Der Wiener Krankenanstaltenverbund und die Psychosozialen Dienste in Wien boten am diesjährigen Tag der seelischen Gesundheit am 30. Oktober 2018 wieder umfassende Informationen rund um das Thema Seelische Gesundheit und Versorgungsangebote in Wien. Im großen Festsaal des Wiener Rathauses präsentierten über 60 Aussteller ihre Angebote dazu. Das Phönix Project Institut war ebenfalls vor Ort und informierte über laufende Projekte wie Eranos oder Access Guide und auch über das neu eröffnete Consana Zentrum für psychosoziale Gesundheit und Entwicklung. „Es ist ein Ort der Unterstützung, Hilfe und Förderung für die Anliegen rund um die psychosoziale Gesundheit und Entwicklung unserer Klientinnen und Klienten. Unser Programm umfasst Psychotherapie im Einzelsetting, verschiedene Gruppentherapien, klinisch-psychologische Diagnostik, Potentialanalyse, psychosoziale Gruppentrainings sowie Coaching und psychosoziale Beratung“, so Manuela Schagerl, Gründerin des Consana Zentrums.
Jugend im Wandel
Die Vorträge und Diskussionsrunden behandelten heuer das Schwerpunktthema „Jugend im Wandel“. Oliver Scheibenbogen widmete sich etwa dem Thema „Smartphone-Abhängigkeit“. Der Gesundheitspsychologe des Anton Proksch Instituts beleuchtete die Thematik zwischen den Polen „Krankmacherei und reale Bedrohung“. Das Suchpotential von Smartphones wird ähnlich bewertet wie das der „Internetsucht“. Gerade für Jugendliche sei es notwendig, die entsprechende Medienkompetenz im Umgang mit sozialen Medien zu erwerben.
Bei dem spannenden Podiumsgespräch zum Thema „Jugend im Wandel“ diskutierten Ewald Lochner (Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien), Georg Psota (Leiter der Psychosozialen Dienste Wien), Paul Plener (Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der MedUni Wien), Ralf Gössler (Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendpsychiatrie – Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel) und Ercan Nik Nafs (Kinder- und Jugendanwalt der Stadt Wien). Moderiert wurde die Diskussion von Heilwig Pfanzelter.
Georg Psota sprach über den von KAV und PSD geplanten „dramatischen“ Ausbaus des ambulanten Bereichs in Verschränkung mit dem stationären Bereich in Bezug auf die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen. Dabei fiel auch das Stichwort „Hometreatment: Hausbesuche sollten auch im psychischen Bereich eine Selbstverständlichkeit werden“, so Psota. Ercan Nik Nafs unterstrich die Notwendigkeit der Prävention. Ewald Lochner widmete sich u.a. dem Thema „Nachbetreuung“.
Auszeichnung für Ursula Theiretzbacher
Zum Abschluss des heurigen „Tags der seelischen Gesundheit“ wurde der „Stephan-Rudas-Preis für fundierte Berichterstattung über psychische Erkrankungen“ vergeben. Damit werden Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet, die differenzierte Beiträge zum Thema liefern und damit helfen, die Gesellschaft zu sensibilisieren. Namensgeber des Preises ist der Wiener Psychiater Stephan Rudas. Er war maßgeblich an der Reform der Wiener Psychiatrie und am Ausbau der ambulanten Versorgungsstrukturen für psychisch Erkrankte beteiligt. Als Chefarzt der Psychosozialen Dienste war Stephan Rudas Zeit seines Lebens ein unermüdlicher Kämpfer, für einen fairen Umgang mit Betroffenen und für das Aufbrechen falscher Bilder in den Köpfen der Menschen.
Aus den heurigen Einreichungen wählte die siebenköpfige, multiprofessionelle Jury unter dem Vorsitz von Wolfgang Wagner, leitender Redakteur der Austria Presse Agentur, die ORF-Journalistin Ursula Theiretzbacher als Gewinnerin aus. Ihre Radiobeiträge beschäftigen sich mit Themen wie Selbstverletzung, ADHS und Essstörungen bei Männern.
Jurypräsident Wagner hob bei der Preisverleihung im Rahmen des Tags der seelischen Gesundheit im Wiener Rathaus die umfangreiche Recherche und die Vielzahl von Meinungen, die Ursula Theiretzbacher in die Gestaltung ihrer Beiträge einfließen ließ, hervor. Überreicht wurde der Preis von Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, und Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien.