Kunst und Kultur sind wesentliche Säulen der gesellschaftlichen Entwickling. Das Recht jedes Menschen am kulturellen Leben der Gemeinschaft teilzunehmen, wurde bereits 1948 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte formuliert. Dennoch wird Personen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilhabe immer noch erschwert. Nicht selten sind sie mit physischen Barrieren konfrontiert oder erleben soziale, intellektuelle oder kommunikative Einschränkungen, die ihren Zugang zu Inhalten und Informationen erschweren. Deshalb sind Museen, als Orte der Begegnung, besonders gefordert, sich aktiv mit Barrierefreiheit und inklusiver Vermittlung auseinanderzusetzen. Einen umfassenden Überblick über die entsprechenden Angebote in Österreich gibt der frisch gedruckte „Museums Guide inklusiv“. Vorgestellt wurde das Handbuch Anfang März im Wiener Museumsquartier. „Die Mehrheit der österreichischen Museen ist zwar barrierefrei ausgestattet und bietet unterschiedlichste inklusive Vermittlungsformate an. Aber diese Angebote sind oftmals nicht ausreichend bekannt, es fehlte bisher ein entsprechender Überblick. Der neue Guide schließt diese Informationslücke“, betonte Bettina Leidl, ICOM-Vizepräsidentin und Direktorin des MuseumsQuartier Wien bei der Präsentation.
Maßgeblich eingebunden in die zweijährige Vorbereitungsphase des Guides war neben dem ICOM Österreich (Österreichisches Nationalkomitee des International Council of Museums) auch die Essl Foundation sowie das von Martin Essl 2010 ins Leben gerufene „Zero Project“. Per Fragebogen wurden österreichische Museen dazu aufgerufen, ihre spezifischen Angebote rund um Inklusion und Barrierefreiheit bekannt zu geben. „Erhoben wurde nicht nur die physische Zugänglichkeit, sondern auch die Aufbereitung von Inhalten etwa mithilfe von leichter Sprache oder Hörstationen, sowie Spezialangebote wie Workshops und Führungen“, erklärte Herausgeberin Doris Rothauer.
Inklusion und Barrierefreiheit betrifft viele Bereiche eines Museums: Mobilitätsbeeinträchtigte Personen brauchen etwa barrierefreie Zugänge, entsprechende Durchgangsbreiten oder Behindertenparkplätze. Für hörbeeinträchtigte Menschen ist eine visuelle Umsetzung von Informationen notwendig. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen brauchen wiederum entsprechende Orientierungshilfen, die mit starken Kontrasten und taktilen Hilfsmitteln arbeiten und andere Formen der Vermittlung, die nicht nur Fakten, sondern auch Stimmungen miteinbeziehen. Bei intellektuellen Barrieren helfen beispielsweise Informationen und Texte in „leichter Sprache“. „Besonders wichtig ist auch, dass all diese Angebote gemeinsam mit Betroffenen entwickelt werden“, unterstrich Martin Essl, der den Guide auch als Inspiration für Museumsdirektor:innen bezeichnete, man könne immer voneinander lernen. Dieser Meinung schloss sich auch Klaus Höckner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs” an. Für ihn ist Inklusion ein Prozess.
Über den Museums Guide inklusiv 2023
Der Museums Guide inklusiv listet das breit gefächerte Angebot der österreichischen Museen auf. Besonderer Wert wurde daraufgelegt, keine Rankings oder Bewertungen durchzuführen. Vielmehr liefert dieser Überblick eine Orientierung im Informationsdschungel und stellt für die Museen eine Motivation dar, noch besser zu werden. Die Online-Version bietet die Möglichkeit nach unterschiedlichen Suchkriterien das passende Museum für die jeweilige Form der Behinderung zu finden. Die Website wird laufend durch aktuelle Informationen ergänzt. Der Guide und die Website sind barrierefrei gestaltet sowie in einer für Mobiltelefone geeigneten Version abrufbar.
Neben der nach Bundesländern geordneten Vorstellung der Häuser gibt ein Anhang auch Auskunft darüber, bei welchen Museen, welche Spezialangebote umgesetzt wurden. Diese Angebote reichen vom barrierefreien Eingang, dem ermäßigten Eintritt, einem barrierefreien Empfang, der Verfügbarkeit barrierefreier WCs, taktiler Orientierungshilfen, Rollstuhl- oder Rollator-Verleihmöglichkeit oder induktive Höranlagen über die Erlaubnis Begleithunde mitzunehmen bis hin zur barrierefreien Website des Museums. Bei den Spezialangeboten, wie etwa Führungen und Workshops, wird überdies nach Eignung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung, für Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder für Menschen mit Demenzerkrankung unterschieden. Angebote in leichter oder einfacher Sprache, Audioguides, Multimedia-Guides oder Hörstationen ergänzen die Informationen.
Erhältlich ist der „Museums Guide inklusiv“ neben dem gut sortierten Buchhandel auch in den Museumsshops der österreichischen Museen und durch die Kooperation mit der Monopolverwaltung GmbH in den Tabak-Trafiken Österreichs. Der Verkaufspreis von 9,90 Euro soll auch hier eine Form der „wirtschaftlichen Barrierefreiheit“ verdeutlichen.