Wolfgang Weitlaner ist Reisender aus Leidenschaft. Als Journalist und Vortragender ist er normalerweise selten daheim anzutreffen. Jetzt zwingt ihn seine Covid 19-Infektion dazu. Im Gespräch mit dem Access Guide Magazin schildert er sein Leben in der Quarantäne.
Access Guide Magazin: Sie sind seit zwei Wochen in Quarantäne. Wie geht es Ihnen?
Wolfgang Weitlaner: Eigentlich ganz gut. Ich bin schon auf dem Weg der Besserung und habe fast keine Symptome mehr. Wo ich mich angesteckt habe weiß ich nicht genau. Ich war in Havanna, wo ich Mitte März meinen Dienst als Vortragender und Tourenbegleiter auf einem Kreuzfahrtschiff antreten hätte sollen. Dazu kam es aber nicht, weil niemand mehr, außer der Crew an Bord durfte. In letzter Minute bin ich zurück nach Wien geflogen. Zwei Tage später hatte ich Fieber, Durchfall und einen trockenen Husten. Ich habe auch meinen Geruchs- und Geschmacksinn verloren. Mir war sofort klar, dass ich mich angesteckt habe. Ich habe 1450 angerufen. Es hat dann einige Tage gedauert bis ich getestet wurde und dann noch einmal so lange bis das Ergebnis da war. Wer 48 Stunden symptomfrei ist, gilt als gesund – auch ohne erneuten Test.
Access Guide Magazin: Wie kommen Sie mit der Isolation zurecht? Wer versorgt Sie?
Wolfgang Weitlaner: Mein Bruder und meine Nachbarn kaufen für mich ein. Sie stellen mir die Sachen vor die Tür. Ich darf zu niemandem Kontakt haben. Auch nicht zu meiner Freundin. Wir kommunizieren momentan nur über´s Smartphone. Ich halte das ganz gut aus, ich bin grundsätzlich kein ängstlicher Mensch. Auf den Kreuzfahrtschiffen habe ich schon viele, bedrohliche Situationen erlebt, wie heftige Stürme in der Antarktis. Ich vertraue auf die Technik und jetzt eben auf unser Gesundheitssystem.
Access Guide Magazin: Wird sich unsere Art zu reisen durch die Coronakrise ändern?
Wolfgang Weitlaner: Ich denke, dass die Krise da auch etwas Gutes bewirken kann und sich eine nachhaltigere Form des Reisens durchsetzen wird. Es ist nicht notwendig in fünf Tagen um die Welt zu reisen oder übers Wochenende nach London oder Barcelona zu fliegen. Das schadet nur dem Klima. Wir werden nicht mehr so viele kurze Tripps machen, sondern vielleicht alle zwei Jahre eine längere Reise unternehmen. Ich glaube, dass wir das Thema Reisen völlig neu denken werden. Die All Inklusive Angebote werden an Attraktivität verlieren, weil die Destinationen austauschbar sind. Stattdessen werden wir uns mehr für die Natur und die Menschen vor Ort interessieren: Qualität wird vor Quantität gehen.
Ein wesentlicher Punkt wird die Interaktion mit Menschen vor Ort sein. Dafür wird sich die Aufenthaltsdauer verlängern. Der menschliche Aspekt wird immer wichtiger werden. Mir ist das schon seit längerem klar. Zehn Jahre nach den Anschlägen von 9/11 habe ich mit Werner Boote einen Film über gestrandete Passagiere in Neufundland gedreht. Die Leute vor Ort haben sich rührend um diese verlorenen Menschen gekümmert. Das hat mich sehr beeindruckt.
Seit damals beschäftigt mich das Thema „Empathie“ und wie Menschen miteinander in Beziehung treten. Ich habe dann auch eine Psychotherapie begonnen, da habe ich sehr viel gelernt. Das hat den Blick auf mich und meine Mitmenschen nachhaltig positiv verändert.
Access Guide Magazin: Wie schaut ihre finanzielle Situation momentan aus?
Wolfgang Weitlaner: Nicht gut, der Tourismus ist ja von der Coronakrise extrem betroffen. Ich war für dieses Jahr recht gut gebucht, aber jetzt sind fast alle Aufträge weggebrochen. Solange ich in Quarantäne bin, bekomme ich hoffentlich Geld aus einer Betriebsausfallsversicherung. Danach werde ich mich um Unterstützung aus dem Härtefallfonds bemühen. Ich werde versuchen, mich mit diversen Schreibaufträgen durchzubringen.
Access Guide Magazin: Was haben Sie sich für die Zeit nach der Krise vorgenommen?
Wolfgang Weitlaner: Ich werde in der Zukunft noch gezielter darauf schauen, nur das zu machen, wovon ich wirklich überzeugt bin. Und ich freue mich schon darauf, wieder echten Kontakt mit Menschen zu haben und meine Freundschaften in der ganzen Welt zu pflegen.
Access Guide Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.