Herbert Pichler, Präsident des österreichischen Behindertenrates und des ÖZIV ist am vergangenen Wochenende im Alter von 56 Jahren bei einem Verkehrsunfall verstorben. Sein Ableben sorgt für große Betroffenheit. Sozialminister Rudolf Anschober bezeichnete Pichler als „eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Behindertenpolitik“.
Herbert Pichler widmete sein Leben dem Kampf für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen und setzte sich mit aller Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen ein. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich „tief betroffen über den schrecklichen Unfall. Mit Herbert Pichler verliert Österreich einen engagierten Kämpfer für Inklusion, also dafür, dass Menschen mit Behinderung in vollem Umfang, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können“. Seit Herbst 2019 war Pichler ÖZIV-Präsident und dem ÖZIV seit Jahrzehnten eng verbunden. „Wir sind schockiert über den Unfalltod von Herbert“, so ÖZIV-Generalsekretär Rudolf Kravanja und ÖZIV-Geschäftsführer Gernot Reinthaler in einer ersten Reaktion: „Wir verlieren damit nicht nur unseren Präsidenten auf sehr tragische Weise, sondern auch einen guten Freund.“ Herbert Pichler hat sich in unterschiedlichen Funktionen unermüdlich für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen eingesetzt und sich dabei viel Anerkennung und Respekt bei politischen Entscheidungsträger*innen erworben. Ein besonderes Markenzeichen von Herbert Pichler war neben seiner unablässigen politischen Arbeit, seine einmalige Fähigkeit gut vernetzt und in enger Kooperation mit vielen Entscheidungsträger*innen die wesentlichen Anliegen von Menschen mit Behinderungen voranzutreiben. Dabei war es die ganz besondere Art von Herbert Pichler, die zwischenmenschliche Komponente immer in den Mittelpunkt zu stellen. „Herbert wird nicht nur beim ÖZIV eine große Lücke hinterlassen, sondern in der Behindertenpolitik insgesamt“, so Rudolf Kravanja und Gernot Reinthaler.
Kämpfer mit Herzblut
„Wir haben auf tragische Weise einen Freund verloren“, berichtete BIZEPS– Obmann Martin Ladstätter, „geschockt und zutiefst traurig“ über den tödlichen Unfall in Wien-Donaustadt. Pichler wurde laut Polizei am 3. April in den Morgenstunden beim Aussteigen aus seinem Pkw vom Auto eines 33-jährigen Lenkers erfasst und so schwer verletzt, dass er noch am Unfallort starb. „Er kämpfte unermüdlich und mit vollem Herzblut für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Dass er jetzt so plötzlich und so brutal aus dem Leben gerissen wurde, ist für uns kaum zu begreifen“, sagte Michael Svoboda, Vizepräsident des Österreichischen Behindertenrats.
Der Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker trauert „um einen jahrzehntelangen Weggefährten und Freund, einen engagierten Interessensvertreter und Verbündeten in vielen Fragen moderner Behindertenpolitik.“ Pichler habe sein ganzes Leben für die Gleichstellung, Inklusion und die Rechte von Menschen mit Behinderung gekämpft. „Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann“, so Hacker. Das Arbeitsmarktservice bedauert den Tod Herbert Pichlers als langjährigen Partner: „Wir standen im laufenden Kontakt. In seiner wichtigen Funktion als Präsident des Behindertenrates, als Leiter des Chancen Nutzen Büros des ÖGBs, als Ratgeber bei der Erstellung von AMS-Infobroschüren oder spezifischen Ausbildungen für AMS Mitarbeiter*innen, als lautstarker und nicht lockerlassender Kritiker des AMS Algorithmus, als Diskussionspartner bei der Konzeption von Förderungen und auch als gern gesehener Gast, mit dem man sich nicht nur gut unterhalten konnte, sondern mit dem wir auch gern geblödelt haben“, so Herbert Buchinger und Johannes Kopf, Vorstand des AMS.
Herbert Pichler unterstützte aber nicht nur bei der Integration von arbeitslosen Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt, sondern setzte sich auch massiv für die Inklusion im Schulwesen ein. „Auch ich bin ein gebranntes Kind und war selbst Sonderschüler“ sagte er mehrfach. „Eine frühe und inklusive Integration ist eine wichtige Voraussetzung für die spätere Eingliederung in der Arbeitswelt. Herbert Pichler setzte sich damit für jene Normalität im Umgang mit Menschen mit Behinderung ein, die später Scheu, Unsicherheit und Unkenntnis bei Unternehmen in Bezug auf die Einstellung von Menschen mit Behinderung gar nicht erst entstehen lässt“, so der AMS Vorstand.