Die psychische Belastung von Jugendlichen ist seit der Coronapandemie stark gestiegen. Um rasch Hilfe anbieten zu können, hat die Universität für Weiterbildung Krems in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der medizinischen Universität Wien das Präventions- und Selbsthilfe-Programm „istOkay“ entwickelt.
Anhand kurzer Videos werden auf der Website von „istOkay.at“ häufige psychische Erkrankungen und deren Ursachen erklärt. Außerdem erfahren Jugendliche und junge Erwachsene, wie man diese bei sich selbst erkennt und was man dagegen tun kann. Screening-Fragebögen können online ausgefüllt werden und geben direkt eine erste Einschätzung der Symptomschwere. Das Programm „istOkay“ ermutigt zudem, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zur Unterstützung der Jugendlichen sind alle relevanten Anlaufstellen auf der Seite zusammengefasst.
„Wir haben während der Pandemie vier Studien durchgeführt, die alle gezeigt haben, dass sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen während der Pandemie signifikant verschlechtert hat“, erklärt Projektmitarbeiterin Teresa O‘Rourke von der Universität für Weiterbildung Krems. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugendalter zählen Depressionen, Angst-, Schlaf- und Essstörungen sowie Stress. Seit Anfang des Jahres ist die Website online und wird sehr gut angenommen: „Allein in den ersten paar Wochen wurde die Seite 50 000 mal aufgerufen. Ungefähr 77% der User*innen gaben an, dass sie die Seite als hilfreich empfunden haben“, sagt O‘Rourke.
Vermittelt werden zudem evidenzbasierte Tipps zur Selbsthilfe. Im Fall von Depressionen wird z.B. empfohlen Aktivitäten zu planen, denn „jede noch so kleine Aktivität kann helfen, aus dem Kreislauf der Depression auszubrechen“, erklärt O‘Rourke. Regelmäßige Bewegung hilft ebenfalls, weil bei körperlicher Bewegung wie Radfahren oder Joggen im Körper Glückshormone freigesetzt gesetzt werden und Stress abgebaut werden kann. Auch „Raus in die Natur gehen“ wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Studien haben gezeigt, dass dafür schon eine halbe Stunde bis Stunde hilft. Wichtig sei auch auf die Schlafhygiene zu achten, denn Depressionen und Schlafstörungen gehen oft Hand in Hand. Weitere Videos und Fragebögen widmen sich den Themen Ängste und Stress. Demnächst soll noch weitere Themenblöcke zu Essstörungen und Sucht dazu kommen. Das istOkay Projekt wurde für den MSD Gesundheitspreis 2022 nominiert und steht noch bis zum 12. September für den Publikumspreis zur Wahl.
Eine Möglichkeit, direkt mit ausgebildeten Peer-Begleiter*innen in Kontakt zu treten gibt es auf Open2chat: Hier können Jugendliche, online mit Gleichaltrigen über ihre Sorgen, Fragen und Probleme chatten. Das Angebot ist kostenlos und anonym. open2chat ersetzt zwar keine Therapie, Beratung, kein ärztliches Gespräch oder andere Form von Unterstützung durch speziell dafür ausgebildete Erwachsene. Aber es bietet eine Möglichkeit über den eigenen Schatten zu springen und sich einer anderen Person anzuvertrauen und zwar anonym und kostenlos. Das Projekt wird von der Karl Landsteiner Universität und der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich wissenschaftlich begleitet und evaluiert.