Angst nicht verharmlosen

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Russlands Angriffskrieg in der Ukraine macht sehr vielen Menschen in Deutschland Angst vor einem Dritten Weltkrieg. Das ergab eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv. Auch in Österreich mehren sich Berichte über Ängste in der Bevölkerung. Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) weist darauf hin, dass Ängste vor einem Krieg nicht verharmlost werden dürfen.

ÖGPP-Präsident Johannes Wancata empfiehlt, Ängste und Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ernst zu nehmen. Es sei aber wichtig, nicht vor Angst zu erstarren oder in eine Abwärtsspirale aus Hilflosigkeit, Katastrophen-Phantasien und zunehmender Angst zu geraten. Zu den zentralen Schritten um mit Ängsten und Befürchtungen konstruktiv umzugehen gehört unter anderem:

Mit anderen Menschen über die eigenen Sorgen reden. Die Ängste und Befürchtungen nach Wahrscheinlichkeit bewerten und einordnen. Gezielter und zeitlich beschränkter Konsum von Nachrichten statt stundenlangem Beobachten von News in den Massenmedien und im Internet. Die Gedanken auf das zu richten, was im eigenen Einflussbereich liegt, ist ein wichtiger Schritt aus der Hilflosigkeit. Etwas Konkretes zu tun, auch wenn es nur kleine Schritte sind, hilft das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Alle Dinge, die im Alltag Halt geben, sind wichtig.

Zum Medienkonsum weist Wancata darauf hin: „Wir werden den Krieg und seine Ursachen nicht besser verstehen, wenn wir den ganzen Tag Nachrichten schauen. Dies hilft auch nicht, unsere Sorgen und Ängste zu bewältigen.“ Gespräche mit der Familie und guten Freunden geben Kraft und ermöglichen andere Sichtweisen. Sollten diese nicht ausreichen, stehen in Österreich zahlreiche Telefon-Hotlines und Beratungsstellen zur Verfügung, an die man sich auch anonym wenden kann. In seltenen Fällen können Ängste auch so akut werden, sodass medizinische Hilfe erforderlich ist. Psychiatrische Einrichtungen bieten rund um die Uhr Beratung, Unterstützung und Behandlung an. Wancata: „Sich Hilfe zu holen, ist ein konstruktiver Weg aus einer schwierigen Situation.“ Der ÖGPP-Präsident betont die Notwendigkeit selbst aktiv zu werden, um das Gefühl der Hilflosigkeit in den Griff zu bekommen.

Notfallkontakte:

Kriseninterventionszentrum: Tel.: 01 4069595, Montag bis Freitag 10–17 Uhr

Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD: Tel.: 01 31330, täglich 0–24 Uhr

Telefonseelsorge: Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr