Einmal monatlich veranstaltet die Künstlergruppe sowieso! im Atelier des Wiener Kindermuseums „Zoom“ Workshops für Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen. Initiiert wurde die Veranstaltungsreihe von Michael Baumgartner und Anna Scheer. Im Interview ziehen die beiden Bilanz.
sowieso! wurde im Jahr 2011 von der Künstlerin Anna Scheer und dem Künstler Michael Baumgartner gegründet und ist seit dem Jahr 2013 ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Die Idee der inklusiven Kunstworkshops ist es, Familien mit Kindern mit Behinderungen ein Freizeitangebot zu bieten, bei dem das kreative Potential der Kleinen gefördert wird. Damit – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Familien – möglichst viele Kinder teilnehmen können – sind die sowieso! Workshops gratis. Getragen wird sowieso! von einem stets wachsenden Team aus mittlerweile über vierzig ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern und einem ebenfalls ehrenamtlichen siebenköpfigen Vorstand. Access Guide sprach mit dem Gründungsteam Anna Scheer und Michael Baumgartner.
Access Guide: Seit wann gibt es die sowieso!-Workshops und wie kam es dazu?
Michael Baumgartner: Anna und ich arbeiten beide schon seit längerem im Zoom-Atelier. Der Impuls zu den Workshops kam eigentlich von außen. Vor sechs Jahren ist immer wieder eine selbstorganisierte Gruppe von Eltern mit Down-Syndrom- Kindern ins offene Atelier am Wochenende gekommen. Die habe ich dann gefragt, ob sie nicht eine eigene Kleingruppe machen wollen. 2011 fand dann der erste Inklusions-Workshop statt. Das Interesse ist seit damals ungebrochen hoch. Wir sind meist schon Monate vorher ausgebucht.
Access Guide: Wie wird in den Workshops gearbeitet?
Anna Scheer: Üblicherweise nehmen bis zu 20 Kinder zwischen drei und 14 Jahren an den Workshops teil. Es sind hauptsächlich Kinder mit verschiedenen Beh und deren Geschwister – wobei meist nur drei oder vier Geschwisterkinder dabei sind. Die Eltern sind fast nie dabei – das ist besser für die Gruppendynamik. Sie können aber von draußen zuschauen. Jedes Kind hat eine eigene Betreuerin oder einen eigenen Betreuer. Wir gehen dialogisch vor, d.h. wir richten uns nach den Bedürfnissen und Wünschen des jeweiligen Kindes. Die Betreuerinnen und Betreuer arbeiten ehrenamtlich. Sie sind Künstler, Kunststudenten, Pädagogen oder Sozialarbeiter. Was uns verbindet ist die Überzeugung, dass Inklusion gelebt werden kann. Die Kunst ist dafür ein idealer Motor.
Access Guide: Wie finden Kinder und Betreuer zueinander?
Michael Baumgartner: Die Workshops fangen mit einer Vorstellungsrunde an. Wir reden über Lieblingsfarben und sonstige Vorlieben. Wer dann mit wem arbeitet, ergibt sich dann ganz von selbst und spontan.
Access Guide: Wie werden die Kinder motiviert oder angeleitet?
Anna Scheer: In den Workshops geht es nicht darum, bestimmte Techniken zu erlernen, sondern die Lust am Gestalten zu fördern. Dafür bieten wir unterschiedliche Materialen an – das geht von Buntstiften und Fingerfarben bis zu Musikinstrumenten. Wir gehen gemeinsam mit den Kindern auf eine Reise. Unser Ansatz ist ein künstlerischer, kein pädagogischer. Grundsätzlich ist alles möglich, es gibt aber auch Regeln: Es darf nicht zerstört oder verletzt werden.
Access Guide: Wie profitieren die Betreuer durch die Workshops?
Anna Scheer & Michael Baumgartner: Es ist jedes Mal anders, manchmal chaotisch, immer sehr bunt und fantasievoll. Wir gehen mit den Kindern auf eine künstlerische Reise und wissen im Vorhinein nicht, was dabei herauskommt. Aber meistens sind die Workshops die reinste Freude.
Access Guide: Danke für das Gespräch.
Der Verein sowieso! Kunstworkshops für Kinder mit Behinderung ist auf der Liste der spendenbegünstigten Vereine Österreichs. Spenden an sowieso! können von der Steuer abgesetzt werden.
Anmeldung und Termine zu sowieso! gibt es hier.