Kräuter für die Seele

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Kapuzinerkresse bringt Liebe und Lebensfreude ins Herz, Hopfen schenkt Ruhe und Lavendel wärmt die Seele: Die Autorin Christiane Holler hat für zahlreiche ihrer Bücher altes und neues Kräuterwissen gesammelt und weiß, dass Heilpflanzen nicht nur bei körperlichen Beschwerden helfen, sondern auch bei seelischen Leiden.

„Heilkräuter sind nicht mit einer Kopfschmerztablette zu vergleichen, die man einnimmt, und zwanzig Minuten später ist der Schmerz eingedämmt“, sagt Christiane Holler. Bei Kräutern sei das anders: „Manche wirken rasch, bei anderen dauert es ein paar Tage, manchmal länger, bis sich die Wirkung entfalten kann“, erklärt Holler. In jedem Fall müsse man sich mit den Pflanzen auseinandersetzen, sich Gedanken machen und nachspüren, ob man auf dem richtigen Weg ist. Das sei eine wichtige Arbeit und der erste Schritt zur Genesung.

Christiane Holler © Barbara Krobath

Christiane Holler © Barbara Krobath

Bei der Anwendung von Kräutern rät die Autorin aber zur Vorsicht: „Viele Menschen haben heute Überempfindlichkeiten oder gar Allergien entwickelt und reagieren mit Hautreizungen oder ähnlichem auf manche Pflanzenprodukte“, sagt Holler. Deshalb sei es empfehlenswert Kräuterprodukte anfangs nur in kleinen Mengen auszuprobieren, um herauszufinden, ob man sie gut verträgt. Außerdem sei es wichtig zu wissen, unter welchen Bedingungen die Pflanzen gewachsen sind: „Sie müssen nach den Grundsätzen des biologischen Gärtnerns gezogen worden sein. Chemie hat im Kräutergarten nichts verloren“, unterstreicht Holler. Wenn man Kräuter kauft, dann am besten in der Apotheke. Oder man zieht selbst Heilpflanzen und achtet darauf, dass diese ihre natürliche Kraft entfalten können.

Die Kraft der Natur

Kräuter werden seit Jahrhunderten in allen Bereichen des Lebens eingesetzt und zwar quer durch alle Kulturkreise und Epochen: „Die großen Kräuterkundigen der Menschheit haben viel Zeit dafür aufgewendet, Pflanzen zu beobachten und von ihrem Äußeren auf die Wirksamkeit zu schließen. So hat es die Heilkundige und Mystikerin Hildegard von Bingen vor rund neunhundert Jahren gehalten, der Arzt und Naturphilosoph Paracelsus vor rund fünfhundert Jahren, Edward Bach, Arzt und Begründer der Bach-Blütentherapie, vor bald hundert Jahren und Wolf-Dieter Storl, Ethnobotaniker, tut es heute“, erklärt Holler.

Unter den Heilpflanzen findet sich auch eine Fülle an Kräutern zur Stärkung der Seele, darunter: „Hopfenzapfen, die beruhigend wirken, Johanniskraut, das Sonne in die Seele bringt, Eisenkraut, das die Nerven stärkt, Liebstöckel und Ringelblume, die bei Niedergeschlagenheit helfen, Labkraut und Rose, die die Angst mindern oder Lavendel und Melisse, die die Gelassenheit fördern“, zählt Holler auf. Ob Angst, Schlaflosigkeit, Verzweiflung, Trauer oder Mutlosigkei: „Bei all diesen Problemen kann man auf die Hilfe der Heilkräuter vertrauen. In ihnen ist die Kraft der Erde gespeichert und das Licht der Sonne. Was immer davon auf uns übergeht, stärkt uns“, so Holler.

Heilsam fürs Herz

Christiane Holler schreibt in ihren Kräuterbüchern darüber, welche Heilpflanzen bei welchen Verstimmungen helfen. Für das Access Guide Magazin hat sie eine kleine Auswahl besonders wirkkräftiger Pflanzen zusammengestellt: Bei Ärger, Zorn, Verbitterung hilft Brennnessel, Zorn und Wut zu erkennen. Kamille bringt Hilfe bei ständiger Gereiztheit. „Was verhärtet ist, macht’s weich“, heißt’s in alten Kräuterbüchern. Löwenzahnwurzel erleichtert die Bitterkeit. Lavendel hilft, trotz Gereiztheit, die Mitte zu finden. Majoran unterstützt, wenn sich tiefe Ängste in Zorn ausdrücken. Wermut ist gut bei Verbitterung. Er gilt als stärkstes Leberkraut und ist sehr bitter, wie die meisten Kräuter, die in diese Rubrik fallen.

Bei innerer Unruhe hilft eine Tasse Tee aus Beifuß, Gänseblümchen, Kamille, Schachtelhalm, Schafgarbe, Wegwarte. Jede Pflanze kann für sich oder in Kombination mit den anderen verwendet werden. Wenn es darum geht, das Herz zu öffnen und es aus der inneren Enge zu befreien, bieten sich folgende Kräuter an: Beifuß stärkt Trauernde, Eisenkraut lindert Zorn und Angst und macht das Gemüt wieder hell, Fenchel schenkt klaren Blick und Fröhlichkeit, Hopfen ist erste Hilfe bei Nervosität, Kamille lässt alles leichter werden und Linde nimmt die Unrast. Baldrian stärkt jene, die sich überlastet fühlen. Basilikum lässt Unnützes beiseiteschieben, Eisenkraut unterstützt geistige Arbeit. Engelwurz schenkt Vertrauen und Selbstbewusstsein. Zinnkraut fördert die Zielstrebigkeit

Küchenkräuter mit positiven Auswirkungen auf das Seelenleben: Dill schützt vor trüben Gedanken. Kerbel hilft bei Erschöpfung. Majoran wirkt ausgleichend. Liebstöckel ist ein Liebeskraut. Lorbeer ist eine Pflanze der Inspiration und der seelischen Reinigung. Petersilie schützt vor bösen Geistern. Wacholder stärkt das Selbstvertrauen. Anis, Basilikum, Ingwer, Rosmarin und Zimt schenken darüber hinaus fröhliche Stimmung.

Mutkräuter für Verzagte, Unsichere und Wankelmütige: Anis hilft, dass man sich beschützt und gestärkt fühlt. Beifuß schenkt der Seele Stärke. Melisse gibt Mut und Kraft, damit man auch Liebe annehmen kann. Pfefferminze gibt Kraft, stärkt die Nerven und löst Angst auf. Ringelblume schenkt Kraft für klare Gedanken.

Schlafkräuter: Sie helfen nicht nur, Schlaf zu finden, sondern auch ruhiger zu werden. Zu den Schlafkräutern zählen zum Beispiel Baldrian, Hopfen, Melisse und Lavendel.

Magische Kräuter: Kräuter wurden oft mit Wünschen belegt: mit der Bitte um Schutz oder Hilfe zum Beispiel. Oft ging es auch um Liebesdinge oder um Geld. Bei all diesen Wünschen kamen früher die „magischen Kräuter“ zum Einsatz: Anis löst Ärger und lässt die Liebe wieder fließen. Bärlauch schenkt neue Lebenskraft für einen Neubeginn. Kümmel gibt klaren Blick, auch bei finanziellen Entscheidungen. Mädesüß, die „Wiesenkönigin“, schenkt Liebe und Segen. Majoran hilft bei allen Themen, die mit Geld verbunden sind. Waldmeister ist ein Kraut für Liebe und Liebestrank.

Tee gegen Angst: Dafür mischt man frische Borretschblätter und -blüten, Melisseblätter und Kamille oder Lavendel zu gleichen Teilen. Für eine Tasse Tee nimmt man von dieser Mischung ein bis zwei Teelöffel voll. Die Kräuter mit siedend heißem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen. Am besten abends trinken.

Homepage Christiane Holler