Chris Breetzi ist Sänger von „Kill the Lycan“. Die Band spielt seit über zehn Jahren Metal und reflektiert in ihrer Musik die Herausforderungen unserer Zeit. Sara* hat Chris Breetzi für das Access Guide Magazin interviewt.
Access Guide Magazin: Ist Musik für Sie harte Arbeit oder machen Sie das locker nebenbei?
Chris Breetzi: Es ist beides: In eine Metal-Band muss man viel Arbeit und Zeit reinstecken. Geld lässt sich damit nur wenig verdienen und die paar hundert Euro, die man bekommt, braucht man um Equipment zu kaufen. Für mich ist die Musik ein Hobby und eine gute Möglichkeit, Freunde zu treffen. Wir sind auch hinter der Bühne befreundet und das ermöglicht uns Live-Shows voller Energie, Härte und Humor auf die Beine zu stellen, um jedes neue Publikum zu gewinnen. Das macht viel Spass.
Access Guide Magazin: Worum geht es in Ihren Texten, wer schreibt sie?
Chris Breetzi: Die Texte schreibe ich zu 75 Prozent selbst. Mich interessieren zum Beispiel philosophische Fragen nach dem Chaos, Nihilismus oder der göttlichen Ordnung. In meinen Texten setze ich mich auch mit meiner eigenen Dunkelheit auseinander und der Möglichkeit wieder Licht in sich zu entdecken. Ich schreibe auch über den Schmerz, den mir Menschen zugefügt haben oder die Leere, die manche Menschen ausfüllt. Wir wollen die Message vermitteln: Ihr braucht euch nicht für eure Gefühle zu schämen – egal wer ihr seid oder was passiert ist: Ihr seid nicht allein!
Access Guide Magazin: Metal-Musik wird häufig als düster abgestempelt, mit welchen Klischees haben Sie zu kämpfen?
Chris Breetzi: Als Metal-Musiker wird man schon sehr oft stigmatisiert. Viele glauben, dass Metal Music „eh nur eine Schreierei“ ist und die Musiker und ihre Fans „böse“ sind. Das stimmt so aber nicht. Es ist schön, wenn man diese Vorurteile widerlegen kann. Wir sind zum Beispiel einmal im Gasthaus der Mutter eines Freundes aufgetreten. Sie hatte im Vorfeld ziemliche Bedenken. Nach dem Konzert war sie begeistert und hat gemeint: „Kommt bitte wieder, ich habe noch nie so viele nette und hilfsbereite Menschen erlebt“. In der Metal-Szene gibt es generell einen starken Zusammenhalt: Wir sind eine Familie von Outcasts und dieses Außenseitertum schweißt irgendwie zusammen.
Access Guide Magazin: Wow! Und wie kann ich Teil dieser Community werden?
Chris Breetzi: Wenn einem diese Art von Musik gefällt ist das ganz leicht, man geht einfach auf Konzerte und lernt dann eh sehr schnell Leute kennen.
Access Guide Magazin: Hören sie nur Metal oder auch anderes?
Chris Breetzi: Zu unseren musikalischen Einflüssen zählen The Ghost Inside, Architects oder Killswitch Engage. Ich mag aber auch epische Filmmusik wie etwa die Soundtracks von Hans Zimmer, die er für die „Dark-Knight Trilogie geschrieben hat oder ähnliches. Ich schließe keine Musikrichtung aus und bin kein Musik-Nazi. Für mich hat jeder Aspekt von Musik etwas Schönes, solange die Stimmung passt.
Access Guide Magazin: Was fasziniert Sie an Heavy Metal?
Chris Breetzi: Ich liebe die Intensität der Musik, sie ist ein gutes Ventil, durch das man Emotionen rauslassen kann. Ich halte es da mit dem legendären Heavy Metal-Musiker X, der gesagt hat: „Wenn ich es sage, hört mir keiner zu, wenn ich schreie schon“.
Access Guide Magazin: Danke für das Gespräch!
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*Sara (Name geändert) ist Teilnehmerin von Eranos, einem Projekt zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen.