Der in London lebende Schriftsteller Philippe Sands ist diesjähriger Preisträger des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Das ist die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat. Der Preis wird seit 1990 an Personen vergeben, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz gegenüber den anderssprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) ausgerichtet.
„Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels verleiht Philippe Sands den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2023. Philippe Sands gehört fraglos zu den weltweit herausragendsten Juristen und Intellektuellen, die den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen und sich für eine bessere Welt einsetzen. Als Autor hat er mit zahlreichen Fachbüchern zum Völkerrecht ebenso wie mit seinen zeitgeschichtlichen Werken ein großes Publikum erreicht und bewiesen, dass Faktentreue und präzises Denken kein Gegensatz zu inhaltlichem Engagement, sondern dessen nützlichste Instrumente sind. Seine in mehrere Sprachen übersetzten Werke richten sich gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Genozide, unabhängig davon, ob sie in der Vergangenheit oder in unserer Gegenwart stattfinden. Sein Einsatz für die Verankerung des Begriffs des „Ökozids” als Verbrechen gegen die Menschlichkeit in das internationale Rechtssystem, wodurch einzelne Personen ebenso wie Unternehmen oder Staaten für die Folgen schwerer Umweltschäden verantwortlich gemacht werden könnten, zeigt, wie sehr Philippe Sands am Puls der Zeit ist“, begründet HVB-Präsident Benedikt Föger den Entscheid der Jury. Die feierliche Ehrung von Philippe Sands findet im Rahmen der Europäischen Literaturtage in einer Matinee am 19. November 2023 um 11:00 Uhr im „Klangraum Krems Minoritenkirche“ in Krems/Stein an der Donau statt.
Philippe Sands, geboren 1960, ist Anwalt und Professor für Internationales Recht und Direktor des Centre for International Courts and Tribunals am University College London. Leidenschaftlich setzt er sich für humanitäre Ziele und das Völkerrecht ein. Er formulierte u. a. die Anklage gegen den chilenischen Diktator Pinochet. 2020 erschien von ihm „Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht”, 2017 „Rückkehr nach Lemberg”, das mit dem renommierten Baillie Gifford Prize und dem Wingate Literaturpreis 2016 ausgezeichnet und Buch des Jahres bei den British Book Awards 2017 wurde. Philippe Sands hält weltweit Vorträge, hat an der New York University gelehrt und war Gastprofessor an der University of Toronto, der University of Melbourne und der Université de Paris I (Sorbonne). Er war Präsident des englischen PEN und ist Mitglied des Vorstands des Hay Festival of Arts and Literature.
Bisherige Preisträger:innen
Der Preis wurde erstmals 1990 an Milo Dor vergeben, weitere Preisträger:innen waren Viktor Frankl, Inge Merkel, Kardinal Franz König, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, H. C. Artmann, Christine Nöstlinger, Sir Peter Ustinov, Josef Haslinger, Karl-Markus Gauß, Ilse Aichinger, Konrad Paul Liessmann, Erich Hackl, Barbara Frischmuth, Klaus Wagenbach, Martin Pollack, Paul Lendvai, Erika Pluhar, Armin Thurnher, Alfred Komarek, Brigitte Hammann, Barbara Coudenhove-Kalergi, Bischof Erwin Kräutler, Doron Rabinovici, Elif Shafak, Ilija Trojanow, Francesca Melandri, A.L. Kennedy, Navid Kermani und Miljenko Jergović.