Be a Mensch

Integrationswochen © Igor Ripak

Den Auftakt zu den alljährlichen Integrationswochen bildet traditionellerweise die Verleihung der MigAwards – Preis der österreichischen Migrant:innen. Heuer wurde neben den Hauptkategorien auch der Sonderpreis „Lebenswerk“ vergeben. Dieser ging posthum an Willi Resetarits. Die Laudatio für den, im Vorjahr verstorbenen Musiker, hielt Justizministerin Alma Zadić. Sie erinnerte in ihrer Rede an all seine Verdienste: „Viele von Ihnen kannten Willi Resetarits alias Ostbahn-Kurti wahrscheinlich auch persönlich. Denn er war nicht nur ein erfolgreicher Musiker, sondern auch ein engagiertes Mitglied der Zivilgesellschaft, das sich sein Leben lang für Menschenrechte und für all jene eingesetzt hat, die es aus unterschiedlichsten Gründen nicht leicht hatten. (…) Für viele Jahre fungierte Willi Resetarits als Obmann des Vereins Integrationshaus und war außerdem auch Mitbegründer der Menschenrechtsorganisationen SOS-Mitmensch und Asyl in Not.“ Video

Der Preisträger habe sein künstlerisches Schaffen und sein soziales Engagement miteinander verbunden. „Willi Resetarits fand für seinen Einsatz für Menschen in Not einen Tonfall, der ähnlich wie in seinem Gesang völlig frei von Anklage, Bitterkeit oder Zynismus war und deshalb viele Menschen direkt erreichte. Die Kernbotschaft lautete: Be a Mensch“, betonte Zadić. Der MigAward in der Kategorie „Bildung & Soziales ging an die 6A-Klasse des Laaerberg-Gymnasiums: Eine Wiener Schülerin der 6A konfrontierte bei „Pro und Contra“ auf PULS 4 den niederösterreichischen FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl: Bei einer Asylpolitik, wie Waldhäusl sie propagiere, wäre ein Großteil ihrer Klasse nicht in Wien und könnte das Gymnasium nicht besuchen, weil fast alle Eltern mit Migrationshintergrund hätten. Waldhäusls Antwort: „Dann wäre Wien noch Wien.“ Von dieser mutigen Konfrontation erfuhr man durch breite Berichterstattung und auch der Wiener Bürgermeister lud die Klasse ins Rathaus ein, um den Jugendlichen die Wertschätzung zu bieten, die sie verdienen.

Auch Justizministerin Alma Zadić lobte die Schüler:innen: „Es hat mich sehr berührt, zu sehen, wie viele Menschen sich hinter die Schüler:innen gestellt haben, die von Waldhäusl auf so eine niederträchtige Art und Weise rassistisch beleidigt wurden. Diese Schüler:innen gehören zu Österreich, sie gehören zu uns. Und wir lassen nicht zu, dass ihnen dieses Recht von irgendjemandem abgesprochen wird.“ In ihrem Statement bedankten sich die Klassensprecherinnen Tijana Marjanov und Una Pejanović der 6A für den Preis und die Unterstützung, die sie seit dem Fernsehauftritt erhalten haben: „Wir möchten uns bei der gesamten Schule, bei den Lehrkräften und allen Schüler:innen bedanken, dass sie uns so herzlich unterstützt haben (…) Und auch bei außerschulischen Personen, die sich bei uns gemeldet, uns E-Mails geschickt und uns gesagt haben, wie toll sie das finden, und allgemein die Unterstützung, die wir in ganz Wien bekommen haben. Dankeschön dafür!“

Den Negativ-MigAward erhielt Gottfried Waldhäusl. Der Politiker, der sich immer wieder gerne als Migrations-Hardliner der FPÖ Niederösterreich gibt, ist schon öfters mit seinen untergriffigen und rassistischen Sagern zum Thema Migration aufgefallen. Präsentiert wurde der Negativ-Preis von Dino Schosche, Projektleiter und Initiator der Integrationswochen: „Eigentlich sind Sprachen dazu da, um die Kommunikation und damit auch ein Miteinander zu ermöglichen. Unmenschen wie Gottfried Waldhäusl missbrauchen fast tagtäglich die Sprache, um gegen Mitmenschen zu hetzen und um Hass zu verbreiten. Dass dieser Unmensch immer noch ein Amt bekleidet, zeugt nicht nur von gewaltigen Missständen in der Politik, sondern auch von der Mittäterschaft alle jener, die mit dieser Person zusammenarbeiten. Seine Untaten machen mich einfach nur sprachlos.“

Weitere Gewinner:innen der MigAwards 2023

Oula Khattab © ALPHA plus

Oula Khattab © ALPHA plus

Kategorie „Persönlichkeit des Jahres”: Oula Khattab – für ihr Engagement, die Integration und Kommunikation zwischen der syrischen Gemeinschaft und der österreichischen Mehrheitsgesellschaft zu verbessern. Kategorie „Projekt des Jahres“: STAR*K – Sensibilisierung gegen Gewalt an Frauen/Mädchen (Caritas). Kategorie „Wirtschaft und Arbeit“: Work Stages – für die Unterstützung anerkannter junger Flüchtlinge und Drittstaatenangehöriger auf dem Weg in die Arbeitswelt. Kategorie „Medien“: die_chefredaktion – für die journalistische Förderung Jugendlicher mit diversen Blickwinkeln und Hintergründen.

Der MigAward ist der Preis der österreichischen Migrant:innen und zeichnet seit zehn Jahren Personen, Projekte und Organisationen aus, die sich für die Partizipation von Migrant:innen einsetzen – und vergibt einen Negativpreis an jene, die genau das Gegenteil machen. Das Besondere an dem Preis ist, dass er von einer Jury, in der über 600 Migrant:innen aus ganz Österreich sitzen, verliehen wird. Die Integrationswochen finden von 17. April bis 14. Mai 2023 in ganz Österreich statt. Das Access Guide Magazin ist heuer auch dabei.