Magdas goes Ungarviertel

Johann Moser Anke Stern Gabriela Sonnleitner Michael Kleinbichler Magdalena Geppel Klaus Schwertner v.l.n.r. © Julia Geiter

2015 eröffnete die Caritas in einem ehemaligen Seniorenwohnhaus am Wiener Prater eines der ersten Social Business Hotels Österreichs. Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung machen Wien seither um ein Hotel weltoffener. „Für Menschen mit Fluchthintergrund ist es in Österreich nach wie vor schwierig, Arbeit zu finden. In magdas HOTEL erhalten sie Zugang zum Arbeitsmarkt und werden selbst zu Gastgebern“ erklärt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, das Modell von magdas HOTEL. 181.000 Gäste aus aller Welt wurden bislang begrüßt und über 70 Menschen aus 20 Ländern haben im Berufsleben in Österreich Fuß gefasst.  In einem ehemaligen Priesterwohnhaus soll nun bis Frühjahr 2022 unter dem Projekttitel „magdas HOTEL im Stephanushaus“ ein neues Hotel mit 90 Zimmern, eigenem Restaurant, Schani- und Gastgarten entstehen. „Unverändert bleibt das Motto „stay open-minded“ und ein Ausbildungsschwerpunkt mit dem junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung in Hotellerie- und Gastronomieberufen ausgebildet werden“, beschreibt Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin von magdas Social Business, das Konzept des neuen Hotels in der Ungargasse.

Bis zur Eröffnung gibt es noch viel zu tun: Für die Adaption des 1960er-Jahre Baus zeichnet das renommierte Architekturbüro BWM verantwortlich. Künstler Daniel Büchel bringt seine Ideen zur Integration originaler Einrichtungsgegenstände ein. „Nachhaltigkeit in den Bereichen Energie und Bau sind neben der Wahrung des Bestands wichtige Themen beim gesamten Umbau“, so Michael Kleinbichler, magdas Geschäftsführer und Projektplaner. Bis zum Baubeginn im Frühjahr 2021 soll das Gebäude mit kreativen Zwischennutzungsaktivitäten ein spannender Treffpunkt für Soziales, Kunst und Kulinarik sein. Mit Sorgfalt wird der Charakter des Gebäudes, das als typischer Vertreter einer moderaten Moderne mit vielen charmanten Details aufwarten kann, kultiviert und mit dem Lebensgefühl von magdas HOTEL verschmolzen. Offen für Alle signalisiert das Erdgeschoß. Ein vom Vorarlberger Künstler und Architekten Daniel Büchel und dem Architekturbüro BWM komponierter Mix von neuen, Re-Use und Upcycling-Einrichtungen spiegelt die bunte Vielfalt von magdas wider.

Zimmer Stephanushaus © Julia Geiter

Zimmer Stephanushaus © Julia Geiter

Büchel, mit dem magdas bereits bei der Gestaltung des 2015 eröffneten magdas HOTEL am Prater zusammengearbeitet hat, hat das Haus in den vergangenen Wochen mit verschiedenen Installationen aus dem Dornröschenschlaf geweckt und auch die Flächen für die Zwischennutzer im Erdgeschoss mitgestaltet. Aus dem Bestand des Hauses und seiner großteils eigens für das Priesterwohnhaus entworfenen Möbel entwickelt Büchel moderne Gestaltungsideen, die die Geschichte des Hauses achten und einen harmonischen Übergang zu seiner künftigen Nutzung schaffen. BWM Architekten, die sich international einen Ruf als Hotelgestalter aufgebaut haben, zeichnen für die Gesamtkonzeption der behutsamen Transformation des Gebäudes verantwortlich. In den kontemplativ ruhig gestalteten Hotelzimmern wird man den Genius loci des Stephanushauses als Ort des Geistes wiederfinden. Zugleich wird die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen neu interpretiert: nicht nur im Erhalt der architektonisch bemerkenswerten Kapelle im 6. Obergeschoss. Im Erdgeschoss wird das Haus zur Stadtumgebung geöffnet und die großen Fenster laden in das hauseigene Restaurant ein. Der Schanigarten in der Ungargasse und der Gastgarten Richtung Krummgasse schaffen neue Begegnungsorte im dritten Bezirk.

Zwischennutzung ab August belebt Haus und Viertel

Damit das Haus auch vor Baubeginn nicht leer steht, bespielen verschiedene Zwischennutzungsprojekte das Haus. Künstlerinnen und Künstler nutzen Zimmer als Ateliers und liefern Beiträge für das neue Hotelprojekt. Bereits am 1. August öffnete das Gastronomieprojekt die boys & marie die Pforten. Hier schaffen sich sechs junge Menschen ihre eigenen Praktikumsplätze und bieten zwei Monate lang junge frische Küche, bevor ab Oktober das Team von magdas HOTEL die Ungargasse erstmals gastronomisch bespielt. Am 11. August startete die Caritas ihr Pilot-Projekt Le+O-Markt. Hier werden Lebensmittel- und Flohmarktwaren in zwei Preisstaffelungen an armutsbetroffene und alle anderen Menschen ausgegeben. Kostenlosen Beratungs- und Orientierungsangebote für armutsbetroffene Menschen machen das Angebot komplett. Geöffnet ist der Le+O-Markt jeweils Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 12 bis 16.30 Uhr.