Psychosomatische Beschwerden und Erkrankungen werden in der Gesellschaft leider immer noch oft missverstanden und sind mit Vorurteilen behaftet, dabei sind es ernstzunehmende Krankheitsbilder, die weder tabuisiert noch schambehaftet sein sollten.
Der Bedarf an psychosomatischen Therapieangeboten wächst ungebrochen: Bereits vor mehr als dreißig Jahren gründete das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien ein Department für Psychosomatik, besonders spezialisiert auf Essstörungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. 2004 wurde es um eine Tagesklinik erweitert, um dem Versorgungsbedarf der Patient:innen bestmöglich nachzukommen. „Die enge Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche wird immer noch zu häufig unterschätzt.“, betont Primaria Dr. Larisa Dzirlo, Leiterin der III. Medizinische Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik.
Psychosoziale Faktoren wie akuter oder chronischer Stress, Depression, Angst und Mangel an sozialer Unterstützung sind mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko und ungünstigeren Krankheitsverlauf verknüpft. Zu den häufigsten Erkrankungen, die in der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik behandelt werden, zählen neben Essstörungen, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), funktionellen gastrointestinalen Störungen und Stoffwechselerkrankungen auch Depressionen, Angststörungen und somatoforme Störungen. Die Anamnese erfolgt dabei immer ganzheitlich. In die Therapien bringt ein multiprofessionelles Team von Spezialist:innen aus den Bereichen Innere Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie, klinische Psychologie, diplomierte Krankenpflege, Physiotherapie, Diätologie, Sozialarbeit und Seelsorge seine langjährige Expertise ein.
Die Tagesklinik ist eine eigene Behandlungsform, die eine intensive Therapie unter Beibehaltung und besonderer Berücksichtigung des sozialen Bezugfeldes ermöglicht. Über acht Wochen erfolgt das Programm montags bis freitags nach einem strukturierten Tagesablauf von 8.30 bis 15 Uhr in einer geschlossenen Gruppe von etwa acht Patient:innen. Das multiprofessionelle Therapiekonzept beinhaltet medizinische internistische und psychiatrische Behandlung, verschiedene Psychotherapieformen, Psychoedukation, Kreativitätsförderung, physiotherapeutische Einheiten und diätologische Betreuung. Nach der Entlassung ist für die meisten Patient:innen eine weiterführende Psychotherapie sinnvoll. In den zwei Jahrzehnten der Tagesklinik wurden insgesamt um die 1.000 Patient:innen mit psychosomatischen Krankheitsbildern medizinisch betreut. Darüber hinaus werden mittlerweile jährlich über 760 stationäre Behandlungen verzeichnet. Im Schnitt liegt das Alter der Patient:innen bei 45 Jahren, rund drei Viertel sind weiblich.