Mit vielen neuen Plänen für eine klimafitte Donauinsel startet die Fachabteilung Wiener Gewässer ins neue Jahr. Im Rahmen eines Ende 2018 gestarteten EU-Projekts wurden bereits viele Projekte umgesetzt, die die Insel als wertvolles Ökosystem und Naherholungsgebiet für die Wienerinnen und Wiener erhalten soll. „Das Jahr 2020 war das fünfwärmste Jahr der Messgeschichte, der Klimawandel setzt auch den Naturräumen Wiens zu, so auch der Donauinsel. Wir arbeiten intensiv an Maßnahmen dagegen. So drohen kleine Teiche, die wertvolle Biotope sind, hitzebedingt auszutrocknen. Sie werden revitalisiert, neue Teiche angelegt. Auch die schon berühmten Insel-Schafe kommen wieder als natürliche Rasenmäher zum Einsatz. Es werden hitze-robuste Bäume gepflanzt. Und für die Besucherinnen und Besucher wird es coole neue Sitz- und Aussichtsplätze geben“, sagt die für die Donauinsel zuständige Innovationsstadträtin Ulli Sima.
Mit einem breiten Maßnahmenpaket sollen der Pflegeaufwand gesenkt, der CO2-Ausstoß der Pflegemaßnahmen verringert und das Mikroklima auf der Donauinsel verbessert werden. Hohen Stellenwert im Projekt haben auch Informationsarbeit und Einbindung der Menschen, die die Donauinsel nutzen. Das bis 2023 laufende Projekt wird im Rahmen des LIFE-Teilprogramms Klima von der EU gefördert, das Projektbudget beträgt rund 2 Millionen Euro, die Hälfte davon wird von der EU übernommen.
Bei der Gestaltung der Donauinsel in den 1970iger- und 1980iger-Jahren wurden einige Donau-Altarme wie z.B. der Tote Grund erhalten und zahlreiche kleinere Teiche künstlich angelegt. Sie entwickelten sich zu wertvollen Lebensräumen für seltene Tier- und Pflanzenarten. Klimawandelbedingt drohen kleinere Teiche auf der Insel auszutrocknen. Aus diesem Grund werden 2021 zwei neue Teichbiotope auf der Insel errichtet und weitere, bereits vorhandene Teiche, die auszutrocknen drohen, revitalisiert. Ein mit einem Windrad angetriebenes Bewässerungssystem für den kleinen Endelteich im Norden sowie für das Tritonwasser im mittleren Teil der Donauinsel sollen im Herbst 2021 fertiggestellt sein. Das Tritonwasser ist mit einer Größe von zwei Hektar der größte künstliche Teich auf der Donauinsel. Für die Besucher*innen wird es als neue Attraktion eine Aussichtsplattform auf das Tritonwasser geben.
Ebenfalls bereits in Planung befinden sich drei sogenannte phänologische Gärten auf der Donauinsel. Die Phänologie untersucht Zusammenhänge zwischen dem saisonalen Zyklus von Pflanzen und dem Klima. Im Frühjahr werden heimische Baum- und Straucharten an drei verschiedenen Orten auf der Donauinsel gepflanzt. Mittels Info-Tafeln werden die Besucher*innen der Donauinsel eingeladen, diese Bäume und Sträucher im Wechsel der Jahreszeiten zu beobachten. Mit dem Wiener Tag der Artenvielfalt im Juni, mit Klima-Tagen für Schülerinnen und Schüler sowie Informationsmöglichkeiten vor Ort sollen die DICCA-Maßnahmen auf der Donauinsel in diesem Jahr verstärkt den Wienerinnen und Wienern bekannt gemacht werden – soweit es die Corona-Situation erlaubt.
Auch wenn einige Projekte Coronabedingt verschoben werden mussten, wurden 2020 eine Reihe von sichtbaren Teilprojekten und Maßnahmen auf der Donauinsel verwirklicht. Vor allem die Schafherde im Norden, die zur Wiesenpflege eingesetzt wird, ist inzwischen zum Markenzeichen des EU-Projekts LIFE DICCA geworden. Bereits seit 2019 grasen von Mai bis November 70 Krainer Steinschafe ganz im Norden der Donauinsel. Die Schafe werden von der Stadt Wien gemietet und als umweltschonende Rasenmäher auf den wenig gemähten Wiesen im nördlichen Teil der Insel eingesetzt. 2020 haben die Schafe eine Fläche von 14 Hektar abgegrast, das entspricht der Fläche von rund 20 Fußballfeldern. Ein begleitendes Monitoring zeigt auf den beweideten Wiesen ein stark erhöhtes Aufkommen von Insektenarten im Vergleich zu maschinell gemähten Wiesen.
25 Wildobstbäume wurden im Mai 2020 auf einer großen Wiesenfläche und an der Uferböschung in der Nähe der Kaisermühlenbrücke gesetzt. Bei den Bäumen handelt es sich um alte und daher ökologisch besonders wertvolle Wildobstsorten: Holzapfel, Vogelbeere, Steinweichsel, Weiße und Schwarze Maulbeere und Edelkastanie. Die neu gepflanzten Baumarten halten Trockenheit und Hitze gut aus. Sie sind daher für die Anpassung an den Klimawandel im städtischen Bereich besonders gut geeignet. 18 Bienenvölker gibt es seit dem Frühjahr 2020 auf der Donauinsel: 10 neue Bienenstöcke stehen auf der Wiese bei der Inselinfo, 8 Bienenstöcke am Wehr 1 bei der Schleusenbrücke. Honigbienen und Wildbienen sorgen für die Bestäubung eines Großteils aller Pflanzen und sind daher für das Ökosystem von größter Bedeutung. Betreut werden die Bienen von einem Bio-Imker, seit September 2020 ist auch der erste köstliche Insel-Honig erhältlich!
In der Nähe der Kaisermühlenbrücke wurden im Herbst 2020 fünf imposante Holz-Pergolen mit Sitz- und Liegegelegenheiten errichtet. Sie werden an sommerlichen Hitzetagen für Schatten und mittels sogenannter Gradierwände für ein kühlendes Mikroklima sorgen. Durch ihre besondere Lage bieten sie zudem einen tollen Ausblick auf die Donau. An jedem Eckpfeiler der Holzpergolen klettern Ranken empor, die das gesamte Dach und die Seitenwände begrünen werden. Da drei der fünf Holzbauten mit ihren begrünten Dächern auf einer bis dato versiegelten Fläche gebaut wurden, wird auf diese Weise Neues Grün auf einer Fläche von ca. 210 m² geschaffen. Im Herbst 2019 wurden fünf meteorologische Messstationen auf der Donauinsel installiert und in Betrieb genommen. Damit können detaillierte Aussagen über Wetter, Witterung und mikroklimatische Verhältnisse auf der Donauinsel getroffen werden. Die Messstationen werden mit Strom aus Solarpanelen gespeist.