Museum der Erinnerung

© Rosie Potter

Die wieder eröffnete Ausstellung „Für das Kind“ ist all denen gewidmet, die 1938/39 in Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und in Polen, zehntausend – hauptsächlich jüdischen – Kindern halfen, der Tötungsmaschinerie des Nazi Regimes zu entkommen und ihr Überleben zu sichern. In einer Zeitspanne von 9 Monaten wurden fast 100 Zugreisen von tapferen, aufopfernden Menschen organisiert, die Kinder unter 17 Jahren, unter der Schirmherrschaft des Central British Fund, aus ihren Geburtsländern in Sicherheit brachten. Die Kinder kamen mit dem Zug nach Holland, dann mit der Fähre von Hook/Holland nach Harwich und weiter mit dem Zug nach London Liverpool Station. Dies war die hervorragende Rettungsaktion „Kindertransport“. Der 1. Kindertransport ging am 10. Dezember 1938 von Wien Westbahnhof nach London, der letzte am 22. August 1939.

Jedes Kind durfte nur einen Koffer mitnehmen. Der Inhalt war streng vorgeschrieben – keine Schmuck- oder Wertgegenstände, kein Geld, Musikinstrumente oder Kameras. Meist fuhren die Züge mitten in der Nacht ab, nur kurz davor erfuhren die Eltern den Termin und es gab keine Zeit für lange Verabschiedungen. Diese Gegenstände waren oft die letzte Erinnerung, die die Kinder mit ihren Eltern verband. Mehr als zwei Drittel der geretteten Kinder haben ihre Eltern nie wiedergesehen.

Die Ausstellung zeigt Bilder von den Objekten, die die Kinder mit sich auf ihre Reise – in eine unbekannte Zukunft – nahmen. Auf den 23 Kunstdrucken sind Köfferchen mit den verschiedenen Besitztümern zu sehen. Die kastenförmigen Holzrahmen erinnern an traditionelle Museumsvitrinen. Die ins Glas eingravierten Zitate sind die heutigen Schriftzüge des jeweiligen überlebenden „Kindes“. Sie stammen aus Briefen, persönlichen Niederschriften, aus Telefongesprächen und sind Anmerkungen der „Kinder“ bei den diversen Treffen mit den Kuratorinnen. Der Text ist willkürlich über und um die Objekte gesetzt.

Das Museum zur Erinnerung „Für das Kind“ in Wien ist weltweit das Einzige in seiner Art mit dem Fokus auf den Kindertransport, sie wurde kuratiert von Rosie Potter und Patricia Ayre. Zu sehen ist die Ausstellung von Montag bis Freitag in der Wiener Urania.