Was ist Arbeit? Welchen Sinn hat sie? Und warum wird der Wert eines Menschen vor allem in geleisteter Arbeitszeit gemessen? Felix* hat über all diese Fragen nachgedacht und ein Manifest gegen die Tyrannei der Arbeit verfasst:
- Die Heilige Pflicht zur Knechtschaft
Ein Mythos, tief eingebrannt in die kollektive Seele: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht fressen! Und der Kapitalismus machte daraus sein Evangelium. Doch was, wenn diese heilige Pflicht zur Arbeit nur die Kette ist, mit der die „Leistungsträger:innen der Nation“ ihre Macht sichern. Ja, jene „Leistungsträger:innen“, die vom Schweiß der Anderen leben und uns gleichzeitig reindrücken, dass Faulheit die größte aller Sünden sei.
- Die Religion der Arbeit und die Moral
Wie die Bibel des Protestantismus einst Arbeit zum Gottesdienst erhob, so erhebt die kapitalistische Ethik die Leistung der Tugend und die Pause zur Todsünde. Arbeit ist mehr als ein Mittel zum Überleben geworden; sie ist der Maßstab aller Dinge. „Work-Life-Balance“ klingt wie eine sanfte Revolte, ist jedoch nichts weiter als ein Abklatsch dieser alten Moral: Das Leben, so sagt man uns, sei nur Erholung von der Arbeit als gäbe es nichts Wichtigeres, als wieder zurück an die Schreibtische oder Maschinen zu kriechen.
- Die Maschine des Wahnsinns
Betrachten wir die Maschinen, die einst versprachen, uns die Mühsal zu nehmen. Doch was ist passiert? Anstatt uns zu befreien, fesselten sie uns stärker an die Arbeit. Maschinen und Roboter mit KI, die Tag und Nacht arbeiten können, sollten uns längst schon ein Leben voller Spiel und Kunst ermöglichen – aber nein! Mehr Produktivität bedeutet nur eines: mehr Stunden für den „Flexi-Job“. Und das AMS – größte:r „Arbeitgeber:in“ der Nation – steht bereit, jeden freien Geist in das Räderwerk dieser Maschine zu pressen, um dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Arbeitsmarktservice.
- Eine Alternative zur Tyrannei
Wie wäre es, wenn wir die Uhren zurückdrehen – oder besser noch: sie sprengen? Vor der kapitalistischen Ära arbeiten Menschen um zu leben, nicht um der Arbeit willen. Drei Stunden Arbeit am Tag reichen aus, um die Grundbedürfnisse zu decken. Der Rest der Zeit gehört dem Leben: Sozialisation, Spiel, Kunst. Stellen wir uns eine Gesellschaft vor, die nicht nach Arbeit fragt, sondern nach Freude.
- Der Aufstand der Faulenzer
Die kapitalistische Moral hält uns klein, indem sie Faulheit mit Scham belegt. Doch was, wenn wir die Faulheit erheben, ja sogar heiligsprechen? Die wahre Revolution beginnt, wenn wir sagen: „Ich arbeite nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.“ Und wenn ich nicht will, sollen die Roboter übernehmen. Lasst die Maschinen Tag und Nacht schuften, lasst sie 24/7 unsere Welt in Bewegung halten, während wir in Parks sitzen, Geschichten erzählen und Bilder malen
- Neue Moral
Die Arbeit, so wie wir sie kennen, gehört abgeschafft. Sie ist nicht Sinn des Lebens, sondern dessen größter Feind. Wir brauchen nicht mehr Arbeitsmoral, sondern weniger Arbeit. Der Rest, liebe Freund:innen, gehört uns. Entspannt euch.
Literaturempfehlungen für geneigten Leser:innen: Paul Lafargue – Das Recht auf Faulheit. Max Weber – Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Karl Marx – Das Kapital. Hannah Arendt – Vita Activa. Bertrand Russell – Lob des Müßiggangs. Nick Srnicek, Alex Williams – The Future: Postcapitalism, and a World Without Work. Richard Sennet – The Corrosion of Character. Guy Standing – The Precariat: The New Dangerous Class. Michael Schmidt-Salomon – Entspannt Euch! – Eine Philosophie der Gelassenheit
*Name geändert