Ende September luden die CSR-Consultants des WKO-Fachverbandes UBIT zum Business-Forum. Dabei wurde diskutiert, wie CSR-Consultants Wirtschaftstreibende bei klimagerechtem Management im Einklang mit den Pariser Klimazielen unterstützen können. „Klimagerechtigkeit ist eine Forderung, die die Jugend immer wieder ausruft. Es geht dabei um Verantwortung, Fairness und Chancengleichheit. Im Bereich CSR muss auf allen Ebenen und in allen Organisationen aktiv gehandelt werden. Wir müssen schauen, dass die Generationen nach uns noch Ressourcen und Chancen erhalten“, betonte Alexandra Adler, Organisatorin des Business-Forums und Sprecherin der Wiener CSRConsultants. Die Veranstaltung zeigte, dass im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit viel Potenzial vorhanden sei.
Peter Stepanek, stellvertretender Obmann der Fachgruppe UBIT Wien, eröffnete mit den Worten: „Geht es dem Planeten und den Menschen gut, geht es der Wirtschaft gut.“ Günter Goldhahn, Sprecher der Bundesexperts-Group CSR-Consultants, stellte anschließend die CSR-Consultants vor und rief dazu auf, deren Beratung in Anspruch zu nehmen: „Lassen Sie sich inspirieren und nutzen Sie als Wirtschaftstreibende diese Chance. Wir haben österreichweit sehr gute Expertinnen und Experten, unter anderem auch zertifiziert durch die UBIT-Akademie incite.“ Im Rahmen der Veranstaltung wurde die Zertifizierung zum/zur CSR Expert/in feierlich an 12 Unternehmerinnen und Unternehmer übergeben.
Unternehmen tragen Verantwortung für Klimagerechtigkeit
Constanze Fetting von der fridays for future Bewegung in Wien widmete sich in ihrer Keynote dem Thema der Klimagerechtigkeit. Sie mahnte, dass Unternehmen sich ihrer Verantwortung nicht entziehen dürften, da sie maßgeblich zu der aktuellen Klimakrise beitragen würden: „Wir fordern von Unternehmen, alle möglichen Ressourcen für die Einhaltung des 1,5°C Zieles zu verwenden. Wir fordern von Unternehmen Klimaneutralität bis 2030. Wir fordern eine Produktionsweise, die die Biodiversität nicht weiter gefährdet. Und wir fordern eine Produktionsweise, die die Lebensgrundlage der Menschen auf der ganzen Welt, insbesondere im globalen Süden, erhält. Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer können auf verschiedenen Ebenen dazu beitragen, dass Österreich die Pariser Klimaziele einhält.“ Die WU-Studentin rief dazu auf, auf erneuerbare Energien umzusteigen, keine Dienstwägen mehr zu vergeben, sondern öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, das Gebäudemanagement umzustellen und Geldanlagen aus fossilen Brennstoffen abzuziehen. „Sie sollten sich als allererstes fragen: Wird dieses Produkt unsere Lebensqualität und das gesellschaftliche Zusammenleben wirklich verbessern? Und ist es die Treibhausgas-Emissionen und anderen Umweltauswirkungen wert, die es unausweichlich verursachen wird?“ Fetting appellierte an Unternehmerinnen und Unternehmer, Druck auf die Politik der nächsten Bundesregierung aufzubauen und ihren Einfluss zu nutzen. „Überzeugen Sie die Politik, dass es auch im Interesse der Wirtschaft ist, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Denn auf einem toten Planeten gibt es keine Wirtschaft, keine Produktion, keine Jobs und keinen Profit. Wenn Sie uns also fragen, wie können wir die Erreichung der Klimaziele in Österreich am besten unterstützen, dann ist das unser Appell an Sie: Setzen Sie sich ein, überzeugen Sie die Führung ihrer Unternehmen und dann die Kollegen in der Branche und schließlich die Politik, dass Veränderungen jetzt kommen müssen. Stellen Sie die Unternehmensstrategie auf echte Nachhaltigkeit um. Und kämpfen Sie für die richtigen Rahmenbedingungen in der Politik, sodass alle Unternehmen ihrer Branche bald nachziehen müssen.“
Scientist for future zeichnet düsteres Szenario
Christoph Matulla, Leiter des Climate Impact Teams (CIT) der Abteilung Klimaforschung am ZAMG, untermauerte Constanze Fettings Appell und mahnte in seiner Keynote, dass der Mensch ein relevanter Klimatreiber geworden sei, der über 60% Anteil am Klimawandel habe: „Wir müssen über den Generation Gap – über die Schuld, die wir unseren nachkommenden Generationen hinterlassen – nachdenken.“ Das Mitglied der Scientists for future Bewegung zeigte animierte Grafiken zum Treibhauseffekt und zum Temperaturanstieg: „Wir haben aktuell schon 1,2 Grad im Rucksack. Zeit um in die Eisen zu steigen. Denn wir lenken unser System komplett aus.“ Wobei nicht nur der Temperaturunterschied ein Problem sei, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der die Menschheit aktuell den Planeten verändere, so Matulla: „Viele Ökosysteme können mit dieser Geschwindigkeit nicht mithalten. Wir müssen nicht nur in Zuständen, sondern auch in Veränderungen und Geschwindigkeiten denken und leider auch in Beschleunigungen. Und das können wir halt nicht besonders gut.“ Für den Physiker sind Nachhaltigkeit und die Einhaltung der Pariser Ziele wichtige Ziele. Denn wir Menschen hätten die Kraft, die Erde zu zerstören und damit auch uns selber. „Einen second place, wie wir das manchmal suggeriert bekommen, also eine andere Erde, werden wir nicht erreichen. Davon bin ich überzeugt.“ Für ihn sei es wichtig, die aktuelle negative Beschleunigung aufzuhalten: „Wir können nicht einfach sagen: So wir wollen jetzt stehenbleiben. Wir haben einen wirklich langen Bremsweg.“
Smarte Lösungen
Anschließend zeigte Michael Weiss, Gründer von Smart Management und Sprecher der steirischen CSR-Consultants, wie Nachhaltigkeit in einem Unternehmen implementierbar, umsetzbar und lebbar wird und welche Veränderungen dies im Mindset eines Unternehmens bewirke: „Smart Management ist eine Lösung für all diese Themen, die vorhin in den Keynotes aufgerissen wurden. Wir haben bei der Entwicklung dieses Systems alles hineingenommen, was wir brauchen und haben dieses in einer Proof-of-Konzept-Phase mit über 100 Personen auf Universitäten und in großen Pilotbetrieben ausprobiert“, so Weiss. Hinter Smart Management stehe heute ein Software-Tool mit sieben strategischen Bereichen und 55 messbaren Indikatoren. Damit können die Aktivitäten des gesamten Unternehmens gemessen, kontrolliert und darauf basierend eine zukunftsweisende Strategie entwickelt werden. Michaela Fuchs, Head of Finance und Controlling bei APUS Software und Walter Krassnitzer, Eigentümer der steirischen Firma SMP Industrieanlagenbau und Investor von Start Ups, berichteten anschließend von ihren Erfahrungen mit dem Tool in ihren Unternehmungen.
Fridays for Future Bewegung stärkt breites Umweltbewusstsein
„This is just the beginning, change is coming, like it or not.” Mit diesem Zitat von der Klimaaktivistin Greta Thunberg leitete Moderatorin Monika Kalcsics, Reporterin bei Ö1, die anschließende Podiumsdiskussion ein. Sie fragte die Diskutantinnen und Diskutanten, ob die Forderungen der Jugend legitim seien. Domenica Tscherne, CSR-Consultant und Gründerin des Beratungsunternehmens CSR Vienna, berichtete, wie die Geburt ihres Kindes ihr die Augen für das Thema Nachhaltigkeit geöffnet hätte. Heute engagiere sich ihre jugendliche Tochter bei der fridays for future Bewegung: „Ich glaube es ist ein innerer Wunsch und Wille der fridays for future Bewegung, zu sagen, wir wollen unsere Zukunft in die Hand nehmen“, so Tscherne.
Ernst Walter Schrempf, Hotelier des Schlosses Thannegg und Mitglied bei entrepreneurs for future, leitete bereits vor 35 Jahren in seinem Hotel die Öko-Wende ein. Die Forderungen der Jugend wären für ihn legitim und der Initiatorin der fridays for future Bewegung – Greta Thurnberg – wäre er dankbar, da sie und die Berichterstattungen in den Medien ihn von seinem „Spinnerimage“ befreit hätten. Schrempf hat den ersten Klimanotstand in einem Betrieb im deutschen Raum ausgerufen. „Nachhaltige Betriebe haben eindeutig einen Marktvorteil“, meinte er. Gleichzeitig mahnte er, dass Investitionen in Österreich im Bereich nachhaltiger Tourismus nicht weiter von Banken als Risikokapital angesehen werden dürften. „Da ist die Politik gefordert“, so Schrempf.
Die WU-Studentin Constanze Fetting von der fridays for future Bewegung erzählte, dass sie sich selbst als „Hippie an der Business School“ bezeichnen würde. „Bei uns geht es sehr kritisch um die Wirtschaft, was in vielen anderen Studien an der Wirtschaftsuniversität nicht gegeben ist.“ Das würde Fetting in ihrem Engagement motivieren. Denn dies wären die Menschen, die am schwierigsten zu überzeugen wären, die aber oft Entscheidungspositionen nach dem Studium bekleiden. „Das Thema ist an der WU noch nicht sehr groß. Das ist ein unbequemes Thema. Das ist für uns eine Herausforderung und sehr wichtig, daran weiter zu arbeiten.“ Sie sprach sich gegen das Narrativ von Verzicht und Verboten sondern für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen aus. Michael Weiss vom Smart Management bejahte die eingangs gestellte Frage: “Überall wo ich heute hinkomme, kann ich mit Führungskräften über das Nachhaltigkeitsthema sprechen. Das konnte ich früher nicht. Da wurde ich als Spinner hingestellt“, erzählte er. Heute würde dank der fridays for Future Bewegung das Thema Nachhaltigkeit ernst genommen werden. „Ich bin zuversichtlich, dass dies die Vorstufe zur Veränderung ist. Es geht darum, dass wir die Klimaveränderung als Chance begreifen.“
Klimagerechtes Management ist möglich
Über Möglichkeiten der Einführung und Umsetzung eines smarten und klimagerechten Managements und Nachhaltigkeitscontrollings diskutierte in der nächsten Podiumsrunde der Moderator Michael Bauer-Leeb, CSR-Consultant vom Beratungsunternehmen Weitsicht, mit seinen Diskutantinnen und Diskutanten. Michaela Fuchs von der APUS Software erzählte von ihren Erfahrungen in ihrem Unternehmen mit einem smarten Management: „Wir arbeiten mit ausgesuchten Kennzahlen und werden in unserer eigenen Bewertung stets kritischer.“ Natürlich hätte die Umstellung Geld gekostet, es konnten dadurch jedoch auch Erfolge eingefahren werden: „Die Mitarbeiter sind zufriedener und sinnorientierter. Wir haben beim Recruiting keine Schwierigkeiten und keinen Fachkräftemangel. Und wir haben dadurch langfristige Beziehungen zu unseren Kunden. Damit sparen wir uns leere Kilometer.“ Walter Krassnitzer von SMP Industrieanlagenbau sprach ebenfalls über seine Erkenntnisse bei der Implementierung des Nachhaltigkeitsmanagements: „Nachhaltig zu werden, heißt nicht, dass man auf etwas verzichten muss. Man muss nur die Dinge gescheiter machen oder Dinge weglassen, die sinnlos sind“, so der Unternehmer. Das würde faire Beziehungen mit sich bringen, mit einem stärkeren Vertrauen zu Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern: „Wir haben heute eine andere Art des Miteinander-Umgehens“, meinte Krassnitzer.
Felix Forster von respACT berichtete, dass immer mehr Unternehmungen Informationen zum Thema Klimaschutz benötigen würden. „Klimaschutz ist ein sehr wichtiges Thema für unsere Mitgliedsunternehmen, egal welche Branche oder welche Größe. Unternehmen wollen vermehrt Informationen über Tools und methodische Arbeiten zum Nutzen erhalten. Wir versuchen darauf ein besonderes Augenmerk darauf zu legen und bemühen uns, Klimaschutz stärker zu fördern.“ International würden sich auch die Netzwerkpartner UN Global Compact und World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) seit der Agenda 2030 sehr stark auf den Klimaschutz als zentrales Schwerpunktthema fokussieren und spezialisieren.
Heinz Sares erzählte aus seiner Praxis als CSR-Consultant und dass es mittels des Greenhouse Gas Protocols heute sehr einfach wäre, den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens, seiner Standorte und Wertschöpfungsketten zu messen. „Jedes Organisation ist anders und überall kann mit der Nachhaltigkeit eingegriffen werden.“ Große Themen würden für Unternehmen Mobilität, Ernährung und die freiwillige CO2-Kompensation darstellen. „Es ist ein riesiges Feld, das da aufgeht und ich merke, dass der Carbon Footprint der Door-Opener zur nachhaltigen Auseinandersetzung in Unternehmungen ist“, so Sares.
Peter Stepanek von der Fachgruppe UBIT und selber CSR-Consultant berichtete über Möglichkeiten, ein Green Controlling in einem Unternehmen zu implementieren. Am Anfang würden dabei stets die Unternehmensziele stehen: „Neben den finanziellen Zielen werden bei der Nachhaltigkeit auch die sozialen und ökologischen Ziele mitbetrachtet“. Am Weg zum Unternehmenserfolg würden diese drei Ziele als gleichwertig angesehen werden und auch mittels eines Kennzahlen-Systems – ähnlich wie bei der Balanced Scorecard – kontrollierbar sein: „Dann habe ich eine Art Steuerungs-Cockpit, wo ich an verschiedenen Schrauben drehe. Jedes Unternehmen ist da anders, es muss handelbar sein und gefragt werden, was relevant und wirklich wichtig ist.“
Zum Abschluss betonte Alexandra Adler, Sprecherin der Landesexperts-Group CSRConsultants: „Wir haben den großen Themenaufriss in einem Stakeholder-Dialog geschafft – von der Jugend bis zu den Unternehmen kamen alle zu Wort. Das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit als CSR-Consultants.“