Wildes Welttheater

Anton Vidokle, The Communist Revolution Was Caused By The Sun, 2015, Videostill, Courtesy der Künstler, © Anton Vidokle

Eine Republik konstituiert sich: Zumindest am Wiener Rathausplatz, wo derzeit die Vorbereitungen zur Eröffnung der diesjährigen Festwochen auf Hochtouren laufen. Das von 17. Mai bis 23. Juni 2024 stattfindende Festival zeigt sich unter der künstlerischen Leitung seines neuen Intendanten Milo Rau von einer ganz neuen Seite und wird zur „Freien Republik Wien“ – eine Kunstrepublik von allen für alle!

Das revolutionäre Programm mit 46 Produktionen und Projekten aus den Bereichen Theater, Oper, Musik, Tanz, Performance, bildende Kunst und Aktivismus setzt stark auf Diskurs und Beteiligung. „Ausrufung der Republik“: Außergewöhnliche Eröffnungs-Performance live in ORF 2 und 3sat

Milo Raus „Freie Republik Wien“ steht auch musikalisch ganz im Zeichen des Widerstands. So eröffnen die Festwochen am Freitag, dem 17. Mai, am Wiener Rathausplatz mit einer außergewöhnlichen Performance. Unter der musikalischen Leitung Herwig Zamerniks alias Fuzzman wird es wild: Fuzzman & The Singin’ Rebels führen mit musikalischen Komplizinnen und Komplizen – dem russischen, feministischen, regierungs- und kirchenkritischen Performance-Kollektiv Pussy Riot, dem österreichischen Liedermacher Voodoo Jürgens, der mit dem FM4 Amadeus Award 2024 ausgezeichneten Band Bipolar Feminin, Gustav, Paula Carolina und Monobrother – durch den spektakulären Abend.

Prominente Aktivistinnen sowie Aktivisten und Künstler:innen wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Ökologin Carola Rackete, Kunstfigur KDM Königin der Macht, Hip-Hop-Musiker Kid Pex oder Autorin Sibylle Berg bringen sich mit prägnanten Statements ein. Bildgewaltige Projektionen von Moritz von Dungern, Mehrdad Darafshi, Szymon Olszowski und 4youreye Projection Art tauchen das Wiener Rathaus in neues Licht. Dabei gipfeln die Beiträge der lokalen wie internationalen Aktivistinnen, Aktivisten und Bands im gemeinsamen Singen der neuen Republikhymne „Steht auf steht auf“ sowie in der „Ausrufung der Freien Republik Wien“.

„Die Wiener Festwochen sind seit mehr als einem halben Jahrhundert eines des renommiertesten interdisziplinären Kunst- und Kulturfestivals Europas. In den fünfeinhalb Wochen präsentiert das Festival seinen Besucher:innen Ungesehenes, Ungehörtes und manchmal auch Unerhörtes – verteilt über die ganze Stadt: Ich freue mich auf ein Feuerwerk von internationalen Spitzenproduktionen, Kooperationen, Projektarbeiten sowie vielfältigen Begegnungen und Austausch bis weit in die Nacht“, sagt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

„Mit der Ausrufung der Freien Republik Wien bei der Eröffnung der Wiener Festwochen verwandeln wir die Stadt für fünfeinhalb Wochen in einen Ort des wilden Welttheaters, des Austausches, Debattierens und des Feierns“, kündigt der neue Festwochenintendant Milo Rau seine erste Saison an. „Wien wird brennen. Es sind die Flammen der Liebe, der Versöhnung, des Aufruhrs und der Schönheit.”

Die Festwochen in der Kunsthalle

Mit Genossin Sonne präsentiert die Kunsthalle Wien auch dieses Jahr eine gemeinsam konzipierte Ausstellung mit den Wiener Festwochen | Freie Republik Wien. Die essayistische Gruppenausstellung widmet sich künstlerischen Arbeiten und Theorien, die den Kosmos und insbesondere die Sonne, mit sozialen und politischen Bewegungen auf der Erde in Verbindung bringen. (Bild oben: Anton Vidokle, The Communist Revolution Was Caused By The Sun, 2015, Videostill, Courtesy der Künstler, © Anton Vidokle)

Vor dem Hintergrund der Dezentrierung des Menschen als historisches Subjekt fragen sich die Kurator:innen Inke Arns und Andrea Popelka, inwieweit nicht nur die Umwelt auf der Erde, sondern darüber hinaus auch der Kosmos an historischen Prozessen Anteil hat. Gibt es etwa, wie die sowjetischen Kosmisten behaupteten, einen Zusammenhang zwischen erhöhter solarer Aktivität (einer Zunahme der Sonnenflecken und -winde) und irdischen Revolutionen? Und welche spekulativen, lustvollen Überlegungen finden sich dazu in der zeitgenössischen Kunst und Poesie?

Wiener Festwochen im ORF

Der ORF widmet den Wiener Festwochen eine umfassende Berichterstattung. Diesen Freitag wird die Eröffnung live vom Rathausplatz ab 21:20 auf ORF 2 übertragen. Die Wiener Festwochen sind auch mehrfach Thema im ORF-„kulturMontag“ (22.30 Uhr, ORF 2). Am 27. Mai berichtet das ORF-Kulturmagazin über das erste von drei Wochenenden der „Wiener Prozesse“ und zieht in der Ausgabe vom 24. Juni schließlich Festivalbilanz. ORF 2 zeigt außerdem die „kulturMontag“-Dokumentation „Der Wiener Prozess“ (10. Juni, 23.30 Uhr) von Tatjana Berlakovich.

ORF III begleitet die Wiener Festwochen 2024 im Rahmen von „Kultur Heute“ (19.45 Uhr) mit aktueller Berichterstattung zu den wichtigsten Produktionen. So meldet sich eine Schwerpunktausgabe am Eröffnungstag (Freitag, 17. Mai) aus dem „Haus der Republik“ und trifft in der Festivalzentrale Intendant Milo Rau zum Gespräch. Außerdem widmet sich Kulturkritiker Heinz Sichrovsky in der Rubrik „Sichrovskys Foyer“ fünf ausgewählten Inszenierungen.

Auch die ORF-Radios Ö1 und FM4 berichten ausführlich über die Wiener Festwochen 2024, u. a. in den Ö1-„Journalen“ und im Ö1-„Kulturjournal“ (Montag bis Freitag, 17.09 Uhr). „Ich will kein Theater!“ lautet der Titel von Ö1-„Diagonal“ (Samstag, 18. Mai, 17.05 Uhr). Neo-Intendant Milo Rau lädt für die Festival-Laufzeit in das „Haus der Republik“ und erklärt, warum die Wiener Festwochen heuer die „Freie Republik Wien“ ausrufen. Im Wiener ORF RadioKulturhaus findet am 8. und 9. Juni ein Projekt des Festivals statt, das sich um größere Diversität in der Kunstmusik bemüht: Für die „Akademie Zweite Moderne“ sind zehn Komponistinnen* eingeladen, ihre Werke vorzustellen, interpretiert vom Klangforum Wien. Ö1 sendet die Mitschnitte der zwei Konzertabende in „Supernova“ (4. und 11. August, 19.45 Uhr).

FM4 berichtet von der Festwochen-Eröffnung am Rathausplatz und stellt über die gesamte Festivaldauer ausgesuchte Projekte vor, so u. a. das „Blutstück“ nach dem Aufsehen erregenden Roman „Blutbuch“ des nonbinären Kim de l’Horizon oder die erste Opern-Arbeit von Extremchoreografin Florentina Holzinger namens „SANCTA“. FM4 wird auch die „Wiener Prozesse“ verfolgen, in denen Neo-Intendant Milo Rau u. a. sich selbst auf die Anklagebank bringen wird. Diverse Ticketverlosungen und Veranstaltungshinweise rund um das Musik- und Partyprogramm ergänzen das Programm.