Die roten Zauberstiefel

Marianne Hengl und Familie © privat

Marianne Hengl, Obfrau des Vereins RollOn Austria hat vor kurzem ihr viertes Buch veröffentlicht. Darin erzählt sie von ihrer eigenen Kindheit. Es ist eine Geschichte voller Liebe, Wärme und dem ungebrochenen Glauben daran, trotz Behinderung, alles schaffen zu können. Im Interview erklärt die Autorin, warum es ihr so wichtig war, gerade dieses Buch zu machen.

Access Guide Magazin: In ihrem autobiografischen Buch „Marianne und die roten Zauberstiefel“ geht es um ein schwerbehindertes Mädchen, das zwar körperlich sehr eingeschränkt ist, aber von Anfang an vor Lebensfreude sprüht und das Leben genießt. Wie ist ihnen das gelungen?

Marianne Hengl: Ich bin 1964 mit einer Gelenksversteifung an allen vier Gliedmaßen auf die Welt gekommen. Meine Familie hat meine Behinderung angenommen und ich wurde von allen Seiten so geliebt wie ich war/bin. Meine Mutter hat mir einen Lederfleck auf den Hosenboden genäht und so konnte ich in meinen ersten Lebensjahren unseren Bauernhof in Weißbach auf dem Boden rutschend erkunden. Ich war neugierig, mutig, aber auch stur. Als meine Geschwister rote Gummistiefel geschenkt bekamen und ich nicht, war ich furchtbar wütend. Ich hab solange Ramba Zamba gemacht, bis ich auch welche gekriegt habe. Weil die so weich waren, haben sie auch perfekt auf meine verbogenen Beinchen gepasst. Und ich habe bald entdeckt, dass ich in den Stiefeln auch ein wenig hüpfen konnte. Ich war total glücklich. Das war mein erster, großer Triumph.

Access Guide Magazin: Wie ging´s dann weiter?

Marianne Hengl: In unserem Haus gab es eine Treppe ins Obergeschoß. Die war für mich immer eine besondere Herausforderung. Als ich einmal allein daheim war, weil die gesamte Familie beim Heuen war, hab ich versucht mich – mit meinen roten Stiefelchen – allein die Stiegen rauf zu ziehen. Nach einigen Fehlversuchen ist mir das dann tatsächlich gelungen. Ab dem Moment habe ich gewusst, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es nur will und mich nicht durch Rückschläge verunsichern lasse. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch. Zu meiner Mutter habe ich schon als ganz kleines Kind gesagt „Ich möchte einmal eine ganz besondere Frau werden“.

Access Guide Magazin: Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung des Kinderbuchs gedauert?

Marianne Hengl: Schon seit zehn Jahren schlummert in mir der Wunsch ein Kinderbuch zu machen. Ich habe lange nach einer Illustratorin gesucht, die mich so zeichnet, wie ich eben bin. Über meine Freunde „die Bluatschink“ habe ich dann Svetlana Kilian kennen gelernt und war von ihrer Arbeit sofort begeistert. Der Text stammt von der Kinder- und Jugendbuchautorin Irmgard Kramer. Nach einem Jahr war das Buch fertig. Ich bin sehr glücklich und dankbar darüber und hoffe damit Kindern mit einer Behinderung und auch deren Eltern Mut zu machen.

Access Guide Magazin: Sie sind nicht nur Autorin und Moderatorin, sondern auch Obfrau des Vereins RollOn Austria, den es bald 30 Jahre lang gibt. Was wünschen Sie sich für den Verein?

Marianne Hengl: Ich bin auf der Suche nach einer Stiftung, die diese wichtige Organisation von RollOn Austria weiterträgt, wenn ich mich einmal zurückziehen will.

Access Guide Magazin: Werden Sie Ihr Buch auch in Wien präsentieren?

Marianne Hengl: Ja das ist schon fix für das Frühjahr 2019 geplant. Wo genau, weiß ich noch nicht, aber ich freue mich jetzt schon darauf.

Access Guide Magazin: Danke für das Gespräch.

Im Bild: Marianne Hengl mit ihren Eltern und den Geschwistern Hildegard, Sepp und Evi (das jüngste Familienmitglied Traudi war zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt). © privat

„Marianne und die roten Zauberstiefel“ ist vor kurzem im Bucher Verlag erschienen. Der gesamte Erlös des Kinderbuches fließt in die Behindertenarbeit von RollOn Austria.