Talente-Jagd

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Das Händeringen um die besten Köpfe scheint trotz Corona kein Ende zu nehmen: Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Job-Plattform StepStone gemeinsam mit der Employer-Branding-Agentur identifire unter mehr als 360 Führungskräften und HR-Verantwortlichen in ganz Österreich. Mehr als zwei Drittel von ihnen rechnen nicht damit, dass der Fachkräftemangel wegen Corona entschärft wird. Als beste Maßnahme, um Talente zu halten, erweist sich Kurzarbeit. „Die Fachkräfte, die wir suchen, sind durch Corona nicht frei geworden“, kommentiert einer der Studienteilnehmer die Lage. „Ganz im Gegenteil, die sind sogar noch gesuchter.“ Im technischen Bereich werde sich die Situation sogar noch verschärften.

„Auch wenn momentan durch Corona kurzzeitig mehr Fachkräfte auf den Jobmarkt gespült wurden, heißt das nicht, dass das immer so bleibt“, kommentiert Studienleiterin Barbara Oberrauter-Zabransky das Ergebnis. „Im Gegenteil: Sobald der Konjunkturmotor wieder anläuft, sind diese ‚High Potentials‘ ganz schnell wieder weg – davon sind 67 Prozent der Studienteilnehmer überzeugt.“

Während sich vielerorts Unternehmen noch von den Corona-Schrecken erholen, geht über ein Drittel der Befragten bereits offensiv mit der Situation um. „27 Prozent der Unternehmen wollen gezielt Right Potentials anzusprechen, die anderswo gekündigt wurden oder auf Kurzarbeit sind“, berichtet identifire Partnerin Karin Krobath. Vor allem Top-Manager und kleinere Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden gehen jetzt aktiv auf Talente-Suche.

Kurzarbeit statt Kündigungen

Arbeitgeber, die während des Lock-Down die Nerven behalten und Kurzarbeit angeboten haben, gewinnen an Popularität: 70 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass Kurzarbeit keinen negativen Einfluss auf die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben wird. Dennoch braucht es auch bei der Einführung von Kurzarbeit Fingerspitzengefühl, sagt Oberrauter-Zabransky. „Jede Maßnahme sollte langfristig kommuniziert werden, um Sicherheit und Beständigkeit zu vermitteln. Außerdem muss Arbeitgebern klar sein, dass mit reduzierter Stundenzahl nicht die volle Aufgabenlast geschafft werden kann, die vor der Krise bearbeitet wurde.“

 Kündigungen sind hingegen für jede Arbeitgebermarke Gift: Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) aller Personalverantwortlichen geht davon aus, dass sich krisenbedingte Kündigungen negativ auf die Identifikation mit dem Arbeitgeber auswirken. Allerdings komme es auch hier darauf an, wie mit den Kündigungen umgegangen werde: „Einfach rausschmeißen und dann erwarten, dass die Leute wieder Schlange stehen, ist negativ. Mit den Mitarbeitern reden, ihnen die wirtschaftliche Situation des Unternehmens erklären, Zusammenhalt und ‚wir schaffen das‘ beschwören, könnte sogar die Loyalität stärken“, sagt ein Umfrageteilnehmer.

Vor allem Führungskräfte sorgen sich um die Auswirkung von Kündigungen und Kurzarbeit: „Die Daten zeigen, dass gerade das Top-Management die Tragweite einschneidender Personalentscheidungen nicht auf die leichte Schulter nimmt“, sagt Karin Krobath. „Die Sorge um die Mitarbeitenden steht auch in Krisenzeiten im Vordergrund.“

Im 2. Teil beschäftigt sich die Studie mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf Unternehmenskultur, Zusammenhalt, Entscheidungswege und virtuelles Leadership. Ebenso wird der Frage nachgegangen, nach welchen Kriterien heutzutage Jobentscheidungen getroffen werden und welche Employer-Branding-Maßnahmen Unternehmen derzeit favorisieren. Die gesamte Studie gibt es hier.