Leichte Erholung

Meidling © Ute Fuith

Die internationale Gesundheitskrise hat zwar weiterhin massive Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Gegenüber dem Vormonat ist die Arbeitslosigkeit aber leicht gesunken. Seit Mitte März 2020 und im April verzeichnet das Arbeitsmarktservice in Österreich erhebliche Zuströme in das Arbeitslosenregister. Den Höhepunkt erreichte die Arbeitslosigkeit am 13. April 2020 mit insgesamt 588.234 Arbeitslosen und AMS-SchulungsteilnehmerInnen. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit leicht rückläufig. Die Folge ist ein Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit auf 473.300. Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung beträgt die Zahl der Vorgemerkten Ende Mai 517.221, das bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um +174.084 bzw. +50,7%. Hinzu kommen 43.921 beim AMS als Schulungsteilnehmer registrierte Personen. Gegenüber dem Vormonat Ende April 2020 sank die Arbeitslosigkeit um -48.953 und die AMS Schulungsteilnahmen um -5.303.

Die Zuströme in Arbeitslosigkeit erfolgten seit März vor allem aus dem Bereich Tourismus, wo die Saison Mitte März mit den Schließungen der Betriebe praktisch beendet wurde. Doch auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen gab es tiefgehende Einschränkungen, wie im Einzelhandel, Bauwesen oder im Transport und auch im Produktionsbereich wurden Fertigungen zurückgefahren.

Die Beschäftigungsrückgänge wären noch viel höher ausgefallen, wenn das Instrument der COVID-19 Kurzarbeit nicht so rasch etabliert worden wäre. Mit Stand 31. Mai wurden vom AMS über 110.000 Kurzarbeitsprojekte genehmigt. Die Zahl der geplanten Teilnahmen an Kurzarbeit der zum Monatsende laufenden Projekte beträgt rund 1,3 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Bezug auf die geplante Zahl der Kurzarbeitenden betrifft dieses Instrument am meisten die Warenproduktion, gefolgt vom Handel und der Bauwirtschaft, an vierter Stelle folgt die Beherbergung und Gastronomie.

Überdurchschnittliche Zuwächse der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen Ende Mai Jugendliche (+103,8%) und Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft (+90,2%). Die Arbeitslosigkeit von Männern steigt mit +67,9% annähernd gleich stark wie die der Frauen (+71,7%). Menschen mit Behinderungen (+23,7%) sowie Ältere ab 50 Jahren (+49,8%) weisen im Vergleich zum Vorjahr eine unterdurchschnittlich ansteigende Arbeitslosigkeit auf. Der Anteil der Arbeitslosen mit einer Wiedereinstellzusage im Register beträgt 13,1%.

Jobsuche in Wien

Die Zahl der beim AMS Wien als arbeitslos vorgemerkten Personen ist im Mai 2020 im Jahresvergleich um 57,2 Prozent auf 172.646 angestiegen, die der AMS-Kundinnen und Kunden in Schulungen um 44,5 Prozent auf 14.644 gesunken. Die Summe beider Gruppen ist um 37,5 Prozent größer geworden. Gegenüber dem Vormonat sind allerdings gut 10.000 Menschen weniger auf Jobsuche.

Die Zahl der über-50-jährigen Arbeitslosen ist um 40,8 Prozent angestiegen, die der unter-25-jährigen um 104,1 Prozent. „Die Situation der Jugendarbeitslosigkeit beschäftigt uns nun natürlich besonders“, sagt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. „In diesem Bereich werden wir mit einem Schwerpunkt gegensteuern, den wir nun zu planen begonnen haben.“ In Wien hat das AMS nun den Betrieb der Schulungen und der Beratungs-und Betreuungseinrichtungen wieder aufgenommen.

Das AMS Wien hat mittlerweile mehr als 25.000 Kurzarbeits-Projekte genehmigt, für knapp 288.000 Arbeitskräfte bedeutet das die Möglichkeit für Kurzarbeit. „Die Wiener Unternehmen haben uns bis jetzt Abrechnungen im Gesamtvolumen von 474 Millionen Euro eingebracht“, sagt Draxl. „Davon haben wir derzeit 62 Prozent verarbeitet und beginnen nun auch mit der Bearbeitung der Verlängerungsanträge unter den neuen, geänderten Bedingungen.“ Die Zahl der offenen Stellen, die die Wiener Betriebe dem AMS Wien zur Besetzung gemeldet haben, ist um 40,5 Prozent kleiner als vor einem Jahr. Nach wichtigen Branchen betrachtet, ist die Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion um 41,6 Prozent gestiegen, im Einzelhandel um 46,7 Prozent, im Bau um 76,2 Prozent und in Hotellerie und Gastronomie um 137,2 Prozent.