Klug verhandeln

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Über ein Drittel der Arbeitnehmer:innen hat noch nie nach mehr Gehalt gefragt. Das ergab eine aktuelle Erhebung unter 2.000 willhaben-User:innen. Am verhandlungsfreudigsten sind Berufstätige im Burgenland, in Oberösterreich und in Wien.

Unabhängig davon, wie zufrieden man mit seinem eigenen Einkommen ist, früher oder später steht bei vielen Arbeitnehmer:innen die Überlegung im Raum, nach mehr Geld zu fragen. Die Jobplattform willhaben hat sich in einer großen Umfrage angeschaut, wie es die Österreich:innen mit dem Thema Gehaltsverhandlungen halten, wie sie ihr eigenes Verhandlungsgeschick bewerten und wie erfolgreich sie im Zuge ihres bislang letzten Gehaltsgesprächs waren.

Die Befragung zeigt auf, dass die User:innen tendenziell eher passiv agieren, wenn es um die Frage nach mehr Gehalt geht. Und so hat mit 40,2 Prozent nur etwas mehr als ein Drittel in den vergangenen 12 Monaten im derzeitigen Job aktiv um eine Gehaltsverhandlung bzw. Gehaltserhöhung gebeten. Dabei war der Anteil jener, die dies im Laufe des vergangenen Jahres getan haben, im Burgenland, in Oberösterreich und in Wien, sowie bei Männern und Personen mit einem monatlichen Netto-Einkommen ab 2.500 Euro tendenziell am höchsten.

Mit Blick auf die gesamte bisherige berufliche Laufbahn erklären immerhin 56,7 Prozent, dass sie bereits zumindest einmal aktiv eine Gehaltsverhandlung erwirkt haben. „Im Umkehrschluss führen vielfach aber Voraussetzungen wie Alter, Verhandlungsroutine oder Dauer der Unternehmenszugehörigkeit – in Verbindung mit höchst persönlichen Anlagen und Motiven – in Summe zu dem bemerkenswerten Umstand, dass mehr als ein Drittel überhaupt noch nie aktiv nach mehr Geld gefragt hat“, stellt Markus Zink, Head of Jobs bei willhaben, fest.

Jene, die im vergangenen Jahr und in ihrem derzeitigen Job eine Gehaltsverhandlung geführt haben, waren den Ergebnissen der Umfrage zufolge „sehr zufrieden“ (20,2 Prozent) bzw. „eher zufrieden“ (36,4 Prozent) mit dem Resultat des Gesprächs. „Für etwas mehr als die Hälfte der Befragten war die Gehaltsverhandlung also durchaus erfolgreich“, erläutert Markus Zink und ergänzt: „Im Detail ergibt die Umfrage außerdem, dass etwa die Hälfte aller zuletzt geführten Gehaltsgespräche in einem Einkommens-Plus von bis zu zehn Prozent mehr Gehalt mündeten. Zwischen 11 und 15 Prozent beziehungsweise mehr als 15 Prozent mehr Gehalt waren in Summe nur bei etwa einem Fünftel der Befragten drin. Ein einmaliger Bonus oder ein anderer Benefit waren mit jeweils rund drei Prozent in nur sehr wenigen Fällen das Ergebnis der Gehaltsverhandlung.“ Und: Bei 15,2 Prozent war die jeweilige Gehaltsverhandlung gar komplett erfolglos. Eine Arbeitgeber-Entscheidung, die Konsequenzen haben kann, denn: Den Umfrage-Ergebnissen zufolge können sich in Summe 42,7 Prozent aller Befragten vorstellen, den Job zu wechseln, wenn die nächste Gehaltsverhandlung nicht so verläuft, wie erwartet.

Wie erfolgreich ein solches Gespräch für die Arbeitnehmer:in ausfällt, hängt von zahlreichen, teils sehr individuellen Faktoren ab. Eine wesentliche Komponente ist dabei das Verhandlungsgeschick – und zwar auf beiden Seiten. Dabei bewerten sich nach dem Schulnotensystem 12,7 Prozent selbstbewusst mit einem „Sehr gut“, weitere 28,8 Prozent immerhin mit einem „Gut“. Genau ein Drittel der User:innen würde sich in diesem Zusammenhang ein „Befriedigend“ geben, 10,9 Prozent ein „Genügend“ und 5,7 Prozent ein „Nicht genügend“. Besonders hart ins Gericht mit sich selbst gehen dabei tendenziell vor allem Frauen, die den Umfrage-Ergebnissen zufolge auch im Schnitt seltener um eine Gehaltsverhandlung bitten als männliche Arbeitnehmer. Aber: Auch Personen, die im Burgenland und in Niederösterreich berufstätig sind, sowie jüngere Arbeitnehmer*innen unter 29 Jahren, bezeichnen sich in diesem Zusammenhang als eher unsicher.

„Unsere User:innen-Befragung ergibt, wie eingangs skizziert, bei einem bemerkenswerten Teil der Arbeitnehmer:innen eine gewisse Zurückhaltung, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Dies kann neben dem bereits angesprochenen Verhaltungsgeschick auch auf mangelnde Transparenz beziehungsweise nicht eindeutig definierte Prozesse rund um Gehaltsverhandlungen und Gehaltssprünge innerhalb des Unternehmens zurückzuführen sein“, so Markus Zink von willhaben. Laut den Umfrage-Ergebnissen ist dies aus Sicht der Arbeitnehmer:innen zumindest teilweise gegeben. Denn: Auf die Frage „Gibt es bei deinem Arbeitgeber klare Prozesse rund um Gehaltsverhandlungen und Gehaltssprünge?“ antwortet jeweils etwa eine Hälfte mit „Ja“, die zweite Hälfte mit „Nein“.

Geht es nach den befragten Arbeitnehmer:innen, so muss sich in den kommenden 12 Monaten nur rund ein Drittel der Vorgesetzen fix auf eine Gehaltsverhandlung einstellen. Denn: Mehr als die Hälfte der Befragten hat nicht vor, aktiv darum zu bitten, weitere 10,7 Prozent rechnen damit, dass ihr Arbeitgeber selbst damit auf sie zukommt.