Genderfair und verständlich

capito Teammitglieder ® Stiefkind Fotografie

Eine neue Studie von capito und der Uni Graz zeigt, wie Gendern und Leichte Sprache zusammenpassen und gibt Empfehlungen für das Schreiben in inklusiver Sprache.

Leichte Sprache hilft Menschen mit Lernschwierigkeiten, komplizierte Texte von Behörden, Unternehmen und anderen Organisationen zu verstehen. Auf den ersten Blick schließt sich das mit gendergerechter Sprache aus. Immerhin ärgern sich viele Menschen darüber, dass Texte durch das Gendern schwieriger zu lesen und zu verstehen sind. Ist es also unmöglich, leicht verständlich zu gendern? „Nein“, weiß Christopher Ebner, Forscher an der Universität Graz, „Texte können genderfair sein, ohne die Verständlichkeit zu erschweren.“ Leichte Sprache und Gendern verfolgen außerdem ein wichtiges gemeinsames Ziel: Inklusion. Die von Ebner geleitete Studie setzte es sich zum Ziel, herauszufinden, welche Varianten sich dafür am besten eignen.

Verständlichkeit kann erforscht werden

Die neue empirische Studie wurde von capito in Auftrag gegeben und vom Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaften an der Universität Graz durchgeführt. Sie zeigt, dass leicht verständliches Gendern möglich ist und gibt Tipps, wie es am besten funktioniert. Dazu beurteilten 54 Personen, die Leichte Sprache brauchen, die Verständlichkeit von Texten mit verschiedenen Formen des Genderns. Darunter waren zum Beispiel Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen, die gerade Deutsch lernen. Sie überprüften Texte aus drei verschiedenen sprachlichen Schwierigkeitsstufen (A1, A2 und B1). Möglich wurde die Studie durch eine Zusammenarbeit mit dem im gesamten deutschen Sprachraum tätigen Netzwerk von capito: capito führt seit über 22 Jahren Textvereinfachungen durch, die immer auch durch Menschen aus den Zielgruppen auf Verständlichkeit überprüft werden. Die lang erprobte und TÜV-zertifizierte capito Methode stellt sicher, dass die Ergebnisse der Studie zuverlässig sind. Die Untersuchungen wurden an den capito Standorten in Graz, Berlin, Hamburg, Nordbayern und Stuttgart durchgeführt, um auch mögliche geografische Unterschiede abzudecken.

Bild 2 Walburga Froehlich ® MatthiasNiggl OffscopeMedia

Für Walburga Fröhlich (Geschäftsführerin von capito) ist Inklusion auf allen Ebenen essenziell. © Matthias Niggl (Offscope Media)

Die Ergebnisse zeigen, dass alle teilnehmenden Personengruppen folgende Formen problemlos lesen und verstehen konnten: neutrale Bezeichnungen, wie „Team“ oder „Personal“, die Nennung beider Geschlechter, wie „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“, Partizip-Formen mit „-ende“, wie z.B. „Mitarbeitende“, schnitten dagegen nicht gut ab. Texte mit dieser Gender-Form wurden nicht oder nur schwer verstanden. Andere Gender-Formen, wie zum Beispiel das Binnen-I oder der Gender-Doppelpunkt, schnitten je nach Schwierigkeitsstufe unterschiedlich ab. Ist eine neutrale Bezeichnung nicht möglich, rät die Studie zur Verwendung des Gender-Sterns. Dieser wurde in den Sprachkompetenzstufen A2 und B1 sofort und in der Stufe A1 nach einer Erklärung gut verstanden. Für die Erstellung leicht verständlicher Texte haben diese Erkenntnisse große Bedeutung. „Die neue Studie beweist, dass Verständlichkeit und Barrierefreiheit keine Gründe sein müssen, um auf das Gendern zu verzichten“, freut sich Walburga Fröhlich, Co-Gründerin von capito. Die Ergebnisse der Studie fließen auch in die neue Software „capito digital“ ein. Die Software unterstützt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz beim verständlichen Schreiben und kann von jedem Menschen genutzt werden. Mit den richtigen Kniffen beim Schreiben können also alle Menschen gegenderte Texte lesen. So gelingt Inklusion auf allen Ebenen. Zur Studie