Johanna Schneidhofer liebt es, kreativ zu sein. Sie fädelt winzige Perlen auf und macht daraus Armreifen oder Ohrringe. Sie sammelt Steine, fasst sie mit japanischen Glasperlen ein und fabriziert daraus Halsketten. Sie strickt Schals und Tücher oder häkelt Füchse im Schafspelz. Solange ihre Hände beschäftigt sind, geht es ihr gut. Valentina hat die Schmuckdesignerin für das Access Guide Magazin interviewt.
Access Guide Magazin: Woher kommt Ihre Kreativität? Wann haben Sie angefangen, zu produzieren?
Johanna Schneidhofer: Ich war schon als Kind sehr kreativ. Meine Mutter hat mich dabei immer unterstützt. Sie hat mir Handarbeiten beigebracht, also Sticken, Häkeln und Stricken. Ein sehr prägender Moment für mich war mit 14 Jahren. Damals konnten wir uns im Werkunterricht aus einer Schüssel Perlen bedienen und Schmuckstücke nach unserer Fantasie herstellen. Seit diesem Zeitpunkt beschäftige ich mich sehr gerne kreativ. Die Technik wechsle ich nach meiner Laune. Mein Interesse ist sehr flatterig: Einmal habe ich Lust auf Schmuck, dann wieder Stricken oder Häkeln. Mir ist es wichtig etwas mit Händen zu tun. Ich kann dabei wunderbar abschalten.
Access Guide Magazin: Ihre Handarbeiten sehen alle so unterschiedlich aus. Überlegen Sie sich vor jeder Produktion ein Thema oder eine Geschichte? Und wenn ja was inspiriert Sie?
Johanna Schneidhofer: Es gibt gewisse Ideen und Themen, die ich im Kopf habe, zum Beispiel Gustav Klimt: Dazu habe ich einige Schmuckstücke gemacht. Ein anderer Schwerpunkt war „Pfau“. Das Internet ist da eine sprudelnde Quelle der Inspiration. Ich verwende auch Material, das aus einem anderen Zusammenhang kommt. Mein Vater hat früher bei einem Leuchtkörper-Hersteller gearbeitet und immer wieder Glassteine oder ähnliches mit nach Hause gebracht. Aus den Steinen für einen Lüster habe ich dann eine Kette gemacht. Die trage ich sehr gerne, weil sie mich an meinen Vater erinnert.
An meine Mutter denke ich bei dieser Kette aus Flussteinen. Während einer meiner sehr schweren, depressiven Phasen habe ich meine Mama in Niederösterreich besucht. Sie ist ein Naturmensch und hat mich überredet, spazieren zu gehen. Wir sind an einem Fluss entlanggegangen. Dort habe ich die Steine gesammelt, aus denen ich später eine Kette gemacht habe. Die Steine habe ich mit Miyukiperlen eingefasst. Mit der Kette wollte ich den schönen Moment festhalten, den ich gemeinsam mit meiner Mama bei dem Spaziergang erlebt habe. Manchmal ergibt sich auch etwas ganz Anderes, als ich geplant habe. Einmal wollte ich einen Drachen wie aus Game of Thrones machen, es ist dann aber eine Schlange geworden. Mich inspirieren nicht nur Filme, sondern auch Bücher oder Mangas wie die von Yu-Gi-Oh.
Access Guide Magazin: Wie wirkt sich diese Tätigkeit auf Ihr seelisches Wohlbefinden aus?
Johanna Schneidhofer: Kreative Arbeit macht mich glücklich, sie hat mir durch viele, schwere Zeiten geholfen. Ich kann in die Arbeit eintauchen und kann alles um mich herum vergessen. Wenn ich Schmuck herstelle oder stricke, kann ich mich sehr gut auf diese Tätigkeit fokussieren. Die Zeit vergeht wie im Flug, ich kann das stundenlang machen, es beruhigt mich. Es ist ein Hobby für die Seele.
Access Guide Magazin: Stellen Sie Ihre Schmuckstücke nur für sich selbst her? Würden Sie sie auch verkaufen oder verschenken?
Johanna Schneidhofer: Im Moment nicht. Ich überlege noch – sowohl was den Verkauf betrifft, als auch Auftragsarbeiten. Für mich ist die kreative Arbeit ein Spiel. Die Verantwortung, die ich mit Auftragsarbeiten übernehmen würde, ist mir im Augenblick noch zu groß. Aber vielleicht ändert sich das ja bald.
Access Guide Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.