Unbekannte Aspekte

Helmut Newton Fashion Melbourne 1955 © Helmut Newton Foundation

Das Bank Austria Kunstforum Wien hat sein digitales Vermittlungsangebot während der Pandemie sehr erfolgreich ausgebaut. Interessierte können so rund um die Uhr und von jedem Device aus einen virtuellen Ausstellungsbesuch auf Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube machen.

Vor kurzem präsentierte das Kunstforum sein Programm für die kommenden zwei Jahre: Den Auftakt macht David Hockney: Der britische Künstler experimentiert seit über 60 Jahren mit den Medien Malerei, Zeichnung und Grafik. Neben seinen ikonischen „Swimming Pools“ nimmt die Ausstellung Hockneys präzise Untersuchungen der Landschaft, des Portraits und des Aktes in den Blick, die stets verknüpft mit der eigenen Biografie und Identität sind: So setzt sich Hockney immer wieder mit queerer Erotik auseinander – auch zu einer Zeit, als Homosexualität in Großbritannien noch als Straftat galt. In seinen Landschaftsbildern kehrt Hockney immer wieder zu seinen Wurzeln im Norden Englands zurück. Diese oft an die Grenzen der Gegenständlichkeit weisenden Arbeiten stehen im spannungsvollen Kontrast zur modernistischen Architektur und cleanen Ästhetik der amerikanischen Westküste, einem zweiten Lebensmittelpunkt Hockneys, dem er ein malerisches Denkmal gesetzt hat. Die Schau legt darüber hinaus einen Fokus auf das umfassende druckgrafische Werk Hockneys, das er seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn konsequent weiterentwickelt.

Mit der Retrospektive „Helmut Newton Legacy“ feiert das Bank Austria Kunstforum Wien im Herbst 2022 den 100. Geburtstag des Berliner Fotografen (1920–2004) mit rund 300 Arbeiten, die Newtons gesamtes Schaffen dokumentieren. Newton, eine kontroversielle Figur, die bis heute fasziniert und provoziert, ist in erster Linie durch seine Frauenbilder bekannt: mächtig, aggressiv, selbstbewusst – nackt und bekleidet – stehen sie dem Betrachter gegenüber. Tatsächlich entwickelte sich Newtons Karriere vor allem durch seine Modefotografie – die auch im Zentrum dieser Ausstellung steht. Die Schau präsentiert Newton mit seinen berühmten Fotos aber auch mit bis dato nicht gezeigten Arbeiten, sie beuchtet damit auch unbekanntere Aspekte aus Newtons Welt und lenkt den Blick auf ein Gesamtwerk im Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz, das den sich wandelnden Zeitgeist von den 1960er-Jahren bis etwa an die Jahrtausendwende widerspiegelt. (Bild oben: Helmut Newton Fashion Melbourne 1955 © Helmut Newton Foundation)

Superserpent © Kiki Kogelnik Foundation

Superserpent © Kiki Kogelnik Foundation

Kiki Kogelnik (1935–1997) ist eine der wichtigsten in Österreich geborenen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, lebte und arbeitete aber auf internationalem Niveau. Die Künstlerin gilt heute als die einzige österreichische Protagonistin der Pop Art, ihre Kunst geht jedoch weit über diese Kategorisierung hinaus. Kogelniks spielerisches, farbenfrohes und hochpolitisches Werk reicht von Malerei, Zeichnung, Keramik und Installation bis hin zu performativen Praktiken und verfügt über eine erstaunliche Aktualität, was die Themenstellungen anbelangt. Das Bank Austria Kunstforum Wien zeigt im Frühjahr 2023 die bis dato größte Einzelpräsentation dieser herausragenden Künstlerin. Der österreichische Maler, Grafiker und Keramiker Edgar Tezak (geboren 1949 in Graz, lebt und arbeitet in Stoob/Burgenland) zeigt von 24. Februar bis 18. April 2022 erstmals eine große, ortsspezifische Arbeit auf Papier im tresor im Bank Austria Kunstforum Wien. „Project to Infinity“ ist ein 60 Meter langes, raumgreifendes Bildprogramm, eine persönliche wie universelle Ikonografie, die sich aus Religion, Mythologie und Zeitgeschichte speist und das Gestern mit dem Heute und dem Morgen kurzschließt.

Marina Sula Foto irina Gavrich

Marina Sula Foto irina Gavrich

Die iranisch-österreichische Künstlerin Soli Kiani (geboren 1981 in Shiraz, Iran, lebt und arbeitet seit 2000 in Wien) wird von 28. April bis 19. Juni 2022 im tresor im Bank Austria Kunstforum Wien ihre erste Solo-Ausstellung im institutionellen Kontext unter dem Titel „Ossian – Rebellion“ zeigen. Kianis Themen sind Menschenrecht und Menschenwürde. Die Künstlerin bringt in teilweise drastischen Bildern die soziale, politische und religiöse Alltagsrealität von Personen, die sich dem Regime im islamischen Iran nicht beugen wollen, vor Augen. Das Ausgangsmaterial von Marina Sulas Arbeit sind Bilder aus Massenmedien und Fotografien, die in ihrem Alltag entstehen. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie also Bilder, die durch die zunehmende, umfassende Digitalisierung und durch die beschleunigte Zirkulation derselben in den Massenmedien verstärkt in ein Referenzverhältnis treten. Ihre Ausstellung wird von 26. Oktober 2022 bis 15. Jänner 2023 im tresor im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen sein. Im Frühjahr 2023 verwandelt der Künstler Kay Walkowiak den tresor im Bank Austria Kunstforum Wien in eine raumgreifende Installation, die das Thema Zeit und Zeitlichkeit auf verschiedenen inhaltlichen wie auch medialen Ebenen reflektiert: Im Zentrum der Ausstellung „Eternal Now“ steht der Film „Traces of time“ (2021), der unsere (westliche) Zeitwahrnehmung radikal auf die Probe stellt: Mit einer Laufzeit von insgesamt 60 Minuten zeigt der Film 60 einminütige Einstellungen, in deren Zentrum jeweils eine Uhr steht. Details zu allen Ausstellungen gibt es hier.