Viele Bücher, Filme oder Lieder drehen sich um das Thema Liebe. Die Teilnehmer*innen von Eranos, einem Projekt zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen, haben für das Access Guide Magazin einige Tipps zusammengestellt. Ilvie* ist, was die Liebe angeht, ein gebranntes Kind. Sie war öfters verliebt, aber nur selten wurden ihre Gefühle erwidert. Liebe ist bedingungslos, in ihr gibt es kein Wenn und Aber. Einmal war Ilvie verheiratet. Leider ging die Ehe in Brüche: „Das war sehr hart für mich, aber innerlich bin ich durch diese Lektion gewachsen“, sagt die junge Frau. Sie lebt nun nach dem Motto „Wer mit Liebe dich warnt und mit Achtung dich tadelt, sei dir Freund.“ In Phasen des Liebeskummers haben sie die Lieder Only you, Put your head on my shoulder oder A total eclipse of the heart getröstet.
Amiras* erste Liebe war der kleine Bruder ihrer Babysitterinnen: „Er war zwar sechs Jahre älter als ich, aber das war mir egal. Ich hab ihm auch fast täglich meine Liebe gestanden. Klarerweise hat er das von einer Fünfjährigen nicht erst genommen. Wir sind aber immer noch befreundet und lachen oft über die Vergangenheit“. An Büchern zum Thema Liebe mag Amira die Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare: „Mein liebstes Paar sind aber nicht die Hauptcharaktere sondern die homosexuellen Nebendarsteller. Die Beziehung zwischen Alec und Magnus blüht so langsam und schön wie eine Frühlingsblume. Es ist sehr realistisch dargestellt, vor allem im Hinblick darauf, dass sich Alec am Anfang der Geschichte noch nicht geoutet hat“, sagt Amira. Als musikalischen Trost bei Liebeskummer empfiehlt sie: I’m still standing von Elton John, Zu spät von den Ärzten und The Sign von Ace of Base.
Cordula* durfte als Kind meistens nur bei den Großeltern fernsehen und dort war die Filmauswahl auch stark von ihnen gelenkt: „Als erstes fällt mir „Mädchenjahre einer Königin“ (1954) ein. Romy Schneider und Adrian Hoven als Königin Victoria und Prinz Albert. In dem Film geht es um die Partnerwahl der jungen Victoria. Einige Bewerber sind von unterschiedlichen Personen aus ihrem Umfeld ausgesucht worden. Natürlich darf sie wählen. Doch bevor sie die Kandidaten kennenlernt, verliebt sie sich auf einer kurzen Reise nach Dover zufällig in Prinz Albert von Sachsen-Coburg, ohne zu wissen, wer er ist. Auch er verliebt sich in sie ohne sie zu erkennen und will sogar mit ihr durchbrennen statt als Heiratskandidat der Königin vorgestellt zu werden. Doch sein Lehrer, der ihn auf der Reise begleitet, trickst ihn aus und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als wie ursprünglich geplant nach London zu fahren. Dort fügt sich alles zum Guten: die beiden Verliebten treffen sich wieder und leben glücklich bis an ihr Ende. Warum mir dieser Film gefällt? Die Schauspieler trugen schöne Kleider – da konnte ich so wunderbar träumen. Die weiteren Zutaten wie Zufall, die sofortige gegenseitige Anziehungskraft und das Happy End sind wohl ziemlich nahe an der wahren Geschichte. Die Auswahl der Filme trafen, wie schon erwähnt, unsere Großeltern. Suchten wir einen ihrer Lieblingsfilme aus, durften wir öfter oder länger fernsehen. Also haben meine Schwester und ich viele dieser Schnulzen unzählige Male angeschaut und dabei fast auswendig gelernt. Ganz automatisch prägt sich dann die dort erzählte Geschichte ein und man verinnerlicht die Idee „wie Liebe geht“. Als sich meine Eltern scheiden ließen – ich war 13 – waren wir noch öfter als davor bei meinen Großeltern. Und umso mehr wurden Filme wie dieser eine Flucht vor der schwierigen persönlichen Situation. Ich hab ihn mir oft wegen des Happy Ends angeschaut. Das hat mir gut getan.
Ein weiterer Film, den Cordula oft bei den Großeltern gesehen hat ist „Der Kongress tanzt“ (1955) mit Johanna Matz und Rudolf Prack. Auch dieser Film hat einen historischen Hintergrund, den Wiener Kongress. Ein Zar verliebt sich in eine einfache Handschuhmacherin, es gibt aber kein Happy End. An unzähligen Abenden (weit in meine Teenager-Jahre hinein) habe ich in meiner Phantasie doch ein Happy End draus gemacht – Zar Alexander reist nicht ab und lässt Christl zurück, sondern nimmt sie mit. Für mich musste Liebe gut ausgehen. Vermutlich auch hier der Bezug zur Scheidung meiner Eltern. Im Inneren wollte ich immer ein Happy End – so sinnlos das auch war. Ein jüngerer Film, der mir gefallen hat ist „Dirty Dancing“ (1987) mit Patrick Swayze und Jennifer Grey. Das war allerdings kein Film, den ich bei meinen Großeltern angeschaut habe. Das hätten sie nie gut geheißen. Ich habe ihn mir zig Mal im Kino angeschaut: Mich faszinierte die Kombination aus Liebesgeschichte, viel Musik und tollen Tanzeinlagen. Die unerfahrene, schüchterne Penny und der Profitänzer Johnny müssen zufällig eine Tanznummer erarbeiten. Mit einigen Schwierigkeiten schaffen sie es und verlieben sich nebenbei ineinander. Im Gegensatz zu den bereits erwähnten Filmen aus den 50er-Jahren kommt es bei „Dirty Dancing“ zum Sex, was bestimmt auch einen Teil meines großen Interesses an diesem Film ausgemacht hat (ich war 16) … Patrick Swayze-Fan war ich davor schon und als er nun auch noch tanzte, war ich hin und weg.”
*Namen geändert