Wer sich bis ins höhere Alter regelmäßig bewegt, bewältigt seinen persönlichen Alltag besser und länger, bleibt selbständiger, ist damit nicht auf fremde Hilfe angewiesen und spart sich selbst und anderen Kosten für Pflege und Betreuung. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie an der MedUni Wien unter Leitung von Thomas Dorner und Richard Crevenna mit 3.308 ProbandInnen in Österreich mit einem Alter von 65 Jahren und mehr. Die Studie wurde vor kurzem in der Wiener klinischen Wochenschrift publiziert und anlässlich der europäischen Public-Health-Woche präsentiert.
Das Ergebnis der Studie zeigt: Wer sich mehr und regelmäßig bewegt, kann Aktivitäten des täglichen Lebens leichter und länger selbstständig bewältigen. Auf dem Weg dorthin helfen folgende Übungen: Pro Woche zweimal muskelkräftigende Einheiten wie Kniebeugen mit einem Sessel oder Kraftübungen mit einem Theraband oder im Fitness-Center sowie 150 Minuten pro Woche moderate Ausdaueraktivitäten, wie zügiges Gehen. Das bedeutet: „So schnell zu gehen, dass man noch problemlos reden, aber nicht mehr singen kann“, sagt Dorner, der auch den Umfang der Kraftübungen präzisiert: „Empfohlen sind etwa 10 Übungen für die jeweils großen Muskelgruppen im Körper, jede Übung zu Beginn einmal, und eine Steigerung auf zwei- bis dreimal, und jede Übung so intensiv, dass etwa 12-15 Wiederholungen möglich sind, und nach der 15. Wiederholung sollte keine weitere Wiederholung mehr möglich sein.“
Die Studie ergab aber auch, dass von den rund 3.300 ProbandInnen in Österreich nur rund ein Drittel das empfohlene Krafttraining absolviert und lediglich knapp die Hälfte der Über-65-Jährigen die nötige Ausdauerbewegung macht – und diese Zahlen lassen sich laut Einschätzung der ExpertInnen auch auf Europa umlegen. Dabei sind die positiven Effekte offensichtlich: „Wer sich bewegt und regelmäßig kräftigt, bleibt selbständiger, verfügt über einen höheren Selbstwert und ist dadurch weniger pflegebedürftig, das ist für den einzelnen Menschen, aber auch für die Gesellschaft ein Gewinn, weil er nicht von jemand anderem abhängig wird. „In eine Abhängigkeit zu geraten, löst eine Kettenreaktion an negativen Konsequenzen aus – bis hin zur Isolierung“, betont der Public-Health-Experte der MedUni Wien. Und Richard Crevenna, Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin der MedUni Wien, ergänzt: „Was mich immer wieder überrascht, ist, dass – trotz der erwiesenen Benefits von Bewegung – nach wie vor viel zu viele Menschen viel zu wenig körperlich aktiv sind. Dabei sollte man sich von jung bis alt mehr bewegen, um länger gesund, unabhängig und selbstbestimmt leben zu können. Hier bleibt nur eines: Weiterhin an einer breiten Awareness arbeiten!“