Seit mehr als 100 Jahren erinnert der Internationale Frauentag am 8. März daran, welche Hindernisse im Kampf um die Gleichberechtigung noch überwunden werden müssen. In Österreich konnte die Frauenbewegung zwar schon einige große Erfolge erzielen, wie etwa das heute selbstverständliche Frauenwahlrecht. Doch es gibt noch etliche Baustellen wie Ungerechtigkeiten bei Lohn und Pensionen oder die viele, unbezahlte Arbeit, die nach wie vor hauptsächlich Frauen leisten. Um in einer geschlechtergerechten Welt leben zu können, braucht es Frauen, die Klischees aufbrechen und sich keine tradierten Rollenbilder überstülpen lassen. Aus diesem Grund hat das Redaktionsteam des Access Guide Magazins Frauen porträtiert, für die Chancengleichheit keine Vision sondern gelebte Realität ist oder war. Vor den Vorhang geholt wurden sowohl historische Persönlichkeiten, als auch Frauen aus dem ganz persönlichen Umfeld der Redaktion.
Die schwedische Literatur-Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf, Mutter Theresa oder die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc sind Frauen, die Harriet Jatho besonders beeindrucken. Auch Eleonore von Aquitanien zählt zu den Lieblingsfrauen der Redakteurin: „Sie war gebildet, weit gereist und hat sich nicht von Männern einschüchtern lassen. Sie soll intelligent, witzig und offenherzig gewesen sein und auch mutig. Sie nahm sogar an Kreuzzügen teil. Johanna von Orleans bewundere ich ebenfalls für ihren Mut. Sie verhalf dem französischen König Karl VII. zum Sieg über die Engländer und Burgunder. Mit nur 19 Jahren wurde sie auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 1920 hat sie der Papst heiliggesprochen“ erzählt Harriet. An Mutter Theresa schätzt sie ihre selbstlose Hilfe für die Ärmsten der Armen. Und die Physikerin und Wissenschaftlerin Marie Curie bewundert Harriet als erste Professorin an der Sorbonne, Erfinderin der Röntgenwagen und spätere Nobelpreisträgerin. „Sie hatte sicherlich viel mehr leisten müssen, als ein Mann zur damaligen Zeit“, ist Harriet überzeugt. „Was all diese Frauen für mich auszeichnet ist, dass sie sehr mutig waren, sich nichts von Männern gefallen haben lassen und dass sie sich ihres Wertes und ihrer Durchsetzungsfähigkeit bewusst gewesen sind. Schließlich war Bildung zu früheren Zeiten für Frauen schwer zu erreichen und nicht selbstverständlich, da Frauen als dumm galten und allenfalls befähigt zur Hausarbeit“. Umso mehr glaubt Harriet, dass diese Frauen „mit Sicherheit viel mehr geleistet haben, als ihre männlichen Zeitgenossen. Frauen herrschen mit Klugheit und Weitsicht, die Männer tendieren eher zu Gewaltherrschaft. Daran wird sich leider auch in Zukunft nicht so bald etwas ändern“.
Überforderung durch Mehrfachbelastung
Anregungen für die Zukunft findet Harriet auch in der Vergangenheit. Die Welt der Wikinger ist für sie vorbildhaft: „Bei ihnen wurde die Frau als gleichwertig gesehen: Es gab nicht unbedingt nur Liebes-Heiraten, aber Frauen konnten sich scheiden lassen und auch danach Vermögen besitzen, allein reisen und über sich selbst bestimmen. Außerdem waren Frauen bei der Urteilssprechung vor Gericht einem Mann gleichwertig“, beschreibt Harriet. Die heute an sich mögliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie sieht Harriet mit gemischten Gefühlen: „Ich persönlich wäre lieber ,nur` Hausfrau – das geht sich aber finanziell leider nicht aus. Ich fühle mich damit überfordert, den Spagat von Karriere – oder einfach nur einem ganz normalen Job – und Familie zu schaffen. Meiner Meinung nach sollten Frauen nicht in die Falle tappen, Männer zu imitieren, um von der Männerwelt respektiert zu werden. Karrierefrauen sollten sich auch ihrer weiblichen Rolle und besonderen Fähigkeiten bewusst sind. Dau zählen Weichheit oder Geben-und-Nehmen-Können. Der Mittelweg zwischen den Extremen der Unterordnung und der rauen Männer-Welt wäre für mich die Lösung. Wenn jede Frau (und jeder Mann) ein wenig an sich arbeitet, könnte die Welt Stück für Stück verbessert werden“, meint Harriet.
Wir sind eine Gemeinschaft
Sylvia von der Access Guide Magazin-Redaktion hat eine für sie inspirierende und vorbildhafte Frau in ihrem persönlichen Umfeld gefunden: „Ich habe Conny Lindner von gefühls*echt vor ein paar Jahren bei einem Sportkurs kennen und schätzen gelernt. Kurze Zeit darauf machte sie sich selbstständig und ich konnte ihrer Arbeit über verschiedene Kanäle der Sozialen Medien folgen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht viel mit dem Berufsbild einer Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin auseinander gesetzt, aber je länger ich ihrer Arbeit folgte umso spannender fand ich sie, was mich letztlich sogar dazu bewegte, selbst im sozialen Bereich arbeiten zu wollen.
Connys besondere Art Wissen zu vermitteln und Verbindungen damit zu schaffen faszinierte mich von Anfang an. Besonders sprach mich ihre Arbeit im Bereich der Sexualpädagogik an. Bei ihren Themenabenden können sich Frauen frei untereinander über sensible Themen austauschen und Informationen bekommen. Sie legt in ihrer Arbeit besonders Wert darauf, weg von Klischees und Falschinformationen zu kommen und Menschen zu lehren sich wohl in ihrer Haut zu fühlen und ihnen zu vermitteln, dass sie selbstbestimmt sind und das Recht haben ihre Bedürfnisse zu äußern.
Conny gibt einen das Gefühl toll und komplett zu sein, sie zeigt einem, dass es viel schönere Wörter für unsere Körperteile gibt und es dort nichts gibt um das Wort Scham benützen zu müssen. Mythen können aufgelöst werden, wenn es primär darum geht sich selbst wohl zu fühlen und seinen Bedürfnissen Ausdruck zu geben. Abseits davon, was Influencer und Modeerscheinung einem vorgeben wollen, in welchem Körper man geboren wurde, welchem Gender oder Ethnie man sich zugehörig fühlt. Connys Lehre basiert auf wissenschaftlichen Fakten und fachlicher Kompetenz.
In ihrer Arbeit gibt Conny auch verschiedene Kurse für Eltern oder zeigt das Beckenbodentraining, nicht nur zur Rückbildung nach einer Schwangerschaft wichtig sind. Ich mag an ihr, dass sie sich ständig weiterbildet und aktuellen Themen widmet. Sie zeigt auf, dass der Begriff „Frau“ viel mehr einbeziehen kann. Mir gefällt da der Satz: Nicht jede Person die menstruiert ist eine Frau und nicht jede Frau menstruiert. Somit gibt sie Intersexuellen, Transsexuelle oder Personen die sich als Non-Binary identifizieren auch eine Stimme und verbindet, statt auszugrenzen.
Das finde ich speziell 2020 wichtig, jedem sollte der Raum gegeben werden, egal wie die Person sich identifiziert, aussieht oder fühlt – Inklusion statt Exklusion. Ich mag den Gedanken der Solidarität und das wir zusammenhalten und eine Gemeinschaft bilden. Frauen sollten nicht wählen müssen zwischen Kindern oder Karriere, oder auch diese Frage generell beantworten müssen. Ob und wann sie Kinder bekommen oder welche Beziehungsform(en) sie leben. Frauen sollten sich nicht rechtfertigen müssen warum sie lange, kurze oder bunte Haare haben, sich schminken oder nicht, sich Körperhaare entfernen oder stehen lassen. Die Zeit ändert sich und ich sehe mehr Zusammenhalt und Solidarität – wir sind eine Gemeinschaft und sollten uns in Erinnerung rufen was verbindet und nicht darauf was uns unterscheidet.
Frauen dürfen heutzutage für sich entscheiden, wie sie leben möchten und das noch nicht sehr lange. Gerade deshalb ist es für mich schön zu sehen, wenn diese Entscheidungen auch respektiert werden. Immer mehr Frauen etablieren sich in Berufen die früher ausschließlich von Männer ausgeübt wurden. Und leben nach ihren Vorstellungen, den Können, Talente und Interessen auszuleben, sind Teile eines selbstbestimmten Lebens.
Frauenkreise sind für mich ein toller Ort geworden, sich auszutauschen, auf eine Schwesternschaft, eine Gemeinschaft zu treffen. Auch zu lernen seine Weiblichkeit zu feiern und diese ausleben zu dürfen. Sich auf den eigenen Zyklus und Biorhythmus wieder zu berufen, zu achten und sich bewusst zu machen. Und einen Raum zu haben sich selbst zu feiern und so sein zu dürfen wie man ist, jede in ihrer eigenen wunderbaren und perfekten Art und Weise“.