Karriererückschritt durch Corona

Pexels Ketut Subiyanto

Die aktuelle Pandemie hat deutliche Auswirkungen auf weibliche Karrieren. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Jobportals StepStone unter mehr als 1900 Arbeitnehmerinnen und Jobsuchenden in ganz Österreich. Demnach hat jede zweite Frau den Eindruck, dass die Coronakrise die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verschärft hat und Frauen während des Lockdowns wieder vermehrt in traditionelle Rollen gerutscht sind. Entsprechend unzufrieden sind österreichische Arbeitnehmerinnen und Jobsuchende mit der Situation: Waren vor der Krise noch immerhin 68% sehr oder eher zufrieden mit ihrer beruflichen Situation, sind seit Ausbruch der Covid 19-Pandemie nur mehr 41% aller Frauen dieser Meinung. Knapp jede Dritte (30%) ist aktuell sogar sehr unzufrieden mit ihrem Job – vor Corona lag dieser Wert noch bei mageren acht Prozent.

Zudem gehen viele Frauen davon aus, dass Unternehmen aktuell wichtigere Themen auf dem Tisch haben als die Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben – „eindeutig ein Rückschritt hinter bereits Erreichtes“, kommentiert StepStone Geschäftsführer Nikolai Dürhammer. Denn: „Wer Frauen auch in Krisensituationen nicht mitdenkt, vergrätzt die Hälfte aller Talente und Bewerberinnen. Spätestens, wenn die Wirtschaft nach Corona wieder anzieht, könnte sich das rächen.“ 95% aller Befragten geben an, dass ihnen ihr Job sehr oder eher wichtig ist. Für fast alle spielt auch der berufliche Aufstieg eine große Rolle: So geben 84% aller Befragten an, dass ihnen das Thema Karriere sehr oder eher wichtig ist. Mehr als die Hälfte (53%) aller Umfrageteilnehmerinnen möchten in einem Unternehmen problemlos aufsteigen können, immerhin 23% wünschen sich eine Frauenquote im Management.

Dabei bedeutet Karriere nicht zwangsläufig das Übernehmen von Personalverantwortung, zeigt die Umfrage: Für zwei Drittel aller Frauen (63%) ist der berufliche Aufstieg vor allem ein wichtiger Schritt zur finanziellen Absicherung. Mehr als die Hälfte (53%) sieht die Karriere als Weg zu persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung, weitere 48% verbinden damit auch Unabhängigkeit und Freiheit. „Während der Begriff Karriere in der Vergangenheit vor allem linear gesehen und mit der Übernahme einer Führungsposition in Verbindung gebracht wurde, zeigen diese Daten, dass Frauen das Thema Karriere ganz unterschiedlich auslegen“, so Dürhammer. „Wichtiger als Macht und Einfluss ist den Frauen neben der finanziellen Sicherheit vor allem das Gefühl von Erfüllung und Sinnhaftigkeit im Beruf und die soziale Anerkennung als Berufstätige.“

Um beruflich voranzukommen, zeigen Frauen einiges an Einsatz: 79% würden zusätzliche Fortbildungen absolvieren, immerhin knapp 60% sogar den aktuellen Arbeitgeber wechseln. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, sagt Nikolai Dürhammer: „Wenn Arbeitgeber wertvolle weibliche Mitarbeiterinnen nicht verlieren wollen, müssen sie weibliche Karrieren möglich machen, und das in jeder Altersstufe.“ Denn, das zeigen Aussagen einzelner Umfrageteilnehmerinnen: Kommt frau in jüngeren Jahren nicht zum Zug, weil Arbeitgeber Angst vor einem Ausfall durch Karenzzeiten haben, gilt man später oft als „zu alt“ und müsse froh sein, „überhaupt arbeiten zu dürfen.“

Fehlende Vorbilder und mangelnde Akzeptanz

Auch die fehlende Unterstützung durch Führungskräfte ist aktuell noch ein häufiges Karrierehindernis, zeigt die Umfrage, ebenso wie zu hohe Arbeitsbelastung und Rollenkonflikte in der Firma. Immerhin ein Viertel aller Befragten gibt fehlende Teilzeit- oder Home Office-Möglichkeiten als Karrierehürde an, und 21% sind nicht gewillt, sich des beruflichen Aufstiegs wegen an männliche Machtmechanismen anzupassen. „Immer noch fehlen genug Vorbilder von erfolgreichen Frauen, die auch mit Kindern Karriere machen konnten“, so Dürhammer. „Das hemmt Frauen ebenso wie die Angst davor, als Führungskraft nicht akzeptiert zu werden und sich Vorurteilen gegenüber zu sehen. Und: Ab einem gewissen Alter befürchten Frauen, im Unternehmen nicht mehr für eine Beförderung in Frage zu kommen – und das, obwohl in dieser Altersgruppe die meiste Berufserfahrung und Expertise zu finden ist.“

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