Die Magie der Puppen

baby jane

Das Wiener Schubert Theater zeigte im Juni 2018 in einer Wiederaufnahme den erfolgreichen Puppentheater-Thriller „Was geschah mit Baby Jane“. Es ist die erste Figurentheater-Inszenierung des Hollywood-Klassikers mit Bette Davis und Joan Crawford.

Auf der kleinen Bühne des Schuberttheaters tobt ein heftiger Kampf zwischen den beiden Schwestern Blanche und Jane. Das Dienstmädchen möchte vermitteln. Die drei geraten in ein Gerangel, in deren Verlauf die Hausgefilfin die Treppe hinunter stürzt und stirbt. Im Zuschauerraum ist es mucksmäuschenstill, das Publikum hält den Atem an. Ist auch die gelähmte Blanche ein Opfer der rasenden Jane geworden? Zum Glück nicht. Langsam hebt Blanche ihren Kopf und haucht „Jane, bitte ruf den Arzt“.

Hinter dieser belebten Szene steht Manuela Linshalm. Die Puppen- und Schauspielerin haucht allen handelnden Personen Leben ein – und zwar gleichzeitig. Das gelingt ihr so überzeugend, dass man als Zuschauerin tatsächlich das Gefühl hat, es befinden sich vier, fünf Personen gleichzeitig auf der Bühne. Baby Jane ist nur eine von vielen, faszinierenden, berührenden aber mitunter auch verstörenden  Produktionen des Schubert Theaters. Viel mediales Aufsehen erregte das Figurentheater „F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“ von Simon Meusburger und Nikolaus Habjan. Darin wird ein Stück österreichischer Geschichte aufgearbeitet. Erzählt wird die Geschichte von F. Zawrel, der in den 1930er Jahren in Kaisermühlen aufwächst. Der Vater ist Alkoholiker, die Mutter unfähig, die Familie zu ernähren. Es folgen Delogierung, Heim, schließlich Spiegelgrund, jene „Kinderfachabteilung“ des Deutschen Reiches, in der Euthanasiemorde an kranken und behinderten Kindern stattgefunden haben. Vom Anstaltsarzt Dr. Gross wird Zawrel – als „erbbiologisch und sozial minderwertig“ eingestuft – gequält, doch er kann aus der Anstalt fliehen. Erst im Jahr 2000 kommt es nach vielen Bemühungen Zawrels zum Gerichtsverfahren, das wegen der angeblichen Demenz von Gross eingestellt wird. Die Inszenierung erhielt den Nestroypreis 2012 in der Kategorie Beste Off-Produktion. Hier gibt es einen Beitrag des ORF zu dem Stück. Die DVD kann hier bestellt werden.  Den Spielplan des Schubert Theaters finden Sie hier.