Seit 2018 finden alljährlich die „Österreichischen Tage der Diversität” statt. Dabei wurden in den vergangenen beiden Jahren mehr als 750 Aktionen in ganz Österreich durchgeführt. Auch heuer geben wieder zahlreiche Unternehmen und Organisationen einen Einblick in ihre Strategien, präsentieren Maßnahmen im Bereich Diversity & Inclusion, öffnen ihre Tore für Interessierte und stellen sich als weltoffene Arbeitergeber*innen einem breiten Publikum vor. Das Access Guide Magazin war ebenfalls wieder dabei. Im Rahmen der Aktionstage 2021 fand ein Schreibworkshop* zum Thema „Freundschaft“ statt. Denn ein vielfältiges Miteinander gibt es nur durch Beziehungen auf Augenhöhe. Im ersten Teil erinnern sich Julian* und Dani* an ihre Kindheitsfreund*innen.
Julian schreibt: „Kennengelernt haben wir uns in der Schule. Wir waren uns wohl gleich sympathisch. Er war größer und kräftiger als ich. Da seine Eltern gut verdienten, hatte er den Luxus, den ich mir wünschte: Spielkonsolen und Computer und ähnliches. Wir waren beide voll überbordender Fantasie, was uns zu Pen & Paper Rollenspielen brachte. Die Schulzeit haben wir meist gemeinsam verbracht und wir haben uns häufig gegenseitig besucht. Wir haben uns auch häufig gegenseitig geneckt und uns spaßhalber mit üblen Beschimpfungen bedacht ohne uns dabei etwas zu denken. Die Freundschaft hielt die ganze Volksschule über, im Gymnasium haben wir uns dann langsam auseinandergelebt“.
Auch Danis Erinnerung an die erste Freundschaft geht weit zurück: „Das war in meiner Kindergartenzeit, in einer Zeit, als es noch nicht um Konkurrenzkämpfe ging und es auch keine Eifersucht-Drama gab. Alles war leicht und locker. Alle verstanden sich gut miteinander. Leider merkte ich auch schon in dieser Zeit, dass ich mich nicht sehr gut mit anderen verstand oder sogar einen leichten Hass auf sie bekam, weil ich ihre Handlungen nie verstand. Ich konnte es nie leiden wie die anderen Kinder immer laut waren und herumschrien. Hatte einmal so starke Kopfschmerzen, das ich sogar von meiner Mutter abgeholt werden musste.
Aber nun wieder zurück zu meinem ersten Freund. In dieser Zeit war das definitiv mein Zwillingsbruder. Er war immer an meiner Seite. Es lag wahrscheinlich auch an unserer Schüchternheit, dass wir die meiste Zeit miteinander verbrachten. Aber immer jemanden an der Seite zu haben, fühlt sich doch gut an. Natürlich gab es Momente, in denen es mich nicht gestört hat, Zeit mit den anderen Kindern zu verbringen. Schon damals fühlte ich mich sehr beliebt und wahrgenommen.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie mein Bruder und ich immer „Familie“ gespielt haben. Wir besetzten alle Rollen von Vater, Mutter, Kind bis zu allen anderen Verwandtschaftsgrade die uns noch eingefallen sind. Ich durfte dies mit einem Jungen spielen, in den ich damals verknallt war. Ich glaube mich sogar daran zu erinnern, dass ich auch von ihm meinen ersten Kuss bekam. Ich war in dieser Zeit sehr beliebt bei den Jungs. Da ich immer schon sehr sportlich war, habe ich immer mit ihnen Fußball gespielt, oder fangen. Immer kam es von irgendwo her „Dani, spielen wir was.“ Fortsetzung folgt.
*Dani und Julian (Namen geändert) sind Teilnehmer*innen von Eranos, einem Projekt zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen.