In Österreich leben zirka 1,7 Millionen Menschen mit temporärer oder dauerhafter Beeinträchtigung. Darunter sind nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund, ältere User oder Menschen mit einer kurzfristigen Einschränkung, beispielsweise mit einem Gips-Verband. Der alljährliche Global Accessibility Awareness Day mahnt Inklusion im Internet ein und verweist auf die vielen Vorteile eines barrierefreien Web. Niemand dürfe von digitalen Informationen und Dienstleistungen ausgeschlossen sein. Heuer fand der weltweite Aktionstag am 21. Mai statt.
Ein neues Qualitätssiegel macht barrierefreie Websites nun auch nach außen erkennbar. Das offizielle Zertifikat wird vom TÜV Austria ausgestellt und soll die Zugänglichkeit für alle Menschen auf der geprüften Website gewährleisten. Damit werden nicht nur die Bemühungen hinsichtlich Barrierefreiheit im Web ausgezeichnet, sondern auch der Verpflichtung Österreichs auf EU-Ebene entsprochen, die WCAG-Richtlinien umzusetzen. Letztere bestehen aus vier Prinzipien, welche die Grundlage der Barrierefreiheit im Web darstellen: wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Barrierefreie Websites sind allgemein bedienungsfreundlicher und auch für lange Arbeiten am PC angenehmer, da auf ausreichend Kontraste, Farbgebung und Effekte geachtet wird. Barrierefreie Websites werden zudem besser gefunden, wenn sie technisch entsprechend vorbereitet und richtig getaggt sind.
Entwickelt hat das WACA-Zertifikat ein interdisziplinärer Beirat aus 10 Organisationen mit unterschiedlichen Kernkompetenzen. Die organisatorische Abwicklung der WACA Zertifizierung erfolgt durch die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Diese gilt auch als Hauptförderer der WACA Initiative. Die Prüfungen der Websites auf Barrierefreiheit erfolgt von unabhängigen und spezialisierten Fachkräften und gewährleistet so die hohe Qualität der WACA Zertifizierung.
Barrierefreies Internet
Wie wichtig die Zugänglichkeit der öffentlich vorhandenen Informationen auf Websites ist, hat nicht zuletzt die aktuelle Krise gezeigt. Ohne eine grundlegende Barrierefreiheit von Online-Auftritten können Menschen mit Behinderungen – und hier vor allem Menschen mit Sehbeeinträchtigungen –Informationen und Dienstleistungen im Web nur eingeschränkt bzw. überhaupt nicht nutzen. Dabei ist die Umsetzung der internationalen WCAG-Richtlinien, die die Barrierefreiheit im Web regeln, im Grunde recht einfach, wenn man Spezialisten miteinbezieht. Die Kriterien müssen bei jedem Webauftritt von Anfang an mitgedacht und unter Einbeziehung der Betroffenengruppen implementiert werden. Mit WACA – dem neuen österreichischen Qualitätssiegel für Barrierefreiheit von Websites kann umfassende Nutzbarkeit für alle gewährleistet werden.
Als abwickelnde Stelle von WACA fungiert schon seit längerem die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, die auch der Hauptförderer für die Initiative WACA ist. Initiiert wurde diese Zertifizierung vor mittlerweile 3 Jahren durch den interdisziplinären WACA-Beirat. Jetzt wurde dieser in einen eigenen unabhängigen Verein eingegliedert, als dessen Obmann Klaus Höckner fungiert. Der Beirat hat schon wie bisher die Überwachung und fachliche Kompetenz für WACA inne und ist auch für die Weiterentwicklung und strategische Ausrichtung zuständig.
Werner Rosenberger, Projektleiter und erste Anlaufstelle für WACA, betont in diesem Zusammenhang: „Unser gemeinsames Bestreben ist es, Unternehmen zu motivieren, Barrierefreiheit als selbstverständlichen Bestandteil des Service-Angebots zu sehen. Dies stellt für alle Menschen – egal ob mit oder ohne Behinderung – einen wesentlichen Aspekt der Nutzungsfreundlichkeit dar. Für Menschen mit temporären oder dauerhaften Behinderungen ermöglicht Barrierefreiheit erst den Zugang zu Informationen und die uneingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft.“