Zum 25. Geburtstag der Tafel Österreich fanden sich rund 350 langjährige Wegbegleiter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Industrie, Sozialbereich, Kultur & Ehrenamt sowie prominente und internationale Gäste im Arkadenhof des Wiener Rathauses ein. Neben einem wahrhaft „bunten“ Rahmenprogramm wurde der 1. Martin-Haiderer-Preis für soziale Einrichtungen verliehen.
Am 9. September 2024, (genau 25 Jahre nach ihrer Gründung) feierte Die Tafel Österreich Jubiläum – und damit 25 Jahre Lebensmittelrettung und Armutsbekämpfung. Was als Initiative einer Handvoll Studierender mit 5.000 Schilling Startkapital begann, ist heute eine mittelständische Non-Profit-Organisation, die bis zu 50.000 armutsbetroffene Menschen in rund 150 Sozialeinrichtungen mit mehr als 1.000 Tonnen geretteten Lebensmitteln jährlich versorgt. Eine Mission, die ohne die Unterstützung zahlreicher Ehrenamtlicher und Unterstützer:innen nicht möglich wäre – und so versammelten sich rund 350 Gäste aus den unterschiedlichsten Bereichen zum großen Jubiläumsfest im Arkadenhof des Wiener Rathauses.
Schauspieler Thomas Mraz, der den Abend launig moderierte, begrüßte auf der Bühne Stadtrat Peter Hacker, Elmar Furtenbach (Obmann Die Tafel Österreich) sowie Alexandra Gruber (Geschäftsführerin) und Lindsay Boswell vom europäischen Tafelnetzwerk FEBA, das mit gut 30 Repräsentant:innen aus 19 Ländern vertreten war. In einer persönlichen Videobotschaft unterstrich Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Bedeutung der Tafelarbeit und bedankte sich insbesondere bei allen ehrenamtlichen Helfer:innen für ihr Engagement.
Kunst, Kulinarik und keine Karambolagen
Die Mission der Tafel Österreich wurde beim Event auf vielfältige und kreative Weise inszeniert. „In 25 Jahren haben wir immer innovative Wege gefunden, um gegen Lebensmittelverschwendung und Armut anzukämpfen – und das sollte auch unser Jubiläum widerspiegeln“, so Alexandra Gruber. So überraschte das Künstlerduo Honey & Bunny gleich zu Beginn mit einem künstlerisch-kulinarischen Konzept unter Einsatz von Käfigen, Brot und Rosen, das die Gäste zum kritischen Diskurs und Perspektivenwechsel einlud. „Gruber & Gruber“ (Profiköchin Petra Gruber, Die Tafel Österreich, und Physiker Werner Gruber) präsentierten eine Suppen-Innovation, die live auf der Bühne unter dem Motto „Lafer, Lichter – lecker?“ von Starkoch Johann Lafer sowie Schauspielerin und Sängerin Marika Lichter verkostet wurde.
Die Schauspielerin Ursula Strauss beeindruckte mit einer Lesung aus Christine Nöstlingers „Iba de gaunz oamen Leit“, professionell begleitet von Musiker und Komponist Karl Stirner. Und dann wurde es richtig laut: Ein Tross an Einkaufswagen – gelenkt von Schauspielerin Konstanze Breitebner und Dompfarrer Toni Faber (im Bild ganz oben © Thomas Topf), Peter Dobcak (Wirtschaftskammer Wien),Sodexo-Chef Michael Freitag, Werner Gruber, Kabarettist Wolfgang Fifi Pissecker, Johann Lafer, Marika Lichter, Schauspielerin Ursula Strauss, Politiker Joe Taucher u.v.m. – servierte die Hauptspeisen (köstlich zubereitet vom langjährigen Unterstützer, dem Profi für Verpflegung und Facility Management Sodexo). Trotz waghalsiger Fahrmanöver kam das Essen letztlich (im doppelten Wortsinn) gut an: Je drei Gerichte in fünf verschiedenen Farben, die alle Gäste dazu einluden, miteinander zu teilen. Der „Alles Wagerl“-Parcours stand somit auch sprichwörtlich für die täglichen logistischen Meisterleistungen, welche Die Tafel Österreich seit nunmehr genau 9.125 Tagen tagtäglich mit den haupt- und ehrenamtlichen Helfer:innen gemeinsam erbringt.
Erster Martin-Haiderer-Preis für soziale Einrichtungen
Martin Haiderer, Gründer der Tafel Österreich, hat von Beginn an die Zusammenarbeit mit Sozialeinrichtungen in ihrer Mission verankert ‑ denn sie bieten professionell angeleitete Wege aus der Not. Ein USP, den auch Sozialminister Johannes Rauch in seiner Videobotschaft besonders betonte. Nur folgerichtig also, dass der heuer erstmals vergebene Preis für „Lebensmittelprojekte mit Mehrwert“ nach Haiderer benannt ist.
Im Rahmen des Jubiläumsfestes wurden die drei Siegerprojekte gekürt: Sozialwissenschaftler Bernd Marin und Tafel-Obmann Elmar Furtenbach überreichten den dritten Preis an das „Häferl“ der Stadtdiakonie Wien; Tafel-Chefin Alexandra Gruber würdigte die zweitplatzierte JUNO Villach (Diakonie de La Tour). Landtagsabgeordneter und Gemeinderat Joe Taucher sowie Martin Haiderer selbst zeichneten das Haus Erdberg (Wiener Rotes Kreuz) mit dem ersten Preis aus. Alle Siegerprojekte erhielten eine Urkunde, eine Trophäe sowie einen Sachpreis.
Ein Abend im Zeichen des Zusammenhalts
„Mit unserem Jubiläumsfest wollten wir uns bei all unseren langjährigen Unterstützer:innen und Wegbegleiter:innen bedanken, ohne die unsere Mission gegen Lebensmittelverschwendung in Österreich nicht möglich wäre. Die Vielfalt und der Zusammenhalt über alle Branchen, Altersgruppen, Religionen und Ethnien hinweg, der uns seit 25 Jahren trägt, war gerade auch an diesem Abend mit allen Sinnen spürbar und ist einfach überwältigend“, so Alexandra Gruber, Geschäftsführerin Die Tafel Österreich. „Damit starten wir mit dem heutigen Abend trotz zahlreicher Herausforderungen mit viel Rückenwind gestärkt und voll motiviert in die nächsten 25 Jahre.“
Die Tafel Österreich, hervorgegangen aus der Wiener Tafel, ist die größte und älteste Tafelorganisation Österreichs. Sie versorgt seit 1999 armutsbetroffene Menschen in sozialen Einrichtungen kostenfrei mit geretteten Lebensmitteln mit dem Ziel der Armutsbekämpfung. So konnten 2023 über 1.000 Tonnen Lebensmittel vor der Entsorgung bewahrt und an mehr als 35.000 Menschen in 100 Sozialeinrichtungen weitergegeben werden. Über die vergangenen 25 Jahre waren es mehr als 10 Mio. Kilogramm Lebensmittel für jährlich bis zu 55.000 armutsbetroffene Personen. Als primär spendenfinanzierter Verein ist Die Tafel Österreich auf Geld-, Zeit- und Warenspenden angewiesen.