Laut WebAIM Bericht 2023 sind 96,3% der Top Websites nicht WCAG-konform, also nicht barrierefrei zugänglich. Zum internationalen Aktionstag für digitale Barrierefreiheit stellte die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs vergangene Woche die neu implementierten Gebärdensprachavatare auf ihrer Website vor und erinnerte so an den Abbau digitaler Barrieren.
„Wir möchten mit unseren Bestrebungen für digitale Inklusion auch gehörlose Menschen und Menschen mit Hörbehinderung ins Boot holen. Digitale Inklusion muss breit gedacht werden, damit alle Menschen mit und ohne Behinderungen davon profitieren können. Neue Technologien leisten einen Beitrag dazu“, unterstrich Klaus Höckner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Die Gebärdensprachavatare, kurze Videos zur Erklärung schwieriger Begriffe in österreichischer Gebärdensprache (ÖGS) mittels animierter Avatare, aktiviert man durch Klicken auf den Button „Gebärdensprache“ rechts oben (Desktopansicht) oder im Menü (mobile Ansicht). Die bisher verfügbaren Begriffe erscheinen im Text und sind ansteuerbar.
Entstanden ist das Projekt aus einer Zusammenarbeit mit dem österreichischen Unternehmen SignTime. In dieser Zusammenarbeit wurde das Tool „LookApp“, eine Lesehilfe für gehörlose Menschen und Menschen mit Hörbehinderung in Gebärdensprache, weiterentwickelt und auf Barrierefreiheit entsprechend der WCAG-Regeln umgerüstet. Das bedeutet u.a., die Videos sind untertitelt und mit dem Screenreader auch für blinde und sehbehinderte Menschen lesbar. WCAG-Regeln sind die internationalen Standards und Normen für barrierefreies Web und legen fest, wie eine Website gestaltet sein muss, damit sie für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen genutzt werden können.
„Es ist ein schönes Zeichen, dass die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs als Vertretung von Menschen mit einer Sinnesbehinderung voran geht und als eine der ersten unser neues Tool LookApp auf ihrer Website verwendet. Indem wir offen sind für die Bedürfnisse anderer und mit der Unterstützung neuer Technologien kommen wir dem Ziel einer möglichst barrierefreien Welt gemeinsam Stück für Stück näher“, betonte Georg Tschare, Sign Time-Geschäftsführer.
Die Auswahl der Begriffe wurde von gehörlosen Menschen im Team von SignTime vorgenommen und in einer Zusammenarbeit aus gehörlosen und hörenden Übersetzerinnen in österreichische Gebärdensprache übersetzt. Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist seit Jahrhunderten Mutter- bzw. Erstsprache gehörloser Menschen in Österreich und als nicht-ethnische autochthone Minderheitensprache seit 2005 in der Bundesverfassung verankert. Der Pool an Begriffen in Gebärdensprache wird für das Tool laufend erweitert.