Eine juckende Angelegenheit

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Mitte Mai widmete sich die Initiative „Meine Hautgesundheit“ der Bedeutung von Hautvorsorge, Hautpflege und der „Volkskrankheit” atopische Dermatitis in einer Pressekonferenz. Praktikant Wrexer war für das Access Guide Magazin dabei.

Die Neurodermitis oder atopische Dermatitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen. In Europa sind davon in einigen Regionen mehr als 10 Prozent aller Kinder betroffen. Für die Betroffenen bedeutet die Erkrankung eine erhebliche Belastung und Einschränkung der Lebensqualität. „Häufig liegen der atopischen Dermatitis immunologische Dysfunktionen zugrunde. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Immunantwort und es werden entzündliche Prozesse in Gang gesetzt“, erklärt Matthias Schmuth, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Innsbruck. Zusätzlich sei die Hautbarriere beeinträchtigt und das natürliche Gleichgewicht des Mikrobioms der Haut gestört. Weil bei Kindern das Immunsystem und die Hautbarriere noch anders funktionieren als bei Erwachsenen, mache es sie anfälliger für das atopische Ekzem. Die Entzündungen, die mit starkem Juckreiz verbunden sind, betreffen oft Armbeugen, Kniekehlen, Hals, Nacken und Gesicht. Zusätzlich könne Asthma oder Heuschnupfen auftreten.

Bei milderen Formen können eine konsequente Salbenbehandlung und Lichttherapie sehr wirksam sein. Bei schwerer atopischer Dermatitis sei eine Behandlung „von innen“ notwendig. Gerade für Menschen mit schweren Verlaufsformen haben die seit einigen Jahren verfügbaren „biologischen“ Therapien, die gezielt in den Entzündungsprozess eingreifen, eine spürbare Verbesserung gebracht. Trotzdem stellt atopische Dermatitis vor allem betroffene Kinder und ihre Angehörigen oft vor große Herausforderungen. Schmuth rät den Bezugspersonen, nach Möglichkeit eine Neurodermitis-Schulung zu absolvieren.

Hautkrebs im Vormarsch

Tamara Kopp, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in Wien, betont die Gefahr, die von zu viel UV-Strahlung für ungeschützte Haut ausgeht. „Jedes Jahr erkranken zunehmend mehr Menschen an Hautkrebs. In den vergangenen Jahren ist neben dem schwarzen Hautkrebs vor allem der weiße Hautkrebs stark angestiegen. Die Sonne wird noch immer unterschätzt“, so Kopp. Besonders in der Kindheit und im Jugendalter würden Sonnenbrände das Risiko erhöhen, später im Leben an einem Melanom zu erkranken. Kopp rät daher zum sorgsamen Umgang mit der Sonne, zu regelmäßigen Selbstuntersuchungen und zur einmal jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Hautarzt. „Wenn man Hautkrebs früh erkennt, ist er in den allermeisten Fällen heilbar. Dermatologen kontrollieren mit dem Dermatoskop die bestehenden Muttermale, können sie digital speichern, vergleichen und beurteilen. Muttermalkontrolle ist wichtig, egal wann man sie macht, Hauptsache, man macht sie. Auch ein gesunder Lebensstil kann der Hautgesundheit guttun.“

Alterungsprozess aufhalten

Für viele Menschen gilt: man möchte alt werden, aber nicht alt aussehen. „Der Hautalterung kann man aber gut entgegenwirken, wenn man früh, das heißt in jugendlichem Alter, damit beginnt“, sagt Daisy Kopera, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Medizinischen Universität Graz. Studien hätten gezeigt, dass vor allem in lichtexponierten Arealen ab dem Alter von etwa 35 bis 40 Jahren Prozesse in der Haut ablaufen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind: Dazu gehören der Verlust an Kollagen und die Verklumpung von elastischen Fasern. Das Resultat seien Fältchen, Falten und schließlich ledrige Runzeln. Pigmentverschiebungen führten zur Bildung von Altersflecken. Ultraviolettes Licht könne bei langdauernder immer wieder stattfindender Einwirkung die Erbsubstanz in den Zellkernen verändern und somit die Bildung von weißem Hautkrebs auslösen.

Aufklärung ist für Kopera der erste Schritt, denn: all das lässt sich verhindern, wenn man früh damit beginnt, täglich eine Pflegecreme mit Lichtschutzfaktor ab Faktor 20 aufwärts auf Gesicht, Hals, Dekolleté und Handrücken aufzutragen, selbst wenn die Sonne nicht scheint. „Das ist leider noch nicht allen Köpfen angekommen. Denn auch das Tageslicht hat einen UV-Anteil, und genau der beschleunigt die chronische Hautalterung. Bei alten Menschen bilden sich auf den Stellen, die nie der Sonne ausgesetzt waren, keine Falten, Runzeln oder Flecken“, sagt Kopera.

Gesunder Lebensstil

Die Haut ist das Organ, mit dem wir am direktesten mit der Umwelt in Kontakt treten. Sie muss daher Einiges aushalten und erfüllt viele wichtige Aufgaben. Normalerweise machen wir uns darüber keine großen Gedanken. Erst wenn die Haut rot wird, juckt, brennt oder schmerzt oder wenn sie sich auffällig verändert, ist guter Rat gefragt. Für eine gesunde Haut rät Kopp zu einem „Lebensstil mit ausreichend Schlaf, ausgewogener Ernährung, maßvollem Genuss von Alkohol und möglichst dem Verzicht auf Rauchen“. Auch verschiedene nicht-dermatologische Erkrankungen haben Auswirkungen auf die Haut. Dazu zählen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Leber, aber auch Diabetes und Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes – für Kopp ein weiterer Grund, Hautauffälligkeiten ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.

Um zur Beschäftigung mit der eigenen Haut, ihren Bedürfnissen und möglichen Problemen anzuregen, wurde das Online-Tool „Hautfitt“ entwickelt – die medizinische Aufsicht über das Projekt hat Daisy Kopp. Das Tool vermittelt Interessantes und Wissenswertes rund um die Haut, gibt praktische Tipps zur Hautvorsorge und Hautpflege und zeigt in interaktiven Touren mit Animationen und Kurzvideos, wie sich häufige Hauterkrankungen äußern können. Durch Beantwortung von Quiz-Fragen erfährt man auf spielerische Weise, was man über das größte Organ des menschlichen Körpers weiß – und was nicht. Mehr Informationen dazu gibt es hier.