Wie kann ein progressiver Umgang mit Mehrsprachigkeit aussehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der diesjährige Vortragsschwerpunkt Mehrsprachigkeit der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien. Die Vortragsreihe startet am Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar und greift Themen wie Sprachenrechte, Sprachverbote und Mehrsprachigkeit in Schulen auf.
„Wien ist eine vielfältige Stadt, immerhin leben hier Menschen aus rund 180 Nationen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in unserer Gesellschaft wider, so sprechen etwa über 50 % der Schüler*innen in Wien zwei Sprachen oder mehr. Natürlich ist es von zentraler Bedeutung, Deutsch zu lernen, wenn man in Österreich lebt und hier aufwächst. Es ist jedoch auch wichtig, Mehrsprachigkeit als Ressource anzuerkennen und zu fördern. Mehrsprachig aufzuwachsen muss eine Chance und kein Hindernis sein, um in der weiteren Bildungslaufbahn erfolgreich zu sein“, sagt Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr:
Die vierteilige Reihe startet am 21. Februar mit dem Vortrag „Perspektiven auf die Zukunft der Mehrsprachigkeit“ von Oliver Gruber von der Arbeiterkammer. Der Vortrag setzt sich mit der historischen und aktuellen Entwicklung des Spannungsverhältnisses zwischen der Mehrsprachigkeit von Individuen und Gesellschaft einerseits und den einsprachigen Strukturen und Normen der Staaten andererseits auseinander und stellt 14 Thesen zu Sprache/Sprachenpolitik in Österreich und Europa vor. Die Thesen reichen von „Jeder Mensch ist von Natur aus mehrsprachig veranlagt“ bis zu „Niemals lernt man eine gemeinsame Sprache durch das Verbot der Muttersprache“ und wurden auch im 2022 erschienenen Sammelband „Fokus Mehrsprachigkeit“ veröffentlicht, der von Oliver Gruber und Michael Tölle herausgegeben wird. „Um den Schatz der Mehrsprachigkeit zu heben, braucht es progressive Perspektiven auf die Österreichische Sprachenpolitik, unsere 14 Thesen und die sie vertiefenden Beiträge geben dazu konkrete Anstöße”, sagt Oliver Gruber, der die Vortragsreihe auch mitorganisiert.
Mehrsprachige Angebote
Die Stadt Wien bietet diverse mehrsprachige Angebote an. So helfen etwa Erklär-Videos in unterschiedlichen Sprachen Neuzugewanderten bei ihrem Start in Wien, Videodolmetsch erleichtert die Kommunikation mit Behörden und muttersprachliche Lesepat*innen unterstützen Kinder beim Lesen in der Erstsprache. Auch die Dialogreihe mit den Communities „Dein Wien. Deine Stadt“ befasst sich dieses Jahr mit der Frage der Mehrsprachigkeit. „Deutsch zu können bzw. Deutsch zu lernen steht nicht in Widerspruch zum Beherrschen der Muttersprache, wie es oft missverständlich debattiert wird. Es ist evident, dass Mehrsprachigkeit nie ein Nachteil sein kann. Mehrsprachigkeit ist ein wichtiges Kapital, dieses ungenutzt zu lassen, käme einer Ressourcen Vergeudung nahe. Mit zahlreichen Projekten versucht die Abteilung Integration und Diversität daher dieses Potenzial in den Vordergrund zu rücken“, sagt Kemal Boztepe stellvertretender Leiter der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien. Weitere Infos zu den Vorträgen gibt es hier.