In seinem aktuellen Soloprogramm erzählt Florian Jung die autobiographisch gefärbte Geschichte eines 40ährigen Rollstuhlfahrers, der in einer existenziellen Krise steckt. Die Premiere findet am 15. September 2018 statt. Im Interview verrät der Schauspieler, woraus er seine Ideen schöpft.
Access Guide Magazin: Wie sind Sie zum Theater gekommen?
Florian Jung: Ich war als Kind oft in Graz, weil es dort eine spezielle, medizinische Behandlung für meine spastische Behinderung gab. Ich bin gerne in die Oper oder ins Theater gegangen und war von Anfang an fasziniert. Später war ich dann ein großer Musicalfan. Eines meiner Lieblingsstücke war „Elisabeth“. Ich hab es unzählige Male gesehen. Aus der Musicalkarriere ist zwar nichts geworden, aber ich konnte Erfahrungen als Regiehospitant am Raimundtheater sammeln. Ich habe mich dann in den Markt der Komparsen und Statisten gekämpft und bin so tatsächlich auf der Bühne gelandet. Ab 2003 gab es dann regelmäßige Filmarbeiten, zum Beispiel mit Thomas Roth oder Xaver Schwarzenberger.
Access Guide Magazin: Vor elf Jahren haben Sie das inklusive Ensemble proArte gegründet. Dort sind Sie künstlerischer Leiter, Autor und spielen viele Hauptrollen selbst. Wie autobiographisch sind Ihre Stücke?
Florian Jung: Ich erzähle immer auch von mir, aber nicht nur. Das Spannende am Schauspiel ist ja, dass man in andere Rollen schlüpfen kann. In meinem Leben passiert genug Skurriles, das in meine Stücke einfließt.
Access Guide Magazin: Ist es schwierig als Mann im Rollstuhl einen Partner zu finden?
Florian Jung: Eigentlich nicht schwieriger, als für andere Männer. Meine letzte langjährige Beziehung ist daran gescheitert, weil mein Partner eifersüchtig auf meinen Job war. Aber die Schauspielerei ist mehr als ein Beruf für mich, es ist meine Leidenschaft.
Access Guide Magazin: Wie wichtig ist Ihnen Selbständigkeit?
Florian Jung: Ich wohne alleine und habe einen persönlichen Assistenten, der es mir ermöglicht so zu leben wie ich es will. Ich möchte mir die Menschen, die mir helfen, aussuchen können. Diese Freiheit brauche ich.
Access Guide Magazin: Wie zufrieden sind Sie mit den Angeboten, die Sie von Film und Fernsehen bekommen?
Florian Jung: Ich habe immer wieder kleinere Rollen bei „Schnell ermittelt“ oder bei den „Vorstadtweibern“ oder ähnlichen Serien. Meist spiele ich behinderte Menschen im Hintergrund. Das sind tolle Chancen. Es ist wichtig, dass mehr Menschen mit Behinderung in Film und Fernsehen zu sehen sind. Es gibt in den letzten Jahren wesentlich mehr Filme zu dem Thema. Größere Aufgaben wären schön, aber die kommen schon noch. Ich möchte nach meinem Können besetzt werden, den Behindertenbonus lehne ich ab.
Access Guide Magazin: Seit dem Vorjahr ermittelt Florian Teichmeister als Kommissar im Rollstuhl in den „Toten von Salzburg“. Wäre das eine Rolle für Sie gewesen?
Florian Jung: Definitiv. Leider war ich aber nicht beim Casting und außerdem gibt es Szenen, die ich nicht hätte spielen können. Aber Florian Teichtmeister ist super als Palfinger.
Access Guide Magazin: Wie wichtig ist Ihnen Ihre Selbständigkeit?
Florian Jung: Sehr wichtig. Ich wohne alleine und habe einen persönlichen Assistenten, der es mir ermöglicht so zu leben wie ich es möchte. Ich möchte mir die Menschen, die mir helfen, aussuchen können. Diese Freiheit brauche ich.
Access Guide Magazin: Worum geht es in ihrem aktuellen Soloprogramm?
Florian Jung: Das Stück “Auf die Welt geschissen … und geblieben” handelt von der Suche nach dem persönlichen Glück. Nach Leuten, Beschäftigungen und Umgebungen, die ihm Kraft geben. Es ist ein tragikomischer Text über die grundsätzlichen Fragen des Lebens. Mit dem Monolog möchte ich anderen Menschen Mut machen, sich auf die Suche nach dem eigenen Glück zu begeben. Es lohnt sich. Die Premiere ist am 15. September um 19.30 im Kulturcafé 7Stern.
Access Guide Magazin: Toi, toi, toi!
Weitere Termine:
1.10.2018 um 19 Uhr, Social City Wien, 20, Sachsenplatz 4-6/2
15.10.2018, 19 Uhr Blinden- und Sehbehindertenverband, Schmiedingerstrasse 62, 5020 Salzburg
30.11.2018, 19:30 Uhr, Kulturzentrum Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse 8
Eintritt: Freie Spende bei allen Terminen.
Platzreservierungen: 0676/ 31 99 700 oder florian.jung@aon.at