bassisitin Andrea Fränzel war zum Ausbruch der Coronakrise in Indien um dort drei Monate lang zu unterrichten. Sie kam mit einem der letzten Flüge retour nach Österreich. Jetzt gibt sie viel Skypeunterricht, aber „die Unsicherheit beunruhigt mich sehr“. Außerdem fehlen ihr die Live-Konzerte. „Ich fürchte, die Kulturwelt wird nach der Krise nicht mehr dieselbe sein wie vorher“, glaubt Fränzel. Die Sendung mit ihr gibt es hier.
Auf Isabella Krapfs Seite Wie das Leben so spielt gibt es noch zahlreiche weitere, interessante Gespräche mit Kulturschaffenden, viel tolle Musik und auch die Möglichkeit zu spenden.