Sandkasten und Schwedenbomben

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Das Access Guide Magazin widmet sich im Oktober dem Thema „Freundschaft“. Im Rahmen der „Österreichischen Tage der Diversität 2021“ fand dazu ein Schreibworkshop statt. Bianca und Jenni erzählen von kurz und lang dauernden Verbindungen:

Bianca* erinnert sich an ihren ersten Freund: „Er war ein Deutscher, ich habe ihn in Siegen in Westfalen kennengelernt, kurz nachdem wir dort hingezogen sind. Sein Name war Dirk. Wir waren viel unterwegs und haben unten in der Garage Verstecken gespielt. Es gab in der Nähe wo wir wohnten einen Wald, dort haben wir uns immer in der Bude – einer Hütte – getroffen und haben geredet und Comic Hefte angeschaut und darüber gelacht. Er hat mich einmal von der Schule mit dem Fahrrad abgeholt. Dort führte eine lange Treppe hinunter und wir mussten gemeinsam das Fahrrad hinuntertragen. Danach waren wir sehr müde aber auch froh, dass wir das gemeinsam geschafft haben.

Ich kann mich noch erinnern, dass wir uns in einer Konditorei ein Brötchen mit „Indianer“ gekauft haben, das kannte ich vorher noch nicht. Dirk erklärte mir was es war, nämlich eine zerquetschte Schwedenbombe in einer Semmel, die haben wir uns schmecken lassen. Einmal verabredeten wir uns bei unserer Bank beim Fußballplatz, dann ist auch der Bruder von Dirk dazugekommen und hat gemerkt, dass wir befreundet waren. Er wollte wissen, seit wann? Wir sagten ihm, dass sich seit einigen Wochen eine Freundschaft entwickelt hatte zwischen uns. Dass auch ein bisschen Verliebtheit dabei war, verschwiegen wir ihm. Er dürfte es jedoch bemerkt haben und reagierte eifersüchtig. Wer weiß, was die beiden Brüder untereinander über mich reden, dachte ich mir. Dann kam der Abschied. Es stellte sich heraus, dass er für immer war und ich ihn nie wiedersehen würde, da wir wieder nach Wien zurückkehrten. Dann habe ich nach 35 Jahren in sozialen Netzwerken nach ihm gesucht aber leider ergebnislos. Ich würde gerne wissen, wie es ihm heute geht. Ich denke immer noch gerne an ihn und an unsere schöne, gemeinsame Zeit zurück“.

Immer zusammen

Jenni* hat ihre erste beste Freundin auf dem Spielplatz kennengelernt: „Wir haben da immer gemeinsam gespielt und hatten sehr schöne Erlebnisse zusammen. Danach haben wir uns aus den Augen verloren und eine Zeit lang nicht mehr gesehen. Zum Glück gab es dann doch ein Wiedersehen und wir konnten dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben. In der Schulzeit haben wir auch jede Menge Blödsinn gemeinsam gemacht. Immer wieder kam es vor, dass wir im Streit auseinandergegangen sind. So ist das eigentlich bis heute geblieben. Aber das Schöne, das wir gemeinsam erlebt haben, überwiegt. Daran denke ich – und wahrscheinlich auch meine beste Freundin – zurück, wenn wir uns gerade nicht so gut verstehen.

Früher sind wir überall zusammen hingegangen – man kannte uns eigentlich nur zu zweit. Auch wenn wir momentan einige Streitereien haben, weiß ich doch, dass wir zusammengehören, das weiß ich ganz einfach und meine Freundin weiß es sicher auch, weil unsere schönen Erlebnisse kann wirklich keiner von uns nehmen – die bleiben uns einfach in unserer tiefen Erinnerung und werden uns ein Leben lang begleiten“.

*Bianca und Jenni (Namen geändert) sind Teilnehmer*innen von Eranos, einem Projekt zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen.