Momentan arbeitet die Redaktion des Access Guide Magazins vom Home Office aus. Im Projekt „Logbuch C“ schreiben wir gegen die Krise an und berichten einmal wöchentlich aus unserem Alltag daheim. Im zweiten Teil der Serie erzählt Philip vom Leben im Lockdown-Modus: „Heute fühle ich mich wie ein angeschlagener, ausgelaugter Boxer. Ich schleppe mich jeden Tag mit einer Mischung aus Motivation und dem Gefühl kurz davor zu sein aufzugeben zum Training, immer im Wissen darum, dass der entscheidende Titelkampf noch aussteht und ich bestens darauf vorbereitet sein muss. Doch nach dem anstrengenden, aber erfolgreich absolvierten Titelkampf, steige ich aus dem Ring mir der Erkenntnis, dass auch der eben beendete nur ein „Vorbereitungskampf“ war.
Grau, grau, grau, grau, hat auch das Potenzial eine schönere, eine schöne Farbe zu sein. Wenn sie nur etwas heller und bläulich wäre. Frage der Perspektive. Und täglich grüßt du, Murmeltier.
Das Wort Ambivalenz gefällt mir sehr gut, weil es immer und überall präsent zu sein scheint. In jeder Situation, besser gesagt in jeder Beschreibung jeder noch so kleinen Situation scheint es enthalten zu sein. Ambivalent ist auch meine Haltung, sind auch meine Gefühle gegenüber der Lage in der wir uns derzeit befinden. Deshalb kann ich auch nur schwer beschreiben, wie ich mich aufgrund der einschränkenden Gegebenheiten und den drastischen, kurzfristigen Veränderungen fühle.
Ich empfinde diese „Krise“ als Chance, jedoch zugegebenermaßen auch bedrohlich, zeitweise einschüchternd. Ich hätte lieber die Chance, ohne den Part den die Bedrohlichkeit dabei spielt. Aber ich schätze, die beiden gehen Hand in Hand. Würde man sie trennen, würden sie sich beide in Staub auflösen. Zumindest in meiner Fantasie.
Wenn ich so gerade darüber nachdenke, erwärmt es mein Herz, dass das Land, präziser dessen Bewohner, scheinbar wieder ein Stückchen näher zusammenrücken und im Zuge dieser Ausnahmesituation die Menschlichkeit im Gegenüber wiederentdecken. Zumindest denke ich ein bisschen davon mitbekommen zu haben.
Wieder einmal wird mir an diesem Tag bewusst, was für ein wetterfühliger Mensch ich bin und wie sehr ich die natürliche Sonne genieße. Was selbstverständlich klingt, vergesse ich gar nicht allzu selten. Leichte Sonnenstrahlen die in der Früh ihren Weg durch die noch geschlossenen Jalousien gefunden haben, weckten mich auf. Nach diesem herrlichen Start in den Tag, habe ich den morgendlichen Schwung genutzt und einen Früh-Spaziergang bei herrlichem Wetter unternommen.
Nach ein paar Minuten in der Natur, gab es nur mehr selbige und mich. Leichtigkeit. Befreiung. Wenn ich Vögel scheinbar aufgeregt zwitschern höre und das Grüne förmlich riechen kann, bin ich mir selbst, meiner Mitte spürbar am nahesten. So auch heute.
Die Momente in denen sich die Mauer aus Problemen von selbst abbaut, beziehungsweise ich sie Stein für Stein zur Seite schaffen kann und somit einen unverstellten Blick habe, sind im Augenblick meine Definition von Glück. Nur wenn sich Glück und Unglück die Waage halten, in Symbiose leben, kann ich das Eine genießen und wirklich wertschätzen und bin für das Andere gestärkt und gewappnet.
Die Voraussetzungen, das Potenzial in mir zu haben um glücklich sein zu können, Glücksmomente empfinden zu können, daran erinnert zu werden, das zu wissen und daran festzuhalten, gibt mir für wenige Augenblicke unendlich viel Kraft. Diese Erinnerung benötige ich immer wieder. Wie auch heute.
Weiß, violett, rot und ein sattes Grün sehe ich vor mir. Nicht ausgeschlafen, aber doch munter und nicht ohne Unternehmungslust. Musik kann berühren. Musik ist Glück und Möglichkeit für mich.
Ich schaffe mir Struktur um etwas zu haben an dem ich mich festhalten kann. Orientierungspunkte, auch wenn noch so klein, doch sichtbar. Sonne. Schon mal erwähnt. Sie ändert viel. Komisch. Auch wenn ich mich aufgrund der Ausgangsbeschränkungen zur Zeit eher freuen müsste, wäre schlechtes Wetter und somit kein Grund da etwas zu unternehmen, freue ich mich doch über jeden wolkenlosen Himmel und jeden Sonnenstrahl der mich trifft. Schätze es zur Zeit so sehr, wie ich es vermutlich schon länger nicht mehr getan hab.
„Akzeptiere das, was du nicht zu ändern kannst.“ Die Verinnerlichung dieses Satzes hilft mir gerade ungemein, trotz aller Hindernisse auf dem Weg zu bleiben, den ich schon längst eingeschlagen habe.
Ich fühle eine Schwere die ich weder als positiv noch negativ bezeichnen kann. Eine Schwere die sich jeder Beschreibung entzieht. Dazu eine tiefe Müdigkeit, vielleicht eher eine tiefe Erschöpfung, die all meinen Bewegungen innewohnt. Zu guter Letzt eine Leere die ursprünglich eine Fülle, ein zu-viel-sein an Dingen ist. Sich nun hinter der Erscheinung einer allumfassenden Leere verbirgt. Ende heute.
Alles wiederholt sich. Wiederholung. Wiederholung. Auch in der Wiederholung. Mit kaum wahrnehmbare Veränderung kleine Details. Somit wohl auch alles Veränderung, Veränderung. Manchmal, wie auch heute, frage ich mich was es bringen soll meine Gedanken zu Papier zu bringen. Niemanden interessiert es. Es ist nur Tinte auf Papier. Sind nur Buchstaben in ansonsten leeren Zeilen. Blau auf weiß. Null und nichtig. Außerdem kommt es mir so vor, als würde ich beim Schreiben immer um das Eigentliche, das Essenzielle „herumschreiben“. Darauf was ich eigentlich schreiben möchte/sollte habe ich keinen Zugriff. Die Verbindung von Kopf zu Papier scheint zu instabil zu sein, um das wahrlich Wichtige transportieren zu können. Ob ich das Hauptthema absichtlich umkreise ohne je in den Sturzflug zu gehen, oder unbewusst, kann ich nicht mit endgültiger Sicherheit sagen“ .