Seit einem Badeunfall ist Gregor Demblin auf den Rollstuhl angewiesen. In seinem ersten Buch erzählt der 38-jährige Wiener, wie es ihm gelang, trotz dieses einschneidenden Wendepunkts eine neue Lebensrealität anzunehmen und zu lernen, Plan B zu lieben.
Fünf Wochen nach seinem Badeunfall auf der Maturareise liegt Gregor Demblin im Wiener AKH. Sein Zustand hat sich kaum gebessert. Schmerzhaft wird ihm klar, dass eine Querschnittslähmung wesentlich mehr bedeutet, als nicht mehr gehen zu können. Dass eigentlich sämtliche Körperfunktionen betroffen sind, muss der damals 18-Jährige nun in geballter Form lernen. Er ist komplett überfordert und versucht, nicht über seine Situation nachzudenken. Täglich kommt ein Arzt und prüft mit Nadelstichen, ob noch Reste von Sensibilität in Füßen und Beinen sind. Nichts. Seine Eltern und zwei Freunde organisieren für ihn einen kleinen Ortswechsel auf die Raucherterrasse des Krankenhauses. Dieser Ausflug verändert alles. Plötzlich kommt von irgendwo wieder Energie zurück und ihm wird klar: „Ich will leben. Ich habe nur dieses eine Leben und ich muss das Beste daraus machen.“ Demblin beschließt zu kämpfen.
Zwei Wochen später bekommt er einen Platz in einem Rehabilitationszentrum. Dort klammert er sich noch lange an die fixe Idee, in einem Jahr wieder gehen zu können. Nach zehn Monaten Physiotherapie und Training ist klar, dass er künftig auf einen Rollstuhl angewiesen sein wird. Demblin gelangt zu der Erkenntnis, dass einen der Blick zurück nicht weiterbringt und dass das Leben keine Generalprobe ist. Ab diesem Zeitpunkt beschließt er, jedem seiner Träume nachzugehen und nur noch das zu tun, worauf er wirklich Lust hat.
Leben nach der Krise
In seinem Buch „Wie ich lernte, Plan B zu lieben“ schildert Gregor Demblin eindringlich und berührend, wie es ihm gelungen ist, mit der Vergangenheit abzuschließen und offen für Neues zu sein. Er zeigt, dass ein Leben nach einer Krise zwar anders, aber nicht unbedingt schlechter wird – im Gegenteil. Und er macht deutlich, dass in allen Krisen auch Chancen stecken, weil sie unseren Blickwinkel verändern und uns lehren, das zu schätzen, was wir haben. Jede Veränderung und jeder Absprung aus dem gewohnten Leben brauche aber auch Mut. Auch den Mut zu scheitern. Denn durch das Fallen lernen wir, aufzustehen und weiterzugehen.
Gregor Demblin, geboren 1977 in Wien, gründete nach dem Studium der Philosophie 2010 die erste, inklusive Online-Jobplattform Europas. Mit seinem 2014 gegründeten Unternehmen myAbility verfolgt er die Vision, die Gesellschaft barrierefrei zu machen. 2018 gründete er das MedTech-Unternehmen tech2people. Für seine innovativen Ansätze erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, seit 2013 ist er Ashoka Fellow. Regelmäßig ist er Keynote Speaker auf internationalen Konferenzen. Er war der erste Österreicher, der beim Wings for Life Run im Exoskelett startete. Er liebt Reisen, Musik und Wein, ist verheiratet und Vater von vier Söhnen. „Wie ich lernte Plan B zu lieben – Resilienz für Anfänger“ ist im Verlag „story.one“ erschienen.