Nach fünfjähriger Bauzeit wurde Anfang September der umfassend erneuerte Hauptstandort des Anton Proksch Instituts (API) in Wien Liesing feierlich von Peter Hacker, dem Wiener Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, eröffnet. „Ein Meilenstein in der langen Geschichte von Europas größter Suchtklinik, die nun alle nötigen Voraussetzungen für eine Suchtbehandlung auf der Höhe der Zeit erfüllt“, so Hacker. Am traditionsreichen Standort im 23. Wiener Gemeindebezirk bietet das Anton Proksch Institut stationäre Therapie für Abhängigkeitserkrankte von Alkohol, Medikamenten, illegalen Substanzen, Nikotin und nicht stoffgebundenen Süchten an. Ab sofort stehen 266 Betten und 50 Plätze für ein tagesklinisches Angebot in Form einer ganztägig ambulanten Therapie (GTAT) sowie ambulante Betreuungsplätze zur Verfügung.
„In Wien treten wir Suchtkranken mit Respekt und Wertschätzung gegenüber – so wie auch allen andern von Krankheit betroffenen Menschen. Und wir wollen ihnen natürlich auch die bestmögliche Behandlung bieten“, sagte Hacker. „Für all das steht das API seit Jahrzehnten. Mit der neuen Klinik, die wir heute eröffnen dürfen, ist Großartiges gelungen. Ihre architektonische Gestaltung ist der sichtbare Ausdruck des ganzheitlichen Menschenbildes, das die Arbeit des Anton Proksch Instituts leitet“, so der Stadtrat weiter.
Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien würdigte besonders diese Offenheit für Neues: „Flexibel auf neue Bedürfnisse von Patient:innen, aber auch auf einen sich verändernden Behandlungsbedarf eingehen zu können – etwa durch das konsequente Setzen von Behandlungsschwerpunkten im stationären Bereich – zeichnet das API seit seiner Gründung aus. Diese innovative Kraft kann aber nur in einer modernen baulichen Infrastruktur voll ausgespielt werden. Dass das API nun über eine solche verfügt, ist mehr als erfreulich.“
Aktivangebot für Patient:innen
46 Millionen Euro wurden in die Klinik investiert, die nun höchsten Qualitätsstandards entspricht. In den neuen Klinikgebäuden gibt es nur noch Ein- und Zweibettzimmer. Therapie-, Seminar- und Aufenthaltsräume sind ebenso verfügbar wie Dachterrassen und eine großzügige Gartenanlage mit mehr als 1.000 Quadratmetern Fläche. Im Außenbereich laden Tischtennistische, die Minigolfanlage und ein Mehrzweckplatz für Ballsportarten Patient:innen zu körperlicher Betätigung ein. Im Innenbereich stehen neben Räumlichkeiten für physio- und sporttherapeutisches Angebot eine Sporthalle sowie ein Fitnessraum zur Verfügung. Ein Therapiegarten wurde ebenfalls neu gestaltet. In den Werkstätten können Patient:innen mit unterschiedlichen Materialien gestalterisch tätig sein.
Ziel war es, mit dem neuen Haus eine Umgebung zu schaffen, die Patient:innen dabei unterstützt, neue oder nicht mehr erinnerte Ressourcen wieder oder neu zu entdecken und zu entwickeln. Denn Selbstbestimmung und Freude sowie die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben stehen im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen am API.
Individuellen Bedürfnissen gerecht werden
„Bereits 2021 konnten wir rechtzeitig zum 50-jährigen Bestehen des API die neue Drogenstation eröffnen, nun können wir für alle unsere Patient:innen eine Behandlung auf höchstem Niveau bereitstellen in einem neuen, freundlich gestalteten Umfeld, das dem ressourcenorientierten Ansatz unseres Hauses entspricht“, freut sich Prim. Dr. Wolfgang Preinsperger, der ärztliche Direktor des Anton Proksch Instituts. „Suchtbehandlung ist eine hochkomplexe Behandlungsform, in die eine ganze Reihe von Aspekten hineinspielen – vom Medizinischen und Psychosozialen bis hin zur Pflege. Mit der neuen Klinik verfügen wir nun über die optimalen räumlichen Rahmenbedingungen, um unsere vielfältigen, auf bestimmte Zielgruppen ausgerichteten Behandlungsschwerpunkte weiterzuentwickeln“, so Preinsperger.
So bietet das API im Rahmen seiner Behandlungen für Suchtkranke ein spezifisches Setting für ältere Suchtkranke, einen zusätzlichen Schwerpunkt für Medikamentenabhängige, frauenspezifische Angebote sowie einen Spezialbereich für stoffungebundene Suchtformen. Basis sind weiterhin die langjährig etablierten Bereiche für die Behandlung Alkohol- und Drogenabhängiger.
Gänzlich neu ist das Programm STEPS, das in Kooperation mit der Stadt Wien im Rahmen des Psychiatrischen und Psychosomatischen Versorgungsplans, als transitionspsychiatrisches suchttherapeutisches Angebot nach einer Pilotphase nun an einer eigenen Station mit einem spezifischen Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene in Vollbetrieb geht.
Die neue Klinik stellt ein manifestes Bekenntnis zum Ausbau der Stellung des API als Österreichs führende Suchteinrichtung dar, schließlich reicht die Geschichte des Anton Proksch Instituts bis ins Jahr 1956 zurück, weshalb es als Pionier der österreichischen Suchtbehandlung gilt. Teilhaberin VAMED konnte bei Planung und Errichtung jahrzehntelange Erfahrungen in diesem Bereich einbringen und so das Vorhaben trotz schwieriger Rahmenbedingungen während der Zeit der Covid-Pandemie erfolgreich umsetzen. Der Klinikneubau ist im Ostbereich des API-Areals entlang der Gräfin-Zichy-Straße konzentriert. Er nimmt die Anforderungen eines sich verändernden Behandlungsbedarfs auf und wird seinen Teil dazu beitragen, dass das Anton Proksch Institut angesichts immer mehr an Bedeutung gewinnender neuer Suchtformen auch weiterhin wirksame therapeutische Antworten finden und adaptierte Behandlungszugänge entwickeln wird. Ein Teil des alten Gebäudebestandes wurde renoviert und bietet nun einer stationären Abteilung, der ganztägig ambulanten Therapie sowie weiteren ambulanten Betreuungsformen, Platz.
Der erste Klinikbetrieb des Anton Proksch Institut in Wien-Liesing wurde 1961 eröffnet. Der nunmehr topmoderne Neubau der Klinik bietet 266 Betten für Patient:innen. Behandelt werden alle gängigen Formen der Sucht: Alkoholsucht, Abhängigkeit von illegalen Substanzen und Medikamenten, pathologisches Glücksspiel sowie Online-, Kauf- und Arbeitssucht. Eigentümer der gemeinnützigen Sonderkrankenanstalt sind die VAMED und die Stiftung Anton Proksch-Institut Wien. Zusätzlich zur stationären Einrichtung in Liesing gibt es Ambulanzen und ambulante Suchtberatungsstellen in Wien-Wieden, Wien-Landstraße sowie in Baden, Mödling, Wr. Neustadt und Neunkirchen sowie eine stationäre Sozialhilfe-/Rehabilitationseinrichtung in Mödling-Hinterbrühl.