Nach knapp vier Jahren Umbau öffnet das Wien Museum am Karlsplatz Ende des Jahres wieder seine Pforten. Das Stadtmuseum wurde nicht nur umfassend saniert, sondern auch maßgeblich erweitert: Freuen darf man sich auf ein „schwebendes“ neues Geschoß, eine beeindruckende öffentliche Terrasse, gastronomische Angebote und vieles mehr.
1959 als „Historisches Museum der Stadt Wien“ am Karlsplatz eröffnet, war das vom bekannten Wiener Architekten Oswald Haerdtl entworfene Gebäude der erste und für lange Zeit einzige Wiener Kulturneubau der Nachkriegszeit. Über die Jahre machte den Verantwortlichen jedoch Raumknappheit und ein dringender Sanierungsbedarf zu schaffen. Anstelle eines Neubaus fiel 2013 die Entscheidung zugunsten einer Sanierung und Erweiterung des bestehenden Museums.
Die Arbeiten begannen 2019, der offizielle Spatenstich zum Umbau erfolgte Mitte 2020. Der denkmalgeschützte Haerdtl-Bau wurde unter dem österreichischen Architektenteam Certov, Winkler + Ruck (die sich im Wettbewerb gegen 273 Büros aus 26 Ländern durchsetzen konnten) mitsamt der Außenfassade umfangreich saniert. Über die drei Etagen des historischen Baus streckt sich künftig die völlig neu gestaltete Dauerausstellung. Sie dokumentiert die Wiener Stadtgeschichte von unten (Römerzeit) bis oben (Gegenwart). Darüber kommt dann Neues: Über diesem Altbau „schwebt“ nun ein Obergeschoß. Ein aufgesetzter Kubus aus Sichtbeton, in dem in Zukunft die Sonderausstellungen gezeigt werden. Ein besonderes Highlight ist das entstandene Verbindungselement im Freiraum zwischen dem alten Gebäudeteil und dem Kubus: ein frei zugängliches Terrassengeschoß mit Traumausblick auf die Karlskirche und die Umgebung. Dieses Fugengeschoß bietet neben dem Panorama auch Platz für ein Café, ein Veranstaltungszentrum und Vermittlungsateliers.
Doppelte Nutzfläche für Poldi und Co.
Ziel des Projekts war – neben der Modernisierung und Erweiterung des Gebäudes –, die Umgebung miteinzubeziehen. Der Eingangsbereich wurde um einen großzügigen Glaspavillon ergänzt. Eine Plaza vor dem Museum sowie ein dem Karlsplatz zugewandtes Restaurant mit Gastgarten im Erdgeschoß) sorgen für eine starke lokale Präsenz. Das Museum ist nun zur besseren Orientierung spiralförmig gestaltet. Das ehemalige Atrium wurde zu einer zentralen, 25 Meter hohen Halle umgebaut. Dort sind künftig Großobjekte untergebracht: Praterwal „Poldi“, eine zehn Meter lange und 1,7 Tonnen schwere Walfigur aus dem legendären ehemaligen Pratergasthaus „Zum Walfisch“, sowie eine prunkvolle Bürgermeisterkutsche aus dem 19. Jahrhundert, ein Modell des Stephansdoms und die Originalskulpturen des Donnerbrunnens.
Die Nettonutzfläche des Museums konnte fast verdoppelt werden – von 6.900 auf 12.000 Quadratmeter. Für die Dauerausstellung sind 3.000 (statt bisher 2.000), für die Sonderausstellungen 1.200 Quadratmeter vorgesehen. Auch die Energieeffizienz wurde maßgeblich gesteigert. Dank Geothermie für die Heizung und Kühlung, Photovoltaik und einer entsprechenden Dämmung ist das Gebäude annähernd energieautark.
Erst die Dauer- dann Wechselausstellungen
Der Countdown bis zur geplanten Wiedereröffnung am 6. Dezember 2023 läuft. Bis dahin wird bis in den Herbst hinein die neue Dauerausstellung aufgebaut. Sie soll bei der Wiedereröffnung im Fokus stehen. Die erste große Sonderausstellung ist ab 1. Februar 2024 dem legendären Barock-Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach gewidmet, der unter anderem die benachbarte Karlskirche entworfen hat. Ab 22. Mai 2024 beleuchtet eine Sonderausstellung die Secessionsbewegungen in Wien, Berlin und München um 1900. Für das Projekt Wien Museum Neu waren 108 Millionen Euro vorgesehen, aufgebracht durch die Stadt Wien. Während der mehrjährigen Schließung diente das Wien Museum MUSA als Ausweichquartier. Wien Museum