Die Auswertung des Nachlasses von Felix Salten, der sich seit 2015 zum größten Teil im Bestand der Wienbibliothek im Rathaus befindet, hat neue Aspekte seines Wirkens, seines privaten und beruflichen Lebens in Wien und im Exil und seiner Beziehungen zu Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Heinrich und Thomas Mann, Berta Zuckerkandl oder auch Karl Kraus zu Tage gebracht. Entdeckt wurden auch bisher unbekannte Texte, wie das erotische Manuskript „Albertine“, das im Rabenhof Theater in der Spielzeit 2021/22 zur Uraufführung gebracht wird. Die Ausstellung bietet zudem die Chance, beliebte Highlights aus der Sammlung des Wien Museums wie Gustav Klimts „Pallas Athene“, die „Dame in Gelb“ von Max Kurzweil oder „Die Hexe“ von Teresa Feodorowna Ries während der Umbauzeit des Wien Museums am Karlsplatz zu sehen – ergänzt durch Objekte aus dem persönlichen Erbe von Felix Salten, der aus dem Besitz seiner Enkeltochter Lea Wyler von Zürich nach Wien entliehen wird.
Ende 1922 erschien Felix Saltens Roman „Bambi“, der zum Welterfolg wurde. Weitgehend vergessen ist, dass der Autor dieses Buches darüber hinaus als einflussreicher Journalist, mächtiger Kulturkritiker, experimentierfreudiger Theatergründer, engagierter Repräsentant des Judentums, umstrittener Literaturfunktionär und Mitstreiter des literarischen Netzwerks Jung-Wien ein bedeutender Protagonist des kulturellen Lebens der Wiener Moderne war. Anlässlich seines 75. Todestags zeigen das Wien Museum und die Wienbibliothek im Rathaus eine große Felix Salten-Ausstellung an beiden Standorten.
Felix Saltens Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus eröffnet mit zahlreichen Fotos, Lebensdokumenten, dem Manuskriptarchiv und besonders der Briefsammlung mit rund 700 Korrespondenzpartnern einen weiten Blick auf Leben und Wirken des Tausendsassas. Hinzu kommt die Nachlassbibliothek mit über 2.300 Büchern, die zahlreiche unikale Arbeits- und Handexemplare, Widmungen und eine Beleg- sammlung etwa seiner Tierbücher „Bambi“, „Florian, das Pferd des Kaisers“ und „Die Jugend des Eichhörnchens Perri“ enthält. Im Wien Museum MUSA (Felderstraße 6 – 8) stehen Saltens Biografie sowie seine kulturelle Vernetzung im Mittelpunkt. Seine vielfältigen Tätigkeiten, darunter zum Beispiel seine bisher kaum gewürdigte Rolle als Kunstkritiker im Umfeld Gustav Klimts, werden anhand bisher unveröffentlichter Dokumente vor Augen geführt und zeitlich kontextualisiert: Felix Salten erlebte die zu Ende gehende Monarchie, die Erste Republik, beide Weltkriege sowie Diktatur und Exil. In der Wienbibliothek im Rathaus (Rathaus, Eingang Felderstraße) steht sein literarisches Schaffen als Journalist und Autor im Vordergrund. In der Zusammenschau der beiden Ausstellungsteile entsteht so ein weitgehend neues Bild dieser schillernden Persönlichkeit, die Wien zwischen 1890 und Saltens Flucht in die Schweiz 1939 wesentlich geprägt hat. Die Ausstellung ist noch bis 19. September zu sehen.